Manchester United am Tiefpunkt: "Zur Hälfte sauer" – Gegner haben Mitleid

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Manchester United war einmal eine feste Größe im internationalen Fußball. Doch der stolze Klub hat einmal mehr einen Tiefpunkt erreicht. Das Wetter wurde zeitweise zum Klischee: Während Manchester United im Ligapokal beim englischen Viertligisten Grimsby Town 0:2 zurücklag, öffneten sich die Wolken und ließen wie in einer Szene aus einem kitschigen Hollywoodstreifen einen mächtigen Schauer auf die deprimierten Profis niedergehen. Zwar kämpften sich die "Red Devils" im weiteren Spielverlauf noch auf 2:2 zurück, doch in einem dramatischen Elfmeterschießen verloren sie mit 11:12 – und machten so einen neuen Tiefpunkt im Niedergang des englischen Rekordmeisters perfekt. Der Klub steht nicht nur wortwörtlich mal wieder im Regen. "Spiel ohne jegliche Intensität" Nach dem Abpfiff ließ Trainer Rúben Amorim trotz des Comebacks nach 0:2-Rückstand kein gutes Haar an der Leistung seiner Mannschaft. Er bemängelte unter anderem "die Art und Weise, wie wir das Spiel ohne jegliche Intensität begonnen haben. Wir waren komplett verloren. Es ist schwer, das zu erklären." Der Trainer sieht in dem lustlosen Auftritt ein Muster: "Wenn du verlierst, aber du siehst etwas Neues, dann ist das etwas anderes. Wenn du etwas wie heute siehst, dann ist es schwer, darüber zu sprechen", so der 40-Jährige. Amorim hatte erst im November des vergangenen Jahres nach einer erfolgreichen Zeit bei Sporting Lissabon die Mission angetreten, den schlafenden Riesen United zu erwecken. Doch in der vergangenen Saison gab es in 42 Spielen unter seiner Verantwortung nur 17 Siege, acht Unentschieden und 17 Niederlagen. Am Ende spielte United mit Platz 15 die schlechteste Premier-League-Saison seiner Geschichte. Die Hoffnung auf den Umbruch Dennoch durfte Amorim bleiben. Die Hoffnung war, dass der Portugiese mit einer ganzen Saisonvorbereitung und einem erneut mit viel Geld verstärkten Kader die Kehrtwende schaffen würde. Insgesamt knapp 230 Millionen Euro investierte United in neue Spieler, holte unter anderem Benjamin Šeško von RB Leipzig für über 76 Millionen Euro. Es ist bereits die vierte Saison in Folge, in der der Klub über 200 Millionen Euro für neue Spieler ausgibt. Geholfen hat es nichts. Nach nur drei Pflichtspielen in der neuen Saison ist die Aufbruchstimmung ein weiteres Mal verflogen. In der Liga gab es zum Auftakt eine 0:1-Niederlage gegen den FC Arsenal und am zweiten Spieltag ein enttäuschendes 1:1 gegen den FC Fulham . Nun folgte das Aus im Ligapokal gegen den Viertligisten, bei dem sogar der Gegner schon Mitleid hatte. Brimsby-Torhüter Christy Pym sagte nach dem Spiel: "Ich bin ein Man-United-Fan, also bin ich zur Hälfte sauer." Erschwerend kommt hinzu: Amorim wirkt ratlos und glaubt offensichtlich bereits, die Spieler nicht mehr erreichen zu können. "Wir wissen, dass die Leute im Moment auf alles achten, auf jedes Detail und wir zeigen diese Leistung heute", sagte er nach der Pleite gegen Brimsby Town. "Die Spieler haben heute wirklich laut mit mir gesprochen", so der Coach. "Wir haben ein Spiel am Wochenende und dann zwei Wochen Zeit", sagte Amorim mit Blick auf die anstehende Länderspielpause und prophezeite düster: "Dann werden wir die Dinge klären." Übersetzt heißt das wohl so viel wie: Die Spieler wollen nicht mehr für mich spielen und ich werde bald entlassen. Die Konstanz ist weg Es wäre eine von zahlreichen Trainerentlassungen bei Manchester United in den letzten Jahren. Während der 27 Jahre andauernden Amtszeit von Erfolgstrainer Alex Ferguson, der mit dem Klub zwischen 1986 und 2013 unter anderem 13 Mal die englische Meisterschaft, zweimal die Champions League und fünfmal den englischen Pokal gewann, war United ein Ausdruck von Konstanz und Stabilität. In den zwölf Jahren seit dem Rücktritt des Schotten verschliss United bereits neun Trainer, darunter mit Louis van Gaal und José Mourinho große Namen des Weltfußballs. Mit Amorim könnte der zehnte bald folgen. Seine sportliche und finanzielle Vorherrschaft über die Liga büßte der Klub dabei Stück für Stück immer weiter ein. Die Zustände im Klub wurden dabei vielfach kritisiert. Mourinho führte die "Red Devils" noch zum Sieg in der Europa League und holte in der Saison 2017/2018 die Vizemeisterschaft – musste dann jedoch gehen. Später beschrieb der Portugiese, der in seiner Karriere bereits zweimal die Champions League sowie zahlreiche weitere nationale und internationale Titel gewann, die Vizemeisterschaft mit dieser United-Mannschaft als "größte Errungenschaft" seiner Karriere. Was auf den ersten Blick wie die beleidigten Worte eines entlassenen Trainers wirkten, offenbart sich mit Blick auf Uniteds aktuelle Situation fast als düstere Prophezeiung. Nach Mourinho erreichte United nur noch einmal den zweiten Platz. Die angestrebte Meisterschaft blieb aus – stattdessen ging es für den Klub stets nur weiter nach unten. Weder die mehrfachen Trainerwechsel noch der Einstieg der von Milliardär Jim Ratcliffe geführten Ineos-Gruppe konnten dem tiefen Fall des Klubs Einhalt gebieten. Die spektakuläre Rückholaktion von Cristiano Ronaldo , der bereits zwischen 2003 und 2009 für United aufgelaufen war, endete im November 2022 nach nur etwas mehr als einem Jahr mit einer hässlichen Trennung. Auch Ronaldo kritisierte die Zustände im Verein anschließend öffentlich. Zwischen seinem Abgang und seiner Rückkehr nach Manchester habe sich nichts verändert. In seiner Abschiedsrede im Jahr 2013 hatte Erfolgstrainer Ferguson Manchester United noch als den "größten Klub, den es auf der Welt gibt" bezeichnet und im Anschluss zum bislang letzten Mal den Meisterpokal entgegengenommen. Er hatte betont, dass es ihm wichtig sei, "eine Organisation in ihrer bestmöglichen Verfassung zu hinterlassen". Von dieser Verfassung ist Manchester United aktuell weit entfernt – und es scheint fraglicher denn je, ob sie den Weg zurück jemals finden werden.
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