Mosbach: Traditionsbetrieb Hüller Hille vor dem Aus

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Nach mehr als 100 Jahren Firmengeschichte steht der Maschinenbauer Hüller Hille aus Mosbach vor dem endgültigen Aus. 76 Beschäftigte verlieren ihre Jobs. Beim Maschinenbauer Hüller Hille aus Mosbach in Baden-Württemberg gehen die Lichter bald endgültig aus. Ende August wurde vom Amtsgericht Mosbach ein vorläufiger Insolvenzverwalter, Olaf Spiekermann, für das Unternehmen einbestellt. Wie Spiekermann der "Rhein-Neckar-Zeitung" (RNZ) vergangene Woche mitteilte, soll der Betrieb bis spätestens 31. Januar 2026 stillgelegt werden. Die verbleibenden 76 Beschäftigten wurden demnach bereits am 7. Oktober über ihre Kündigung informiert – für die meisten kommt sie einer sofortigen Freistellung gleich. Insolvenzmasse reicht nicht für Löhne "Aufgrund der wirtschaftlichen Situation, nicht zuletzt wegen der vielmonatigen Lohnrückstände, ist es unumgänglich geworden, die Arbeitsverträge wegen Betriebsstilllegung zu kündigen", erklärte Spiekermann der "RNZ". Da die Insolvenzmasse nicht ausreiche, um die Gehälter zu zahlen, werde ein Großteil der Belegschaft unbezahlt freigestellt. Nur neun Mitarbeiter sollen bis Januar die sogenannte Ausproduktion begleiten. Betroffene können bei der Agentur für Arbeit eine Lohnersatzzahlung beantragen. Gleichzeitig will der Insolvenzverwalter dem Amtsgericht Mosbach anzeigen, dass der Betrieb selbst die laufenden Verfahrenskosten nicht mehr tragen kann. "Die Beschäftigten sind die Verlierer" Bereits zu Jahresbeginn mussten rund 100 Mitarbeiter ihr Gehalt vor dem Amtsgericht Mannheim einklagen, nachdem Zahlungen monatelang ausgeblieben waren. Die IG Metall hatte damals eine Insolvenzanmeldung gefordert – nun ist das endgültige Aus besiegelt. "Die Beschäftigten sind ganz klar die Verlierer in der Situation", sagte Thomas Bohlender, zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Heidelberg , laut "RNZ". "Die Chance ist minus eins, dass da noch irgendein Geld fließen wird." 100 Jahre Maschinenbau – und ein bitteres Ende Die Geschichte von Hüller Hille reicht fast ein Jahrhundert zurück. 1923 wurde in Ludwigsburg die Karl Hüller GmbH gegründet, 1947 folgte in Mosbach-Diedesheim die Maschinenfabrik Diedesheim. Beide Betriebe wurden 1994 unter dem Dach des Thyssen-Konzerns zusammengeführt. Seit 2019 befindet sich Hüller Hille in chinesischem Besitz – die erhoffte Sanierung blieb aber aus. Der Fall Hüller Hille steht beispielhaft für eine breitere Krise in der Industrie. Besonders im baden-württembergischen Maschinen- und Automobilsektor häufen sich die Insolvenzen. Viele Unternehmen kämpfen mit gestiegenen Kosten, der schwachen Nachfrage und der schleppenden Transformation.
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