Deutschlands Niederlage gegen Portugal hat gezeigt: Bundestrainer Nagelsmann fehlt ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Um eines musste sich die deutsche Nationalmannschaft früher keine Gedanken machen: nämlich um die Spieler vom besten Klub des Landes, die die Mannschaft zu Titeln führen konnten, den sogenannten Bayern-Block. Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß schwadronierte vor über zehn Jahren vom "FC Bayern Deutschland". Sein Ziel war es, die besten deutschen Spieler unter Vertrag zu nehmen, die dann auch im DFB-Team gesetzt waren: Bastian Schweinsteiger , Philipp Lahm , Manuel Neuer , Thomas Müller , Toni Kroos, Mario Götze und Jérôme Boateng. Gesagt, getan. Mit diesen sieben Spielern wurde Deutschland 2014 dann auch Weltmeister in Brasilien. Und heute? Gegenwärtig hat der aktuelle Bundestrainer Julian Nagelsmann ein akutes Problem: Es gibt keinen Bayern-Block mehr. Zumindest keinen, der die Mannschaft momentan besser machen kann. Manuel Neuer und Thomas Müller sind zurückgetreten. Bleiben aktuell fünf Bayern-Spieler im DFB-Kader, dazu Jonathan Tah , der in der kommenden Saison das Bayern-Trikot tragen wird. Allerdings: Abgesehen von Joshua Kimmich schwanken alle in ihrer Form – das hat das Spiel beziehungsweise die Niederlage gegen Portugal deutlich gezeigt. Leroy Sané ist an manchen Tagen Weltklasse, ein Spieler, der den Unterschied machen kann. An allen anderen Tagen hadert er mit sich selbst, da reicht es nicht mal für internationales Format. Über die Rückkehr von Leon Goretzka ins DFB-Team wurde viel diskutiert. Er fügte sich gut ein, aber die Niederlage gegen Portugal verhindern oder sich dagegen stemmen konnte auch er nicht. Bleiben Aleksandar Pavlović und Serge Gnabry . Deutschland scheidet aus : Die bittere Realität Pavlović war lange verletzt, ihn kann man für den schwachen Auftritt der Nationalmannschaft nicht verantwortlich machen. Es war aber offensichtlich: Die Mittelfeldzentrale mit ihm und Goretzka funktionierte nicht. Offensivspieler Gnabry wurde von Nagelsmann nach einem halben Jahr Pause und einer durchwachsenen Saison bei Bayern in den Kreis der Nationalmannschaft zurückgeholt. Man hätte denken können, dass er sich zeigen will. Beweisen, dass er zu Recht wieder das DFB-Trikot trägt. Doch das Gegenteil war der Fall. Nach seiner Einwechselung trat er schluffig und lethargisch auf ( t-online-Note 5 ). Seine Körpersprache auf dem Platz dürfte sowohl Trainer als auch Mitspieler verrückt gemacht haben. Deutschland hofft auf Musiala Bundestrainer Julian Nagelsmann sprach nach dem Spiel von einer "großen Enttäuschung" und dass der Schlüssel schon ist, "dass wir 100 Prozent geben müssen", um mit Topteams mithalten zu können. Wen er von seinen Spielern genau damit meinte, verriet Nagelsmann nicht. Dass er aber auch an die Bayern-Stars gedacht haben dürfte, scheint klar zu sein. Einen Hoffnungsschimmer, um die Bayern-Phalanx in der Nationalmannschaft wieder herzustellen, gibt es aber: die Rückkehr von Jamal Musiala , auf dem die Hoffnungen einer ganzen Nation liegen. Er ist der Unterschiedsspieler, den Nagelsmann braucht, um auch gegen Topteams bestehen zu können. Wie es mit den anderen Bayern-Stars weitergeht und ob sie in den DFB-Kreis zurückkehren – das wird sich Nagelsmann nun genau überlegen müssen. Vom "FC Bayern Deutschland", wie ihn sich Uli Hoeneß vorgestellt hat, ist Deutschland jedenfalls weit entfernt.