Neue WHO-Studie: Krebsrisiko durch Opiode erhöht

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Opioide gelten als wichtige Helfer bei starken Schmerzen. Doch eine große Studie zeigt jetzt: Die regelmäßige Einnahme könnte das Krebsrisiko deutlich erhöhen. Viele Menschen nehmen Opioide gegen chronische oder akute Schmerzen ein, zum Beispiel nach Operationen oder bei Krebserkrankungen. Doch die Medikamente sind nicht risikofrei. Neben der bekannten Gefahr einer Abhängigkeit rückt jetzt ein anderes Risiko in den Fokus: Krebs. Studie mit fast 500.000 Menschen ausgewertet Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC), eine Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat in einer aktuellen Studie untersucht, ob medizinisch verabreichte Opioide das Krebsrisiko erhöhen können. Die Forscher analysierten dazu Daten von fast 500.000 Teilnehmern einer britischen Datenbank, die bei Studienbeginn keine Krebserkrankung hatten. Über einen Zeitraum von mehr als zwölf Jahren dokumentierten sie deren Gesundheitsdaten. Das Ergebnis: Personen, die regelmäßig Opioide einnahmen, erkrankten häufiger an bestimmten Krebsarten, vor allem an Lungen-, Blasen-, Kehlkopf-, Bauchspeicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs . Besonders hoch war das Risiko bei jenen, die langfristig stärkere und länger wirksame Opioide erhielten. Krebs bei Jüngeren: Sechs Arten nehmen weltweit stark zu Paracetamol, ASS: Welche Schmerzmittel im Alter problematisch sind 80 Prozent höheres Risiko bei starken Opioiden In konkreten Zahlen: Der regelmäßige Konsum von Opioiden war mit einem um rund 30 Prozent höheren Risiko für bestimmte Krebsarten verbunden. Das bedeutet: Wenn in der Allgemeinbevölkerung 10 von 100.000 Menschen an diesen Krebsarten erkranken, wären es unter regelmäßigen Opioid-Konsumenten etwa 13 von 100.000. Bei starken Opioiden stieg das Risiko laut Studie sogar um 80 Prozent – entsprechend wären es 18 Erkrankungen pro 100.000 Menschen. Ob jemand rauchte oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Das erhöhte Risiko trat in beiden Gruppen auf. Genetische Analyse stützt die Ergebnisse Um auszuschließen, dass andere Faktoren, etwa Vorerkrankungen oder ein ungesunder Lebensstil, das Ergebnis verfälschten, führten die Forscher zusätzlich eine sogenannte Mendelsche Randomisierung durch. Dabei vergleichen sie genetische Varianten, die mit regelmäßigem Opioidkonsum zusammenhängen, mit dem späteren Krebsrisiko. Auch diese Methode ergab ein deutlich erhöhtes Risiko. Die Studienergebnisse ähneln den Erkenntnissen aus früheren Untersuchungen zu Rohopium, das die IARC bereits als krebserregend für den Menschen eingestuft hatte. Schon damals zeigte sich ein erhöhtes Risiko für dieselben Krebsarten, insbesondere bei Inhaltsstoffen wie polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen. Medizinische Opioide enthalten diese Stoffe jedoch nicht. Das wirft neue Fragen zu den zugrunde liegenden biologischen Mechanismen auf. Kein Grund zur Panik, aber zur Vorsicht Trotz der alarmierenden Zahlen raten die Studienautoren nicht zu einem generellen Verzicht auf Opioide. Denn bei vielen Patienten, etwa in der Palliativmedizin oder bei akuten starken Schmerzen, überwiegt klar der Nutzen. Die WHO empfiehlt Opioide weiterhin als Behandlungsmethode für mäßige bis starke Schmerzen. "Das zusätzliche individuelle Risiko ist gering", betonen die Forscher. Wichtig sei, die Mittel nur gezielt und nach ärztlicher Empfehlung einzusetzen. Gleichzeitig fordern sie weitere Forschung: Die beobachteten Zusammenhänge müssten in anderen Studien bestätigt werden. Zudem müsse geklärt werden, ob die Opioide selbst für das Krebsrisiko verantwortlich sind und wie sich das Risiko möglicherweise verringern lässt.
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