Neusser Traditionsbetrieb Adolf Lülsdorff nach 200 Jahren insolvent

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Ein Neusser Sanitär- und Heizungsbetrieb mit fast 200-jähriger Geschichte ist pleite. Der Insolvenzverwalter bezeichnet die Umstände als "Unding". Das Neusser Unternehmen Adolf Lülsdorff ist nach knapp 200 Jahren in die Insolvenz gegangen und wird abgewickelt. Der Insolvenzantrag war bereits im März gestellt worden, das Verfahren wurde zum 1. September eröffnet. Wie die "Rheinische Post" berichtet, waren die Verantwortlichen des Sanitär- und Heizungsbetriebs Ende vergangenen Jahres plötzlich nicht mehr erreichbar – ein Vorgang, den Insolvenzverwalter Alexander Eckhardt als "Unding" bezeichnete. Eckhardt erklärte, er habe "so etwas in dieser Form noch nie erlebt". Auf dem Papier musste schließlich Karl-Adolf Zohren, 76 Jahre alt und Spross der Gründerfamilie, die Insolvenz beantragen. Zohren war zwar Mitinhaber und Vermieter des Ladenlokals an der Zollstraße, hatte mit dem Geschäft aber schon lange nichts mehr zu tun. "Jetzt brennt die Hütte" : Wie ein Traditionsunternehmen in die Insolvenz geriet Wegen Konkurrenz aus China : Solarhersteller entlässt alle Mitarbeiter in Deutschland Verschwundene Führungskräfte Seit der Antragstellung suchte Eckhardt nach Restvermögen. Am Ende konnten lediglich zwei Firmenfahrzeuge verwertet werden, um Forderungen von rund 20 Lieferanten zumindest teilweise zu bedienen. Unterstützung fand der Verwalter bei den beiden verbliebenen Mitarbeitern, die den Niedergang miterlebt hatten: Schon seit Wochen habe es keine Aufträge mehr gegeben. Eine Fortführungsperspektive sieht Eckhardt nicht. Zwar gebe es für Heizungs- und Sanitärdienstleistungen immer einen Markt, doch ohne Führung und Verantwortliche lasse sich das Unternehmen nicht retten. Genau deshalb könne die Firma trotz stabiler Nachfrage nicht weitergeführt werden, so Eckhardt. Die Wurzeln des Betriebs reichen bis ins Jahr 1825 zurück. Besonders prägend war Adolf Lülsdorff (1884–1963), der eigene Bademöbel entwickelte, um die sanitären Zustände in alten Häusern zu verbessern. Schon früh hatte es auch innerfamiliäre Konkurrenz gegeben: Die Zwillinge Carl und Peter Josef Lülsdorff gründeten im Jahr 1880 jeweils eigene Betriebe und führten zeitweise konkurrierende Geschäfte in der Stadt. In den 1960er-Jahren beschäftigte das Unternehmen noch mehr als 50 Monteure, zuletzt war es das einzige Fachgeschäft mit Ausstellungs- und Ladenlokal in der Neusser Innenstadt. Mit Abschluss des Insolvenzverfahrens wird die Firma nun aus dem Handelsregister gestrichen.
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