Bei Börsen und Brokern stehen KI-Aktien seit Monaten ganz oben auf der Beliebtheitsliste. Zeit für einen Realitätscheck. Die jüngsten Gerüchte über einen Börsengang von OpenAI mit einer Bewertung von einer Billion US-Dollar lassen aufhorchen. Zum Vergleich: Derzeit wird OpenAI mit rund der Hälfte, also 500 Milliarden Dollar, bewertet – und das bei einem geschätzten Umsatz von gerade einmal 4,3 Milliarden Dollar in der ersten Jahreshälfte 2025 und prognostizierten 13 Milliarden Dollar für das Gesamtjahr. Ein Kurs-Umsatz-Verhältnis rechnet man besser nicht aus, denn es würde viele irritieren. Zur Einordnung sei auf das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) bekannter Firmen verwiesen. Laut Daten von Gettex liegt SAP bei einem KUV von gut sieben, während mancher Autobauer unter eins gerutscht ist. Und auch Banken sind traditionell beim KUV nicht weit von eins entfernt. Beim Chiphersteller Nvidia beträgt das KUV laut Gettex-Daten 28 – schon eher vergleichbar mit OpenAI hinsichtlich des Geschäftsmodells. Microsoft wiederum weist ein KUV von 14 aus. Investitionen in die KI eskalieren So umstritten die mögliche Bewertung von OpenAI auch sein mag, so dynamisch sind die KI-Investitionen weltweit: Infrastruktur, spezialisierte Chips, Software-Entwicklung, Cloud-Computing und automatisierte Analytik. Unternehmenschefs berichten von messbaren Produktivitätsgewinnen, die im Durchschnitt sieben Prozent über denen der Vorjahre liegen. Entsprechend sehen Analysten und Manager KI als disruptive Kraft. Doch Vorsicht bleibt geboten: Wer hier zu optimistisch plant, könnte schnell den Boden unter den Füßen verlieren. Gleichzeitig zeigen die Zahlen: Der mögliche weltweite Umsatz mit KI-Technologien lag 2024 bei rund 180 Milliarden Dollar, bis 2030 könnte er auf etwa 1,3 Billionen Dollar steigen. Ein Wachstum, das sich sehen lassen kann – aber auch Fragen nach Überhitzung und Überkapazitäten aufwirft . Viele bleiben auf der Strecke Die Börse hat gelernt, zwischen Hype und realen Ergebnissen zu unterscheiden. Historische Blasen sind durch übertriebenen Optimismus in unprofitablen oder betrügerischen Unternehmen entstanden. Heute verdient die Tech-Elite Geld, und KI bringt messbare Produktivitäts- und Margensteigerungen. Das unterscheidet die aktuelle Situation von früheren Übertreibungen. Doch nicht jede Firma wird daran verdienen, im Gegenteil. Schon jetzt zeigt sich, dass selbst bei großen Firmen wie Meta , Alphabet, Microsoft oder Nvidia die Kursentwicklungen schnell auseinanderlaufen, sobald einer auch nur Zweifel an seiner Strategie oder seinem Gewinnwachstum zulässt. Jüngst musste dies Meta nach den Quartalszahlen spüren, während bei Amazon die Zweifel verschwanden. Chancen liegen vor allem bei Unternehmen, die KI-Investitionen effizient monetarisieren und nachhaltige Wettbewerbsvorteile erzielen. Risiken bestehen in Form von Überbewertungen einzelner Schwergewichte, zunehmender Fremdfinanzierung und der Frage, wie schnell Investitionen veralten. Die Kernbotschaft lautet: Genießen Sie die Musik, doch behalten Sie das Parkett im Blick – es könnte stellenweise sehr rutschig werden.