Ein Planet nimmt in atemberaubender Geschwindigkeit Materie auf – schneller als je ein anderer Planet zuvor. Und das ist nicht die einzige Überraschung. Sechs Milliarden Tonnen pro Sekunde – mit dieser unglaublichen Zunahme an Masse wächst ein Planet im Sternbild Chamäleon heran, rund 620 Lichtjahre von der Erde entfernt. Das Objekt wurde mithilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte (ESO) entdeckt. Bei dem rasant wachsenden Himmelskörper handelt es sich um einen sogenannten Einzelgänger-Planeten. Im Gegensatz zu anderen Planeten umkreisen sie keinen Stern, sondern treiben frei im All herum. Währenddessen verschlingt das Objekt mit dem Namen Cha 1107-7626 sechs Milliarden Tonnen Gas und Staub pro Sekunde. Das ist die bislang stärkste Wachstumsrate, die je bei einem Planeten gemessen wurde. Planet befindet sich in Entstehungsphase Schon jetzt beträgt seine Masse das Fünf- bis Zehnfache der Jupitermasse und sogar das 318-Fache der Erdmasse – dabei befindet sich der Planet noch immer in der Entstehungsphase. Eine Scheibe aus Gas und Staub liefert ständig Material, das auf seine Oberfläche stürzt. Dieser Vorgang wird als Akkretion bezeichnet. Normalerweise läuft dieser Prozess relativ gleichmäßig ab. Doch im August 2025 beobachtete das Team um Víctor Almendros-Abad vom Astronomischen Observatorium in Palermo einen plötzlichen Anstieg: Die Materiemenge stieg um das Achtfache. Solche Akkretionsausbrüche kannte man bislang fast nur von jungen Sternen. Die Beobachtung bei Cha 1107-7626 könnte daher ein Hinweis darauf sein, dass manche Einzelgänger-Planeten auf ähnliche Weise entstehen wie Sterne und nicht etwa durch Ausstoß aus einem Planetensystem. Überdies stellten die Wissenschaftler fest, dass sich während des Ausbruchs sogar die chemische Zusammensetzung in der Umgebung des Planeten veränderte: Plötzlich konnte Wasserdampf nachgewiesen werden – ein Phänomen, das bislang nur bei Sternen bekannt war. Blick in die Frühgeschichte fremder Welten Ein weiterer Befund deutet auf starke Magnetfelder hin, die den Materieeinfall beeinflussen. Auch das war bisher nur von Sternen bekannt. Einzelgänger-Planeten, so zeigt sich, könnten also deutlich aktiver sein als lange angenommen. Zukünftige Teleskope wie das Extremely Large Telescope (ELT), das derzeit in Chile gebaut wird, könnten helfen, weitere dieser exotischen Objekte zu entdecken und ihre ungewöhnliche Herkunft besser zu verstehen. Die Forschenden hoffen, damit auch neue Einblicke in die Entstehung von Planeten und Sternen zu gewinnen.