Private Rentenversicherung: Millionen Deutsche verbrennen ihr Erspartes

latest news headlines 2 tage vor
Flipboard
Obwohl die Nachteile seit Jahren bekannt sind, schließen Millionen Deutsche jedes Jahr neue Versicherungsverträge ab und verlieren damit auf lange Sicht viel Geld. Die Zahlen klingen wie ein Anachronismus: Rund zwei Millionen neue private Rentenversicherungen wurden laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im Jahr 2024 abgeschlossen, fast genauso viele wie vor zehn Jahren. Dabei gibt es eine deutlich renditestärkere Alternative. Darauf weist der Geldratgeber "Finanztip" in seiner jüngsten Newsletter-Ausgabe hin. Private Rentenversicherungen: Kosten fressen Rendite Anhand eines Beispiels rechnen die Finanzexperten vor, wie viel Geld deutsche Sparer langfristig bei der Altersvorsorge verlieren, weil sie auf eine private Rentenversicherung gesetzt haben. Angenommen wird, dass monatlich 300 Euro in eine solche Police fließen. Problem Nummer eins: die Abschlusskosten. Diese dürfen laut "Finanztip" zwar maximal 2,5 Prozent aller Beiträge über die Laufzeit betragen. Bei 35 Jahren sind das aber immerhin schon 3.150 Euro. Diese werden typischerweise in den ersten fünf Vertragsjahren abgezogen. Ein Sechstel der Monatsrate von 300 Euro geht in dieser Zeit also allein für Gebühren drauf. Rentenfaktor: So schrumpfen Versicherer Ihre private Rente Private Altersvorsorge: Diese Möglichkeiten gibt es Doch das ist nur der Anfang. Entscheidend ist die sogenannte Renditeminderung durch Kosten. "Um 1,9 Prozent pro Jahr wird die Rendite in einer solchen Rentenversicherung im Schnitt durch die Kosten vermindert", schreibt "Finanztip"-Chefredakteur Saidi Sulilatu. "Das bedeutet: Alle Kosten des Vertrags, von denen die Abschlusskosten nur ein Teil sind, mindern die Rendite über die Laufzeit um 1,9 Prozent pro Jahr." 137.500 Euro weniger durch Kosten Die Auswirkungen dieser Kosten summieren sich über die Jahre dramatisch. "Finanztip" rechnet vor: Bei einer angenommenen Rendite von 6 Prozent vor Kosten würde der Versicherte in 35 Jahren rund 414.000 Euro ansparen. Nach Kosten bleiben bei 4,1 Prozent Effektivrendite (6 Prozent minus 1,9 Prozent) jedoch nur 276.500 Euro übrig. Der Unterschied: 137.500 Euro entgangene Rendite – bei nur 3.150 Euro offiziellen Abschlusskosten. "Das kleine Drama beim Vermögensaufbau in Deutschland ist, dass der Versicherungsvertrieb beim Absatz dieser Produkte offensichtlich so ungebremst erfolgreich ist", schreibt Sulilatu. "Das große Drama ist aber, dass Millionen von Menschen diese eklatanten Auswirkungen der Kosten nicht ansatzweise klar sind." ETF-Sparpläne als einfache und bessere Alternative Die Alternative liegt laut "Finanztip" auf der Hand: Ein ETF-Sparplan mit geringen Kosten von 0,3 Prozent pro Jahr hätte bei gleicher angenommener Rendite im selben Zeitraum rund 388.000 Euro eingebracht – deutlich mehr als die Rentenversicherung. So sorgen Sie mit einem ETF-Sparplan ganz leicht fürs Alter vor. Das häufig genannte Gegenargument der Versicherungsbranche, dass Rentenversicherungen steuerlich begünstigt seien, lässt "Finanztip" nicht gelten. Das habe man schon vor Jahren durchgerechnet: Selbst eine günstige ETF-Nettopolice lag nach Steuern hinter dem ETF-Sparplan. Bei durchschnittlichen oder gar überdurchschnittlichen Kosten sei der Unterschied noch größer. Aber was ist mit der Sicherheit im Alter? Ein weiteres Argument der Versicherer lautet: ETFs bieten keine lebenslange Rente , das Geld könne im Alter ausgehen. Doch auch dafür gibt es "Finanztip" zufolge eine Lösung: Wer konservativ vorgehe und pro Jahr nur 3 Prozent aus dem ETF-Sparplan entnehme, könne selbst mit im Alter steigenden Ausgaben sehr alt werden, ohne dass ihm das Geld ausgehe.
Aus der Quelle lesen