Die Aktienkurse von Techfirmen stürzen an der Börse ab, nachdem der Nvidia-Chef Zweifel an Quantencomputern geäußert hat. Ist der Hype vorbei? Der Aktienkurs von D-Wave Quantum , einem aufstrebenden Unternehmen im Bereich Quantencomputing, hat einen dramatischen Absturz erlebt. Innerhalb von zwei Tagen verliert die Aktie über 35 Prozent ihres Wertes und notiert im Handel aktuell bei etwa sechs US-Dollar . Was steckt hinter diesem plötzlichen Einbruch? Handelt es sich um eine kurzfristige Korrektur oder sind die Hoffnungen auf Quantencomputer übertrieben? Wer ist D-Wave Quantum? D-Wave Quantum ist ein kanadisches Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Quantencomputern spezialisiert hat. Anders als viele Wettbewerber setzt D-Wave auf sogenannte Quanten-Annealer, die für spezielle Optimierungsprobleme ausgelegt sind. Trotz der hohen Erwartungen und einer beeindruckenden Kurssteigerung von über 1.000 Prozent im letzten Jahr stehen die Papiere nun massiv unter Druck. Negative Äußerungen von Nvidia-Chef Der Hauptauslöser war eine Äußerung von Jensen Huang, dem CEO von Nvidia , bei einer Investorenkonferenz. Huang zweifelte an der kurzfristigen Realisierbarkeit von Quantencomputern und schätzte, dass es mindestens 15 bis 30 Jahre dauern werde, bis diese Technologie breiter nutzbar ist. Das führte zu Verunsicherung bei Anlegern, die auf schnelle Fortschritte und Gewinne gehofft hatten. Zudem betonte Huang, dass Quantencomputer weiterhin auf klassische Computertechnik angewiesen seien – ein Vorteil für Nvidia, das Hardware für beide Bereiche liefert. Analysten spekulieren, dass viele Investoren Gewinne aus der starken Performance der letzten Monate mitgenommen haben. Auch Verluste bei der Konkurrenz Nicht nur D-Wave Quantum, sondern auch andere Unternehmen der Branche erlebten starke Kursverluste. Auch der Aktienkurs von Rigetti Computing verliert im aktuellen Handel zeitweise etwa 35 Prozent und fällt auf rund 12 US-Dollar. Quantum-Si verliert knapp 18 Prozent und fällt auf 2,85 US-Dollar, IonQ rutscht zeitweise um fast 30 Prozent nach unten auf etwa 35 US-Dollar. Zwei Billionen Dollar Wertschöpfung bis 2035 Die Einschätzungen über die Zukunft des Quantencomputings gehen allerdings weit auseinander. Die Marktexperten von McKinsey prognostizieren erste praktische Anwendungen bis 2030 und eine mögliche Wertschöpfung von zwei Billionen US-Dollar bis 2035. Diese Einschätzung dürfte auch auf Google zurückzuführen sein, das mit seinem "Willow"-Chip Fortschritte bei der Quantenfehlerkorrektur macht. Dennoch betonen Wissenschaftler, dass der Weg zu praktisch nutzbaren Quantencomputern noch weit sei. Skalierbare Systeme benötigen Millionen von Qubits, derzeit sind es erst einige Hundert. Was sollten Anleger jetzt tun? Die Zukunft der Quantencomputing-Branche ist vielversprechend, kurzfristige Rückschläge sind jedoch wahrscheinlich. Für sicherheitsorientierte Anleger ist Vorsicht geboten. Der Absturz von D-Wave Quantum zeigt, wie volatil Zukunftsmärkte sein können. Anleger sollten das Risiko sorgfältig abwägen und eine langfristige Strategie verfolgen. In der Zukunft könnten Quantencomputer bahnbrechende Innovationen hervorbringen, doch derzeit steht die Branche eher für eine Wette auf die Zukunft. Hypes wie Cannabis oder Wasserstoff haben es vorgemacht: Anleger wurden oft mit überzogenen Erwartungen gelockt, die sich kurzfristig nicht erfüllten. Auch bei Quantencomputern deutet vieles darauf hin, dass die Technologie noch Jahre, wenn nicht Jahrzehnte von einer breiten Anwendung entfernt ist. Unternehmen wie D-Wave Quantum haben zwar Fortschritte erzielt, aber die Fehlerquoten und die technischen Herausforderungen sind nach wie vor immens. Gefahren der Euphorie Anleger, die sich von der Euphorie mitreißen lassen, laufen Gefahr, zu überhöhten Kursen einzusteigen und hohe Verluste zu erleiden, wenn die Realität nicht mit den Erwartungen Schritt hält. Das Beispiel Nvidia zeigt, dass etablierte Unternehmen mit einer breiteren Basis stabilere Alternativen bieten können. Investitionen in Hype-Märkte sollten nur einen kleinen Teil des Portfolios ausmachen, idealerweise mit einer langfristigen Perspektive. Anleger sollten sich bewusst sein, dass schnelle Gewinne oft mit hohen Risiken einhergehen. Experten raten Anlegern zu einer soliden Diversifikation und einer genauen Analyse des Marktes. Statt auf einzelne Quantencomputer-Unternehmen zu setzen, sollten Anleger in ETFs oder Fonds mit einem breiteren Fokus auf Technologiewerte investieren. Auch ein langfristiger Anlagehorizont kann gerade bei einer noch nicht ausgereiften Zukunftstechnologie sinnvoll sein. Geduldige Anleger können von möglichen Durchbrüchen profitieren.