Wann ist man für Banken wirklich reich? Die Institute ziehen klare Grenzen. Wer sie überschreitet, bekommt oft mehr als nur bessere Zinsen. Ein großes Haus in bester Wohnlage, ein teures Auto oder mehrere Fernreisen im Jahr – wer sich so etwas leisten kann, gilt für viele als wohlhabend. Doch ob man auch von der eigenen Bank als reich anerkannt wird, hängt nicht von solchen äußeren Anzeichen ab, sondern an der Höhe des frei verfügbaren Vermögens. Wer zwischen 100.000 und einer Million Euro besitzt, gilt in der Finanzwelt laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" als "affluent", also vermögend. Ab einer Million Euro wird man zum sogenannten HNWI ("High Net Worth Individual") und damit offiziell "reich". Und wer mehr als 30 Millionen Euro auf der hohen Kante hat, steigt in die Liga der UHNWI ("Ultra High Net Worth Individuals") auf, in die Liga der Superreichen. Warum Banken um Vermögende buhlen Für Banken sind diese Kundengruppen Gold wert – im wahrsten Sinne. Sie bringen stabile Erträge, bleiben ihren Instituten treu und wechseln seltener die Bank als etwa klassische Sparer mit Festgeldkonten. Der Wettbewerb um diese Klientel ist daher hart. Neben deutschen Privatbanken und Sparkassen buhlen auch Schweizer und Liechtensteiner Institute um wohlhabende Deutsche. Große US-Banken drängen ebenfalls in den Markt. Einkommensvergleich: Ab diesem Nettogehalt gelten Sie als reich Vermögen in Deutschland: So ungleich ist der Reichtum verteilt Rückt der Kontostand in den sechsstelligen Bereich vor, bringt das Vorteile: bevorzugte Beratung, kürzere Wartezeiten und bessere Konditionen. Ab einem gewissen Vermögen steht oft ein persönlicher Ansprechpartner bereit, der per Telefon oder E-Mail erreichbar ist und die Geldanlage auf das eigene Leben abstimmt. Dabei wird etwa darauf geschaut, in welcher Branche jemand arbeitet. Wer sein Einkommen zum Beispiel von einem Tech-Unternehmen erhält, dem wird der Bankberater empfehlen, sein Wertpapierdepot stärker mit Aktien und Fonds aus anderen Branchen zu füllen. Standardprodukte mit Luxusverpackung Und dennoch: Selbst Millionäre bekommen meist keine für sie maßgeschneiderten Finanzprodukte. Um die Beratung weniger aufwendig zu machen, nutzen Banken ein breites Produktangebot, das sich an die individuellen Wünsche der Kunden anpassen lässt. So fühlt sich das Gesamtpaket zumindest exklusiver an. Erst ab einem frei verfügbaren Vermögen von etwa ein bis fünf Millionen Euro lohnt es sich für Banken, Portfolios stärker zu personalisieren. Wer noch mehr besitzt, erhält Zugang zu alternativen Investments, etwa in Infrastruktur- oder Energieprojekte. Ab einem Vermögen von mehr als 30 Millionen Euro wird der Zugang zu solchen Produkten hingegen normal. Auch die Finanzprodukte werden in diesen Sphären tatsächlich individueller. Doch die Exklusivität hat wiederum ihren Preis: Für maßgeschneiderte Fonds verlangen einige Banken bis zu 1,9 Prozent Gebühren pro Jahr, also 1.900 Euro pro 100.000 Euro Anlagevolumen. Dass die Renditen diese Kosten ausreichend wettmachen, darf allerdings bezweifelt werden. Womöglich würden also auch Wohlhabende besser fahren, wenn sie sich einfach selbst um ihre Geldanlage kümmerten.