Milliarden-Defizit, steigende Zuschüsse und Beiträge ab 2027: Die Bundesbank sieht die Rente unter Druck und kritisiert Vorhaben der Regierung. Die Finanzlage der gesetzlichen Rentenversicherung verschlechtert sich deutlich. Nach Angaben der Bundesbank hat die Rentenkasse bereits im ersten Halbjahr 2025 ein Defizit von 2,5 Milliarden Euro verbucht – und das Minus dürfte bis zum Jahresende weiter anwachsen. Grund sind steigende Rentenausgaben, die die Einnahmen übertreffen. Die Einnahmen der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) legen zwar zu, weil steuerfreie Inflationsprämien zunehmend durch regulär beitragspflichtige Löhne ersetzt werden. Doch gleichzeitig explodieren die Kosten. Das hat vor allem drei Gründe: Die Renten steigen im Jahresdurchschnitt um gut 4 Prozent. Immer mehr Menschen beziehen eine Rente . Zudem schlagen die höheren Zusatzbeiträge der gesetzlichen Krankenkassen zu Buche, die Rentner und Rentenversicherung zu gleichen Teilen tragen. Bereits 2024 hatte die Rentenkasse knapp eine Milliarde Euro Defizit gemacht. Nun verschärft sich die Lage. Beitragssatzerhöhung rückt näher Aktuell liegt die sogenannte Nachhaltigkeitsrücklage der Rentenversicherung noch bei 1,4 Monatsausgaben (41,5 Milliarden Euro). Das heißt: Die Rentenversicherung könnte theoretisch 1,4 Monate lang alle Renten weiter auszahlen, selbst wenn keine Beiträge mehr eingehen würden. Sie liegt damit noch deutlich über dem vorgeschriebenen Minimum von 0,2 Monatsausgaben. Dieses möchte die Bundesregierung leicht anheben – auf 0,3 Monatsausgaben (etwa 9,5 Milliarden Euro). Damit soll die unterjährige Zahlungsfähigkeit besser abgesichert werden. Doch schon ab 2027 könnte nach Einschätzung der Bundesbank eine Erhöhung des Rentenbeitragssatzes notwendig werden, um die Finanzen zu stabilisieren. Bundeszuschüsse steigen weiter Zusätzlich belasten rentenpolitische Vorhaben den Bundeshaushalt. Die Regierung plant, die Haltelinie von 48 Prozent beim Rentenniveau bis 2031 zu verlängern und die Mütterrente auszuweiten . Beides muss der Bund mit Steuermitteln finanzieren – und das dauerhaft. Die Bundesbank kritisiert, dass das feste Rentenniveau eigentlich durch Beiträge der Versicherten finanziert werden müsste statt durch Steuergelder. "Es entsteht der Eindruck, dass Finanzierungslasten zwischen Bund und GRV nicht zuletzt nach Kassenlage und nicht nach sachlichen Kriterien verteilt werden", heißt es im Bericht. Ein klareres System der Bundeszuschüsse sei dringend nötig. Gesetzespaket auf dem Weg: Das plant die Regierung jetzt bei der Rente Wirtschaftsweiser warnt: Diese Gruppe treffen die Rentenpläne besonders hart Mögliche Reformen Die Bundesbank deutet zudem an, dass es langfristig nicht ausreicht, nur die Zuschüsse oder Beiträge zu erhöhen. Empfehlenswert seien strukturelle Reformen, etwa: das gesetzliche Rentenalter künftig an die steigende Lebenserwartung zu koppeln , die abschlagsfreie Rente für besonders langjährig Versicherte zu streichen oder Anreize für längeres Arbeiten ohne zusätzliche Steuergeschenke zu setzen. So ließe sich der demografische Druck auf das Rentensystem abfedern. Die Bundesregierung plant aktuell allerdings keine der genannten Maßnahmen. Stattdessen möchte sie mit der sogenannten Aktivrente erreichen, dass Menschen freiwillig über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten. Als Anreiz sollen sie 2.000 Euro pro Monat steuerfrei verdienen dürfen. Ökonomen sind jedoch skeptisch, ob die Aktivrente wirklich den gewünschten Effekt hat.