Rentenpaket 2025: Wer profitiert wirklich vom stabilen Rentenniveau?

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Teures Geschenk an die Alten oder fair auch für die Jungen? Um kaum ein Gesetzesvorhaben wird derzeit so gerungen wie um das stabile Rentenniveau. Doch wer hat eigentlich recht? Bevor Alexander Gunkel zur Antwort ansetzt, schaut der Vorstandschef der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) kurz nach rechts. "Da gibt es zwischen Frau Piel und mir unterschiedliche Einschätzungen", sagt er und lächelt. Anja Piel, ebenfalls Mitglied im DRV-Bundesvorstand, lächelt zurück. Sie vertritt die Arbeitnehmer-, Gunkel die Arbeitgeberseite. Und man scheint sich immerhin einig zu sein, dass man sich nicht einig ist – bei der Frage, wem es denn nun wirklich nützt, das Rentenniveau bis 2031 stabil zu halten. Nur den Rentnern und Bald-Rentnern oder doch auch der jungen Generation? So wohlwollend-friedlich wie Piel und Gunkel am Dienstag bei einer Veranstaltung der Rentenversicherung in Würzburg gehen andere Kritiker und Befürworter dieses Rentenplans der Bundesregierung nicht miteinander um. Insbesondere eine Gruppe innerhalb der Unionsfraktion begehrt in diesen Tagen auf: Die sogenannte Junge Gruppe droht mit Blockade im Bundestag , hält das Rentenpaket für "nicht zustimmungsfähig". Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) könnte deswegen nun ein Showdown drohen . Rentenpaket: Junge Generation sieht sich im Nachteil Den rebellierenden Unionsabgeordneten geht es um die zusätzlichen Kosten, die der Plan verursache, das Rentenniveau für weitere sechs Jahre auf 48 Prozent festzulegen. Diese Festschreibung, die sogenannte Haltelinie, führt nämlich dazu, dass auch in den Jahren nach 2031 das Rentenniveau dauerhaft einen Prozentpunkt über dem Niveau liegt, das sich ohne das Rentenpaket ergeben würde. Ein Unding, finden die jungen Politiker. Denn: Die zusätzlichen Kosten müssten durch höhere Beitragssätze und steigende Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt finanziert werden. Eine Belastung, die insbesondere die junge Generation treffe. Doch ist das wirklich so? Zunächst einmal zum Verständnis: Das Rentenniveau beschreibt, wie hoch die Rente eines Durchschnittsrentners im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen ist. Liegt das Rentenniveau bei 48 Prozent , bedeutet das: Nach 45 Beitragsjahren erhalten Rentner, die 45 Jahre zum Durchschnittsentgelt gearbeitet haben, 48 Prozent des Durchschnittsverdienstes, der dann aktuell gilt. Diese sogenannte Standardrente entspricht heute einem Wert von 1.835,55 Euro brutto im Monat. Rentenniveau würde ab 2029 sinken Ohne die geplante Verlängerung der Haltelinie würde das Rentenniveau mittelfristig sinken, weil immer weniger Beitragszahler immer mehr Rentnern gegenüberstehen. Laut aktuellster Prognose läge das Rentenniveau dann im Jahr 2026 bei 48,1 Prozent, 2027 bei 48,0 Prozent und 2028 bei 48,1 Prozent. Ab dem Jahr 2029 bis zum Jahr 2031 würde es auf 47,0 Prozent sinken und läge langfristig unter 48 Prozent. Dieser Mechanismus ist in der Rentenformel festgelegt, um auch Rentner an den Kosten der Überalterung zu beteiligen. Schreibt man das Rentenniveau hingegen gesetzlich fest, während sich der demografische Wandel fortsetzt, müssen andere diese Kosten tragen – entweder über höhere Beiträge oder über Steuermittel. Laut dem Gesetzentwurf, der bereits im Bundestag liegt, sollen die zusätzlichen Kosten dauerhaft aus Steuermitteln vom Bund erstattet werden. Wäre das nicht der Fall, müsste der Beitragssatz um knapp 0,5 Prozentpunkte steigen, um ein um einen Prozentpunkt erhöhtes Rentenniveau zu finanzieren. Nach den Vorausberechnungen im Gesetzentwurf entstehen ab dem Jahr 2029 dauerhaft zusätzliche Kosten. Die Erstattungen würden dann zunächst bei 3,6 Milliarden Euro liegen, 2030 bei 9,3 Milliarden Euro und 2031 bei 11 Milliarden Euro. Auch nach dem Auslaufen der Regelungen würden die Erstattungen ab 2032 demografisch bedingt weiter steigen, auf 15,1 Milliarden Euro im Jahr 2040. Unionsabgeordnete wollen Haltelinie zurückdrehen Diese Extrakosten möchte die Junge Gruppe zumindest für die Zeit nach 2031 vermeiden. Das Rentenniveau soll in ihren Augen dann stärker sinken, um die Effekte der Haltelinie wieder wettzumachen. Das SPD-geführte Arbeitsministerium kontert jedoch: "Würden wir die Wirkung der Haltelinie nach 2031 wieder zurückdrehen und zum Beispiel ab 2032 wieder das gleiche Rentenniveau erreichen wie nach geltendem Recht, dann würden wirklich nur die heutigen Rentnerinnen und Rentner profitieren", sagte eine Sprecherin t-online. Damit liegt das Ministerium von Bärbel Bas auf einer Linie mit Rentenvorständin Piel. Sie sagte am Dienstag in Würzburg, die Regierungspläne zum Rentenniveau führten "nicht nur zu Verbesserungen für die Rentnerinnen und Rentner bis 2031, sondern auch für die heutigen Beitragszahlenden beziehungsweise alle künftigen Rentenempfänger, da der Rentenwert auch nach 2031 dauerhaft höher ist." Und weiter: Beiträge zur Rentenversicherung seien kein Verlust für junge Menschen, vielmehr böten sie einen echten Mehrwert. "Die immanente Rendite nach Kosten der Rentenversicherung liegt nach Berechnungen von Ökonominnen und Ökonomen durchgehend für alle Generationen bei rund 3 Prozent." Ihr Konterpart links neben ihr auf dem Podium, Arbeitgebervertreter Gunkel, sah das wie angekündigt anders. Er gab zu bedenken, dass man sich die Frage stellen müsse, ob die Renten am Ende wirklich höher ausfallen – schließlich könne man die Rentenpolitik künftiger Regierungen nicht vorhersagen. Zudem sei eine genaue Antwort auch deshalb schwierig, weil die zusätzlichen Leistungen nicht von den Beitragszahlern finanziert werden sollen, sondern vom Bund. "Beim Rentenpaket der letzten Legislaturperiode konnte man noch ausrechnen, wer wie viel einzahlt und was man dann später voraussichtlich herausbekommt. Jetzt ist das Ganze komplexer." Ganz sicher wird man es wohl erst wissen, wenn die Rechnung für alle fällig wird.
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