Rentenreform 2025: Bundesregierung plant Nachfolger für Riester-Rente

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Die Bundesregierung macht Tempo bei der Reform der Altersvorsorge. Noch 2025 will sie einen Nachfolger für die gescheiterte Riester-Rente beschließen. Es ist ein Vorhaben, das zwar seit Jahren auf der To-do-Liste von Regierungskoalitionen steht, es aber bislang nicht ins Ziel geschafft hat: Die private Altersvorsorge in Deutschland benötigt eine Generalüberholung. Oder anders gesagt: Die Riester-Rente muss weg, ein Nachfolger her. Darauf hatte sich auch die aktuelle Bundesregierung verständigt, doch außer diesem Bekenntnis aus dem Koalitionsvertrag hörte man bisher wenig bis gar nichts zur konkreten Umsetzung. Umso überraschender war daher ein Satz aus dem Koalitionsbeschluss der vergangenen Woche. Riester-Reform soll noch dieses Jahr starten "Als zusätzlicher Teil der Rentenreform wird die Reform der privaten Altersvorsorge (Nachfolge-Riester) noch in 2025 im Kabinett beschlossen", heißt es dort in den Zeilen 90 und 91. Das bedeutet: Nicht nur für Kinder soll es mit der Frühstart-Rente eine staatlich geförderte Form der Altersvorsorge geben, sondern auch alle Bürger, die älter sind als 18 Jahre. Der nötige Gesetzentwurf könnte schneller vorliegen als üblich. Denn: Schon in der vergangenen Legislaturperiode hatte der damalige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) einen Entwurf für ein sogenanntes Altersvorsorgedepot ausgearbeitet. Geplant war damals, dass Sparer ihr Geld langfristig und breit gestreut an der Börse anlegen und dabei staatliche Zulagen erhalten. In der Ansparphase sollte das Depot zudem steuerlich gefördert werden. Beitragsgarantien auf das eingezahlte Kapital sollte es – anders als beim aktuellen Riester – nicht geben. Diese Ideen ließen sich nun recyclen. Altersvorsorgedepot: So sollte die FDP-Idee funktionieren Interview: Was die Ampel für Sparer ändern wollte "Ein echter Gamechanger" In der Finanzbranche nimmt man die Ankündigung einer zügigeren Reform positiv auf. "Jetzt scheint die wichtigste Reform Vorrang zu bekommen, mit deren Hilfe die Rentenlücke von 50 Millionen Menschen zwischen 18 und 66 Jahren verkleinert wird", sagte Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI. Auch Thomas Soltau, Vorstand des Neobrokers Smartbroker, hält das Altersvorsorgedepot für "einen echten Gamechanger", sollte der bisherige Gesetzesentwurf nicht zum Schlechteren geändert werden. Doch nicht nur diejenigen, die mit einer solchen Reform neue Kunden an sich binden könnten, begrüßen das Vorhaben. Auch beim Geldratgeber "Finanztip" freut man sich, dass es hier vorwärtsgehen soll. Erst vor Kurzem sprach sich das Verbraucherportal in einem Positionspapier für ein staatlich gefördertes Vorsorgedepot für alle Verbraucher aus – unabhängig vom Alter beim Start und ohne komplizierten Antrag oder Einkommensprüfung. Fehler der Riester-Rente nicht wiederholen "Wir neigen in Deutschland dazu, alles zu verkomplizieren", sagte "Finanztip"-Chefredakteur Saidi Sulilatu am vergangenen Donnerstag bei einer hauseigenen Veranstaltung in Berlin . Diesen Fehler der Riester-Rente dürfe man nun nicht wiederholen. "Da hat die Finanzbranche ein gewichtiges Wort mitgesprochen. Die Leute wussten gar nicht, was sie da überhaupt abgeschlossen haben." Hinzugekommen sei das Problem des typischen deutschen Sicherheitsdenkens. "Es wurde behauptet, bei der Altersvorsorge dürfe man nicht spekulieren. Also musste man Garantien einziehen", erklärte Sulilatu. Doch die kosteten am Ende Rendite . Millionen Riester-Verträge vorzeitig gekündigt So konnte die Riester-Rente ihr Versprechen nicht halten, den Menschen eine verlässliche Altersvorsorge zu bieten. Laut einer Analyse von "Finanztip" wurden allein von Januar bis August 2025 rund 220.000 Abschlüsse vorzeitig gekündigt. Insgesamt kommt die Riester-Rente seit ihrem Bestehen auf mehr als fünf Millionen vorzeitig gekündigte Verträge. Damit das dem Reformprodukt nicht passiert, sei es wichtig, "dass die Punkte aus unserem Papier auch umgesetzt werden", sagte "Finanztip"-Chef Silulatu t-online. Fünf Lehren müssten aus den Erfahrungen mit der Riester-Rente gezogen werden, heißt es dort. So sollten die Gesamtkosten für das Vorsorgedepot, inklusive Fondsverwaltung und Depotführung, auf maximal 0,5 Prozent pro Jahr gedeckelt werden. Zudem müsse es auch Produkte ohne Garantien geben. Außerdem seien sowohl flexible Auszahlungsmodelle als auch klare und transparente Steuerregeln nötig, ebenso wie eine breite Beteiligung. Für Letztere hält "Finanztip" eine Opt-out-Lösung für sinnvoll: "Wer nicht widerspricht, spart automatisch – ein Vorteil für Geringverdienende und finanzferne Gruppen, die stark von Altersarmut bedroht sind."
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