Eine Auftragsflaute, hohe Kosten und Unsicherheiten brachten die Traditionsfirma Reiff in Schieflage. Jetzt können die Mitarbeiter aufatmen, allerdings nicht alle. Das insolvente Familienunternehmen Reiff Technische Produkte GmbH sowie der zur gleichen Unternehmensgruppe gehörende insolvente Kunststoffspezialist Kremer verkaufen ihre Geschäftsbetriebe. Bei dem Käufer handelt es sich um den international tätigen Industriespezialisten Eriks. Das geht aus einer Mitteilung der Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Reutlingen vom 6. November hervor. Für die beiden Firmen sei dies ein "wichtiger Meilenstein" in ihrem Sanierungsprozess. Die Transaktion soll voraussichtlich bis Mitte Dezember 2025 vollzogen sein. Millionenverluste: E-Bike-Start-up stellt Insolvenzantrag 90 Filialen betroffen: Motorradausstatter meldet Insolvenz an "Mit dem Erwerb durch Eriks wird der Geschäftsbetrieb von Reiff in vollem Umfang fortgeführt", heißt es in der Mitteilung. Der neue Eigentümer plane, die bestehenden Kunden- und Lieferantenbeziehungen zu erhalten und das Geschäft strategisch weiterzuentwickeln. "Damit wurde das zentrale Ziel des Eigenverwaltungsverfahrens – der langfristige Erhalt des Unternehmens – erreicht." 160 Arbeitsplätze fallen weg Wie der "Reutlinger General-Anzeiger" berichtet, sollen bei der Unternehmensgruppe allerdings 160 der 585 Arbeitsplätze wegfallen, davon 90 in Reutlingen selbst. Das Personalkonzept richte sich am Bedarf des Käufers Eriks aus, heißt es in dem Bericht. Den betroffenen Mitarbeitern werde angeboten, in eine Beschäftigungsgesellschaft zu wechseln. Dort könnten sie dann bis zu zehn Monate bleiben. Wie "Merkur.de" berichtet, werden zudem drei Standorte der bisherigen Reiff Technische Produkte GmbH geschlossen. Es handle sich um die Standorte Offenburg , Leipzig und Chemnitz. Auftragsflaute, hohe Kosten und Unsicherheiten Bereits am 28. Juli meldete die Reiff Technische Produkte GmbH Insolvenz in Eigenverwaltung an. Wegen enger finanzieller Verflechtungen mit der angeschlagenen Unternehmensgruppe beantragte schließlich auch die Kremer GmbH Insolvenz. Das Amtsgericht Tübingen eröffnete das Verfahren dann am 1. Oktober. Zu den Gründen der Insolvenz erklärte Chief Operating Officer Tim Steinel im Gespräch mit t-online im September: "Unsere Kunden bauen weniger neue Maschinen und brauchen deshalb auch weniger von unseren Artikeln." Reiff ist stark vom Maschinenbau abhängig, der derzeit unter Auftragsflaute, hohen Energiekosten und Unsicherheiten leidet. Reiff verkauft technische Komponenten, sogenannte C-Teile – etwa Antriebsriemen, Dichtungen, Klebstoffe oder Schläuche. Insgesamt beliefert das Unternehmen rund 10.000 Firmen, davon 2.500 namhafte Industriekunden. Die Geschichte der Firma reicht bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück.