Die veränderte Sicherheitslage nach Putins Überfall auf die Ukraine beschert Rheinmetall einen Boom. Nur ein Auftraggeber lässt auf sich warten. Die steigenden Rüstungsausgaben der Nato-Staaten und der Verteidigungskrieg der Ukraine lassen Rheinmetall weiter auf Rekordkurs steuern. Doch fällt das Wachstum nicht so rasant wie möglich aus. Grund seien "verschobene Auftragsvergaben aus Deutschland", erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Demnach stieg der Umsatz in den ersten neun Monaten um 20 Prozent auf rund 7,5 Milliarden Euro, wie Rheinmetall weiter mitteilte – für das Gesamtjahr sollen es 25 bis 30 Prozent werden. Das operative Ergebnis legte um 18 Prozent auf 835 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang ging indes leicht zurück. Das lag vor allem an Verzögerungen im Haus von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Wegen der verspäteten Verabschiedung des Bundeshaushalts geht es mit der Auftragsvergabe nicht voran. Neue Waffen für Bundeswehr: Reiche-Berater setzen auf Zehn-Jahres-Plan BVB-Deal : Sportsponsoring sorgt bei Männer-Fußball-Bundesligist für Kontroversen "Wir haben uns kraftvoll entwickelt und sind mit solidem Wachstum auf gutem Kurs zur Erreichung unserer anspruchsvollen Jahresziele", sagte Konzernchef Armin Papperger . Die Weichen für ein starkes viertes Quartal seien gestellt. Er rechne in den kommenden Monaten mit Großaufträgen der Bundeswehr. Die Bestellliste der Bundeswehr war kürzlich bekannt geworden. Allein im Bereich der Munition erwarte er den baldigen Abschluss eines Vertrags mit einem Volumen im zweistelligen Milliarden-Bereich, hatte Papperger jüngst der Nachrichtenagentur Reuters erklärt. Nach der Bundestagswahl im Februar und der folgenden Regierungsbildung werde "die Auftragsvergabe in Deutschland erst deutlich verspätet im zweiten Halbjahr anlaufen", hatte Rheinmetall bereits in der Vergangenheit erklärt. Vor allem im vierten Quartal werde es voraussichtlich "einen starken Auftragseingang" geben. Einstieg ins Drohnen-Geschäft Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine boomt die Rüstungsindustrie. Zuletzt hatten die Nato-Staaten im Juni auf ihrem Gipfel in Den Haag den Anstieg verteidigungsrelevanter Ausgaben auf fünf Prozent der jährlichen Wirtschaftskraft bis 20235 verständigt. Rheinmetall setzt dabei auf Bündnisse mit anderen Rüstungsunternehmen, um die Auftragsflut bewältigen zu können. So erfolgte am Mittwoch der erste Großauftrag zum Panzerbau in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem italienischen Konzern Leonardo. Vom italienischen Partner strebt Rheinmetall die Übernahme des Geschäfts mit Militärlastwagen von Iveco an. Zudem kooperiert das Unternehmen mit dem US-Riesen Lockheed Martin und baut mit ihm in Weeze in Nordrhein-Westfalen Flugzeugteile. Der gemeinsame Bau von Raketen ist in Arbeit. Auch ins Drohnen-Geschäft wollen die Düsseldorfer einsteigen. Rheinmetall will Kriegsschiffe bauen Die Fertigung von Munition baut das Unternehmen mit neuen Fabriken aus. Rheinmetall hatte angekündigt, ab 2027 insgesamt rund 1,5 Millionen Schuss Artilleriegranaten jährlich herstellen zu wollen. Der Konzern hatte erst Ende August ein neues Werk im niedersächsischen Unterlüß eröffnet , das bei voller Auslastung das größte Munitionswerk in Europa werden soll. Zudem will Rheinmetall in den Bau von Kriegsschiffen einsteigen und übernimmt dazu die Militärsparte der Bremer Lürssen-Gruppe. "Mit den Projekten, die wir in der Pipeline haben, werden wir künftig in allen wichtigen Bereichen ein relevanter Akteur sein – zu Lande, zu Wasser, in der Luft und auch im Weltraum", sagte Papperger.