Russlands Wirtschaft: Putins Panzerschmiede muss Tausende Arbeiter feuern

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Der Panzerbauer Uralwagonsawod gehört zu den wichtigsten Rüstungsschmieden in Russland. Doch das Unternehmen steht offenbar vor strukturellen Problemen. Der größte russische Hersteller von Panzern und Güterwaggons, Uralwagonsawod (UVZ), hat ein umfassendes Restrukturierungsprogramm angekündigt. Zuvor hatte das russische Nachrichtenportal "E1.ru" am Donnerstag darüber berichtet. Bis Februar 2026 sollen demnach rund zehn Prozent der Belegschaft abgebaut und alle Neueinstellungen gestoppt werden. Laut dem vierseitigen Dokument, das vom geschäftsführenden Direktor bereits am 7. Oktober unterzeichnet wurde, betrifft die "Optimierung der Personalstärke" sämtliche Bereiche des Unternehmens – von Diensten und Abteilungen bis hin zu Instituten und Verwaltungszentren. Die Auswahl der betroffenen Mitarbeiter übernimmt demnach eine spezielle Kommission. Für entlassene Beschäftigte sind Abfindungen von bis zu drei durchschnittlichen Monatsgehältern vorgesehen. Wirtschaft unter Druck: Putins System droht zu scheitern Trumps Sanktionen gegen Russland : Die Folgen sind bereits sichtbar Panzerhersteller wiegelt ab – Belegschaft fürchtet tiefere Einschnitte UVZ bestätigte die geplanten Änderungen auf Anfrage von "E1.ru", machte jedoch keine Angaben dazu, wie viele Mitarbeiter konkret betroffen sein werden. In einer schriftlichen Stellungnahme betonte das Unternehmen lediglich: "Uralwagonsawod arbeitet stabil mit hoher Intensität an der Umsetzung des staatlichen Verteidigungsauftrags. Wie jedes andere Unternehmen führen wir unter den aktuellen Bedingungen eine Restrukturierung durch, die in erster Linie auf die Optimierung von Verwaltungs- und Managementausgaben abzielt." Uralwagonsawod ist Teil des russischen Staatskonzerns Rostec. Das Unternehmen mit Sitz in Nischni Tagil, rund 1.400 Kilometer östlich von Moskau , produziert unter anderem T-90M-Kampfpanzer sowie modernisierte T-72B3M-Modelle. Wegen seiner Rolle im Ukraine-Krieg unterliegt der Hersteller westlichen Sanktionen. Laut Schätzungen sollen rund 30.000 Mitarbeiter bei Uralwagonsawod arbeiten. Ein Jobabbau von zehn Prozent würde also 3.000 Entlassungen bedeuten. Während die Unternehmensführung beteuert, dass die Restrukturierung vor allem die Verwaltung betreffe, berichten Mitarbeiter von womöglich weitreichenderen Einschnitten. Mehrere Beschäftigte äußerten bei "E1.ru" die Sorge, dass in einzelnen Abteilungen bis zu 50 Prozent der Stellen wegfallen könnten. "In der Folge verlieren arbeitsfähige, hochqualifizierte Fachkräfte ihren Arbeitsplatz", zitiert das Portal die interne Kritik. Russland testet neue Waffen: Trump droht – und Putin rudert zurück Machtspiel oder Eskalation: Trump, Putin und die Bombendrohung Gerät Russlands Rüstungssektor in Bedrängnis? Auch die ukrainische Militärplattform "Militarnyi" griff die Berichte auf und verweist auf den zivilen Bereich von UVZ, der neben der Panzerproduktion auch Eisenbahnwaggons herstellt. Die Umstrukturierungen könnten sich daher auf diesen Bereich konzentrieren. Allerdings stelle sich die Frage, warum betroffene Zivilmitarbeiter nicht in den militärischen Sektor versetzt werden, wo Fachkräfte weiterhin dringend benötigt werden. Laut "Militarnyi" könnte dies auf mangelnde staatliche Finanzierung oder fehlende Aufträge hinweisen – selbst bei einem strategisch wichtigen Rüstungsbetrieb. Das englischsprachige ukrainische Portal "United24Media" interpretiert die Entwicklungen ähnlich. Die Entscheidung zur Reduzierung des Personals könne ein Indiz dafür sein, dass die russische Rüstungsindustrie zunehmend unter Druck gerät, heißt es dort. Trotz hoher Belastung durch den Krieg in der Ukraine scheine der Staat nicht mehr in der Lage zu sein, den aktuellen Personalbestand aufrechtzuerhalten. "Umstrukturierung zur Senkung der Kosten" Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hatten einige UVZ-Mitarbeiter bereits im Oktober auf eine viertägige Arbeitswoche umstellen müssen. Grund sei ein Einbruch bei der Nachfrage nach Güterwaggons, der auf Rückgänge im Exportvolumen zurückgeführt wird. Ein Unternehmenssprecher erklärte Reuters, UVZ führe derzeit eine "Umstrukturierung zur Senkung der Kosten" durch. Neueinstellungen fänden zudem weiterhin statt – insbesondere für qualifizierte Fachkräfte mit seltenen Spezialisierungen. Die Kürzungen bei Uralwagonsawod stehen im Zusammenhang mit einer allgemeinen Abkühlung der russischen Kriegswirtschaft. Auch andere Industrieunternehmen, etwa Automobilhersteller und Metallverarbeiter, melden derzeit Produktionsstopps, Personalabbau oder Kurzarbeit, wie Reuters unter Berufung auf Unternehmensquellen berichtet.
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