Schlafgewohnheiten: Schlechter lässt Schlaf das Gehirn vorzeitig altern

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Viele Menschen schlafen schlecht und unterschätzen die Folgen. Neue Daten zeigen: Wer dauerhaft ungesund schläft, altert nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Dass schlechter Schlaf das Wohlbefinden und die Konzentration beeinträchtigt, ist bekannt. Doch laut einer aktuellen Studie könnte er noch mehr anrichten: Unser Gehirn altert durch schlechten Schlaf offenbar schneller, als es müsste. Forscher des Karolinska Instituts in Stockholm haben dazu jetzt eine großangelegte Auswertung vorgelegt. Studie untersucht Schlafverhalten Das Forschungsteam untersuchte die Daten von rund 27.500 Personen mittleren und höheren Alters. Sie alle hatten sich einer Magnetresonanztomografie (MRT) unterzogen. Mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) analysierten die Forscher über 1.000 Bildmerkmale, sogenannte Phänotypen, um das biologische Alter der Gehirne der Probanden zu berechnen. Das Ergebnis verglichen sie mit deren tatsächlicher Lebenszeit und deren Schlafverhalten. Die Probanden hatten in Fragebögen Angaben zu fünf Punkten gemacht: ihrem Chronotyp (Morgen- oder Abendtyp), der Schlafdauer, ob sie an Schlafstörungen litten, ob sie an Tagesschläfrigkeit litten und ob sie schnarchten. Aus diesen Angaben berechnete das Team eine Gesamtpunktzahl von 0 bis 5 Punkten. Schlaf ist die beste Medizin: Stimmt das wirklich? Neue Forschung: Dieser Hirnbereich altert weniger als gedacht Schon ein Punkt weniger wirkte sich messbar aus Das Ergebnis der Analyse: Für jeden Punkt, um den der Schlafscore sank, alterte das Gehirn im Schnitt sechs Monate schneller. Wer einen besonders schlechten Schlaf hatte, also maximal einen Punkt erreichte, wies ein Gehirn auf, das biologisch fast ein Jahr älter war als das eigentliche Lebensalter. Konkret: Im Durchschnittsalter von 54,6 Jahren zeigte sich bei den Betroffenen mit schlechtem Schlaf ein Hirnalter von 55,6 Jahren. Auch Menschen mit mittelmäßigem Schlaf (2 bis 3 Punkte) hatten im Schnitt ein um 0,6 Jahre gealtertes Gehirn. Entzündungen als möglicher Mitverursacher Wie kann der Schlaf das Gehirn überhaupt so stark beeinflussen? Eine Erklärung könnte laut den Studienautoren in der sogenannten systemischen Entzündung liegen. Damit ist eine dauerhafte, leichte Aktivierung des Immunsystems gemeint. Die Forscher zogen dafür vier verschiedene Blutwerte heran und es zeigte sich: Rund zehn Prozent der beschleunigten Hirnalterung lassen sich durch erhöhte Entzündungswerte erklären. Der Rest bleibt bislang unklar. Warum gesunder Schlaf so wichtig ist Die Studienautoren vermuten, dass auch andere Faktoren beteiligt sein könnten. Möglicherweise gerät durch schlechten Schlaf das sogenannte glymphatische System aus dem Takt, ein Reinigungssystem im Gehirn, das während des Schlafs aktiv ist und schädliche Stoffe entfernt. Auch ein geschwächtes Herz-Kreislauf-System könnte das Gehirn zusätzlich belasten. Zwar beruht die Untersuchung zum Teil auf von den Teilnehmern selbst eingeschätzten Schlafdaten, dennoch liefert die Studie einen wichtigen Hinweis: Wer schlecht schläft, riskiert, dass sein Gehirn schneller altert.
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