Bei Olympia verpasste Angelina Köhler eine Medaille nur knapp. Eine Aussage im Anschluss hatte große Konsequenzen in Bezug auf ihren heutigen Alltag. Angelina Köhler hat schwere Wochen hinter sich. Die Weltmeisterin über 100 Meter Schmetterling hat bei den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr den vierten Platz über diese Distanz belegt. Bronze gewann die umstrittene Chinesin Zhang Yufei. Köhler hatte anschließend von einem "bitteren Beigeschmack" gesprochen. Seitdem sieht sich Köhler im Netz massiven Anfeindungen ausgesetzt – und die Auswirkungen dieser Erfahrungen wirken nach. Im Gespräch mit der "Sport Bild" berichtete die 24-Jährige, sie sei von chinesischen Bots sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch beleidigt worden. Sie sei als Nazi beschimpft worden, habe sogar Bilder mit Hitlergrüßen zugesandt bekommen. Auch ihre ADHS-Diagnose sei zum Ziel von Angriffen geworden. "Dabei nehme ich gar keine Medikamente" Man habe behauptet, sie sei mit Medikamenten wie Ritalin "vollgepumpt". Köhler stellte jedoch klar: "Dabei nehme ich gar keine Medikamente." Diese Erlebnisse haben Einfluss auf ihre Vorbereitung. Vor der Schwimm-WM in Singapur beschäftigt sie vor allem ein Gedanke: Wie werde es sein, auf die chinesische Mannschaft zu treffen? Und wie reagiere das chinesische Publikum? "Werde ich ausgebuht?", fragte Köhler. Zhang Yufei steht auf einer von der ARD veröffentlichten Liste mit 23 Schwimmerinnen und Schwimmern, die bei einem nationalen Wettkampf in China Anfang 2021 positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet worden waren, aber nicht gesperrt wurden. Kern der Recherche ist ein nicht veröffentlichter Untersuchungsbericht der chinesischen Anti-Doping-Agentur Chinada – nach ARD-Angaben verifiziert über mehrere Quellen. "Es ist wie ein Verfolgungswahn" Köhler hatte Aufklärung gefordert und gesagt: "Sie hat jetzt erst mal die Medaille, und die hat sie auch erst mal verdient. Es gilt die Unschuldsvermutung. Aber es hat einen bitteren Beigeschmack und ich hoffe, dass da noch was kommt." Bei den Spielen in Paris hatte Köhler nach eigenen Angaben Angst, alleine unterwegs zu sein. Die Hass-Nachrichten seien inzwischen weniger geworden, sie bekomme aber immer noch welche – und sei auch im Alltag eingeschränkt. "Es ist wie ein Verfolgungswahn. Ich trinke immer noch aus keiner Flasche, die schon geöffnet wurde. Es muss besonders auf meine Flasche aufgepasst werden, damit mir niemand dort etwas reinschüttet." Köhler wünscht sich Unterstützung durch den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) in Form einer Ansprechperson und erklärt: "Damit man sich nicht alleingelassen fühlt."