Verteidigung, Klimaschutz, Digitalisierung – die EU braucht Kapital. Doch das soll nicht nur von Staaten, sondern auch von Sparern kommen. Rund zehn Billionen Euro ruhen derzeit in der EU ungenutzt auf den Konten eifriger Sparer, oft ohne nennenswerte Zinsen. Gleichzeitig stehen große Aufgaben an: Die Staatengemeinschaft braucht Kapital für ihre Verteidigung, den digitalen Wandel und den Klimaschutz. Die EU-Kommission will deshalb die Bürgerinnen und Bürger dazu bewegen, ihr Erspartes stärker am Kapitalmarkt einzusetzen. Ihr Ansatz ist zweigleisig: mehr Wissen über Finanzen und einfacher zugängliche Anlageprodukte. Doch wie kann Brüssel es schaffen, Millionen Sparerinnen und Sparer zu überzeugen, vom Sparbuch weg hin zu Investments? EU plant finanzielle Bildungsoffensive Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die EU-Kommission zunächst auf bessere finanzielle Bildung. Denn eine Umfrage hat gezeigt: Nur etwa jeder zweite EU-Bürger verfügt über ein durchschnittliches Finanzwissen, weniger als jeder fünfte über ein hohes. Besonders Frauen, junge Menschen, Personen mit geringem Einkommen oder niedrigerem Bildungsabschluss weisen große Wissenslücken auf. Das kann fatale Folgen haben: Wem grundlegende Finanzkenntnisse fehlen, hat es schwerer, das eigene Budget zu planen, Schulden im Griff zu behalten oder sich vor Betrug zu schützen. Studie verrät: Wer riskiert mehr beim Geldanlegen? Besser als die Inflation : Welche ist die sicherste Anlageform? Die Kommission will daher nicht nur einzelne Ratgeber veröffentlichen, sondern eine breite Strategie verfolgen. In allen Mitgliedsstaaten sollen öffentliche Stellen und private Anbieter Programme entwickeln, um die Finanzkompetenz zu stärken. Eine EU-weite Informationskampagne soll diese Maßnahmen sichtbar machen und verstärken. Zudem ruft Brüssel die Länder dazu auf, bestehende Förderprogramme der EU für Bildungsprojekte stärker zu nutzen. Um die Fortschritte messen zu können, will die Kommission regelmäßig Umfragen durchführen und so beobachten, ob das Wissen in der Bevölkerung tatsächlich wächst. EU plant Anlagekonten Neben einer Verbesserung des Finanzwissens soll den Kommissionsplänen zufolge auch der Zugang zu Investments erleichtert werden. Viele Bürger lassen ihr Geld auf dem Sparbuch, weil die Abläufe für Anlagen oft kompliziert und unübersichtlich wirken. Hinzu kommt, dass der europäische Finanzmarkt zersplittert ist und es in vielen Ländern wenig Wettbewerb gibt. Um das zu ändern, schlägt Brüssel sogenannte Spar- und Anlagekonten für Verbraucher vor. Verschlafene Trends: Warum klassische Banken ins Abseits geraten Banken unerwünscht? Heftiger Streit über die Frühstart-Rente Diese Konten sollen der Behörde zufolge leicht verständlich, einfach zu bedienen und flexibel sein. Sie könnten bei Banken oder auch über moderne Handelsplattformen – sogenannte Neobroker – angeboten werden. Ziel ist, dass Verbraucher ohne großen Aufwand und mit klaren Bedingungen in verschiedene Anlageformen investieren können. Steuerliche Anreize sollen zusätzlich motivieren, das Ersparte nicht nur auf dem Konto liegenzulassen. Kapitalmärkte bergen Milliardenpotenzial Die EU hofft, dass dadurch mehr Bürgerinnen und Bürger ihr Erspartes am Kapitalmarkt anlegen. Davon würde nicht nur der Einzelne profitieren. Die Kommission rechnet damit, dass in den kommenden zehn Jahren bis zu 1,2 Billionen Euro zusätzliches Kapital in europäische Unternehmen fließen könnten. Vor allem kleine und innovative Firmen hätten dadurch besseren Zugang zu Geld, um zu wachsen und neue Ideen umzusetzen. Langfristig soll das die Wettbewerbsfähigkeit Europas stärken – und damit auch Arbeitsplätze und Wohlstand sichern.