Schnell, günstig und zuverlässig: Eine neue Studie der ADAC-Stiftung zeigt, wie groß die Lücke zwischen Anspruch und Realität im Alltag der Gen Z ist. "Viele Wünsche, wenig Hoffnung": Ein solches Bild zeichnet die ADAC-Stiftung in einer umfangreichen Studie von der Haltung der sogenannten Generation Z zum Thema Mobilität. Die 16- bis 27-Jährigen sind der Studie zufolge unter allen Altersgruppen am unzufriedensten mit den heutigen Mobilitätsangeboten. Mobilität wird von ihnen vor allem als Alltagswerkzeug verstanden: Entscheidend ist, was verlässlich funktioniert. Bei der Wahl des Verkehrsmittels zählen Schnelligkeit (52 Prozent), Verlässlichkeit (48 Prozent), Kosten (44 Prozent) und Flexibilität (43 Prozent). Umweltfreundlichkeit spielt nur für 12 Prozent eine Rolle – ein geringerer Anteil als in der Gesamtbevölkerung, der dort bei 15 Prozent liegt. Wie junge Menschen unterwegs sind Die Gen Z nutzt den öffentlichen Nahverkehr deutlich häufiger als ältere Altersgruppen. 59 Prozent steigen mindestens einmal pro Woche in Bus oder Bahn – oft, weil es für Schüler oder Menschen am Beginn des Berufslebens die einzige bezahlbare Option ist. Der Alltag ist dabei häufig von Verspätungen, Ausfällen und als unsicher empfundenen Situationen geprägt, heißt es in der Studienauswertung. Zudem werden Sharing-Angebote wie E-Scooter, Leihräder oder Carsharing überdurchschnittlich genutzt. Besonders groß ist der Abstand zu älteren Generationen beim E-Scooter-Sharing: Ein Viertel der Jüngeren ist hier angemeldet, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es knapp acht Prozent. Auch beim Carsharing zeigen sich deutliche Unterschiede: 18,6 Prozent der Gen Z sind hier registriert, bei den 50- bis 64-Jährigen nur 2,7 Prozent. Gleichzeitig bleibt das Auto ein fester Bestandteil im Alltag: 48 Prozent greifen mindestens einmal pro Woche darauf zurück (gesamt: 61 Prozent). Viele besitzen noch keinen eigenen Wagen, nutzen aber das Auto der Familie oder fahren mit. Der Führerschein bleibt ein zentrales Mobilitätssymbol: 58 Prozent haben ihn bereits, 27 Prozent planen den Erwerb. Für Reisen zeigt sich ein weiterer Trend: Junge Menschen fahren seltener mit dem Auto in den Urlaub als die Gesamtbevölkerung, nutzen aber überdurchschnittlich häufig das Flugzeug. Warum die Generation pragmatisch unterwegs ist Zwar fühlen sich laut Studie 53 Prozent der Gen Z moralisch verpflichtet, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen, doch die Studie zeigt auch, dass junge Menschen vor allem das nutzen, was sie zuverlässig durch ihren Alltag bringt. Ihre Haltung entsteht den Studienautoren zufolge auch vor dem Hintergrund einer Gegenwart, die von Unsicherheit und komplexen Anforderungen geprägt ist. Wichtig ist, dass Mobilität funktioniert. Das gilt besonders für den öffentlichen Nahverkehr. Viele junge Menschen haben keine Alternative, gleichzeitig ist der Frust groß. Die Studie ergänzt, dass viele Probleme struktureller Natur sind, etwa unzuverlässige Takte oder fehlende Verbindungen außerhalb großer Städte. Große Unterschiede zwischen Stadt und Land Während junge Menschen in Städten zwischen mehreren Verkehrsmitteln wählen können, fehlt diese Auswahl im ländlichen Raum häufig vollständig. Dort bleibt das Auto oft das einzige Verkehrsmittel, das den eigenen Tagesablauf zuverlässig ermöglicht. In Städten hingegen steigt die Nutzung von Bus, Bahn und Sharing-Angeboten, auch wenn das Angebot nicht immer als komfortabel oder sicher erlebt wird. Auch die Lebenssituation spielt eine Rolle. Junge Menschen mit höheren Mitteln und einer hohen Affinität zu digitalen Medien greifen eher auf verschiedene Verkehrsmittel zurück. Andere orientieren sich stärker am Auto, weil es im Alltag die verlässlichste Option bleibt. Offen für Technik, skeptisch gegenüber der Umsetzung Die Gen Z blickt offen auf neue Technologien. 44 Prozent befürworten den breiten Einsatz autonomer Fahrzeuge, 43 Prozent sprechen sich für Elektromobilität aus. Selbst Flugtaxis finden bei mehr als einem Drittel Zustimmung. Gleichzeitig ist der Zweifel groß, dass solche Angebote in Deutschland tatsächlich zeitnah umgesetzt werden. Die Studie zeigt ein klares Muster: Der Wunsch nach besserer Mobilität ist stark, das Vertrauen in funktionierende politische Prozesse dagegen gering. "Erziehungsversuche und visionäre Überhöhungen kommen bei der Gen Z nicht an", sagt Christina Tillmann von der ADAC-Stiftung. Was die Generation erwartet Trotz aller Skepsis ist Mobilität für viele junge Menschen ein wichtiges politisches Thema, wichtiger als für ältere Altersgruppen. Sie erwarten insbesondere, dass bestehende Defizite behoben werden und neue Angebote verlässlich nutzbar sind. Eine nachhaltige Verkehrswende halten 53 Prozent für wünschenswert, aber nur 43 Prozent für machbar. Gleichzeitig glauben 52 Prozent, dass in Deutschland das Auto weiterhin die dominierende Rolle spielen wird, obwohl sich viele deutlich weniger Autos auf den Straßen wünschen.