Nachrichtensprecher gehören in Deutschland zu den bekanntesten Gesichtern des Landes. Doch selbst bei der "Tagesschau" werden die Stars ihrer Zunft nicht reich. Die 20-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" erreicht jeden Tag mehr als zehn Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer bundesweit. Keine andere Nachrichtensendung ist derart reichweitenstark, keine anderen Moderatoren sind so populär wie Jens Riewa , Susanne Daubner und Co. Dennoch hört Constantin Schreiber jetzt auf, geht nach mehr als acht Jahren als Nachrichtensprecher neue Wege. Reich werden die Moderatoren mit ihrer Rolle bei der "Tagesschau" nicht. Eher ist es so, dass sie allein durch ihre Bekanntheit andere Jobs angeboten bekommen und sich Geld dazuverdienen können: Sei es im Fernsehen oder in der Verlagsbranche, viele Sprecher sind auch mit eigenen Fernsehformaten aktiv, andere schreiben Bücher. So auch Constantin Schreiber, der mit seinen Werken über den Islam mehrfach Aufsehen erregte. "Am Tag sind mehrere Einsätze möglich" Klar ist: "Tagesschau"-Sprecher sind nicht fest angestellt, sie sind im Rahmen der NDR-Sendung als Freie im Einsatz. "Die Sprecherinnen und Sprecher sind freie Mitarbeitende, die für eine Sendung ein festes Honorar bekommen", stellte der einstige "ARD-aktuell"-Chef Kai Gniffke im Jahr 2019 fest und sagte: "Zur Orientierung: Für die Hauptausgabe der 'Tagesschau' bekommt ein Sprecher 259,89 Euro. Für kürzere 'Tagesschau'-Ausgaben ist es deutlich weniger." Das klingt zunächst nicht nach einem sonderlich üppigen Honorar, doch die Masse führt zu einem guten Auskommen. "Am Tag sind mehrere Einsätze möglich, zumal zwischen den einzelnen Ausgaben manchmal Stunden liegen und die Sprecher sogar nach Hause fahren können", so Gniffke damals. Manchmal sind die Sprecherinnen und Sprecher dann für bis zu sieben oder auch mehr Ausgaben pro Tag gebucht, verdienen also entsprechend auch mal Tagessätze von mehr als 1.000 Euro. Die Zahl zum Sprecherhonorar ist allerdings nicht mehr auf dem Transparenzportal der ARD zu finden. Inzwischen wurde die Summe pro Sendung zwar angehoben, befindet sich aber weiterhin unter 300 Euro. Genauere Angaben gibt es dazu derzeit nicht. Julia-Niharika Sen, Thorsten Schröder und Co. verdienen also gut, aber keine horrenden Summen. Marc Bator kennt den Arbeitsalltag in der "Tagesschau"-Redaktion wie nur wenige. Er war über ein Jahrzehnt lang eine ihrer bekanntesten Stimmen, bevor er zum Privatfernsehen wechselte und die Sat.1-Nachrichten übernahm. Dafür gab es Gründe, die ihm am Ende wichtiger waren als das Privileg, eine Galionsfigur des Flaggschiffs des deutschen Nachrichten-Fernsehens zu sein. "Die Attraktivität dieser Tätigkeit ist nicht hoch genug einzuschätzen. Formal ist und bleibt es ein Traumjob, die Tagesschau zu präsentieren", sagt Marc Bator auf Anfrage von t-online. Dennoch deutet Bator an, worin die Schattenseiten des Jobs bestehen: "Im Vergleich zur marktüblichen Vergütung und vergleichbaren Tätigkeit hinterlassen die vom NDR vorgegebenen Honorare eine deutliche Lücke." Außerdem sei "die unbedingte Bereitschaft zum Schichtdienst" nicht unbedingt attraktiv. "Müssen Verantwortliche künftig etwas verändern" "Wenn ich mir im Rückblick der vergangenen zehn Jahre anschaue, wer nach mir eine ähnliche Entscheidung getroffen hat, aus welcher Motivation auch immer, so müssen sich die Verantwortlichen vor allem die Frage stellen, ob sie vielleicht künftig etwas verändern möchten", sagt Bator t-online. Ist der öffentlich-rechtliche Sender wirklich nicht bereit, mehr Geld für sein Personal auszugeben? Schließlich sind die Sendungen für die ARD ein Schnäppchen. Nachrichtenformate wie "Tagesschau" oder "Tagesthemen" kosten laut Sender pro Erstsendeminute rund 1.820 Euro. Nur ein Bruchteil von dem, was im Vergleich für fiktionale Produktionen, Shows oder auch größere Dokumentationen aufgewendet werden muss.