"Tatort" aus Stuttgart: Lohnt sich beim neuen ARD-Krimi das Einschalten?

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In diesem Stuttgarter Sonntagskrimi, steht nicht die Ermittlung, sondern ein Schicksal im Vordergrund, das noch lange nachhallt. Am Sonntag ermitteln die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare). Die Beamten haben es bei ihrem neuesten Fall mit einer Geschichte über Einsamkeit zu tun, die beide Ermitteln bewegt. Im neuen "Tatort" aus Stuttgart ist der Mord nur einen Nebenaspekt. Es geht vielmehr um das große Ganze, leise und empathisch erzählt. Das Erste strahlt die neue SWR-Produktion "Überlebe wenigstens bis morgen" am Sonntag um 20.15 Uhr aus. "Geld oder Gewissen": "Tatort"-Star Richy Müller schildert Schuldensituation Nelly Schlüter ist Protagonistin und Opfer zugleich. Ihre Geschichte ist voller Enttäuschungen, einsamer Stunden und der Sehnsucht nach Gesellschaft. "Es ist, als würde ich ganz laut um Hilfe rufen, aber es hört mich keiner", sagt Schlüter (Bayan Layla) vor ihrem Tod und gibt damit einen tiefen Einblick in ihre Seele. Als Nellys Leiche schwer verwest in ihrer Wohnung entdeckt wird, sind die Kommissare erschüttert. Niemand hat die junge Frau in all den Monaten als vermisst gemeldet, ihr Briefkasten ist leer und die Trauer früherer Liebhaber sowie der einst besten Freundin ist überschaubar. Einsamkeit ist ein modernes Thema "Einsamkeit ist kein Privileg der Alten mehr", sagt Bootz in einem seiner Gespräche mit Lannert. Wie Nelly (Bayan Layla) geht es vielen: Je nach Altersgruppe fühlt sich ein Drittel bis knapp die Hälfte der jungen Erwachsenen in Deutschland einsam oder stark einsam. Besonders betroffen sind 19- bis 22-Jährige und Menschen mit Migrationsgeschichte, wie eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt. Einsamkeit ist ein modernes Thema, das erst langsam sein Tabu verliert. Aber es sei schwer, das in einen Tatort zu packen, der ja vor allem von einer spannenden Ermittlung erzählen soll, sagt Katrin Bühlig, von der das Drehbuch stammt. "Einsamkeit ist verdammt unsexy, sie ist traurig, man fühlt sich ausgeschlossen und alleingelassen." Während die Tote dem Zuschauer immer wieder etwas offenbart und man mehr "mit" ihr schaut als "auf" sie, bleibt sie den Kommissaren ein Rätsel. Die Fassungslosigkeit angesichts "der Welt da draußen" steht wieder und wieder in ihren blassen Gesichtern, in der Sprachlosigkeit, die von der Kamera immer auch einen Moment länger eingefangen wird als normal. So ermittelt das Duo ruhig, konzentriert, nachdenklich unter der Regie von Milena Aboyan. Dieser "Tatort" ist kein gewöhnlicher. Er erinnert eher an einen Thriller, ist spannend und grausam zugleich. In diesem Sonntagskrimi wird weniger ermittelt als erzählt – leise, beklemmend und mit einer Figur, die lange nachwirkt. Teilen Sie Ihre Meinung mit Wie gefiel Ihnen dieser "Tatort"? Schreiben Sie eine E-Mail an [email protected] . Bitte nutzen Sie den Betreff "Tatort" und begründen Sie.
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