Harald Krassnitzer ist nicht nur "Tatort"-Kommissar, sondern auch Ehemann und Vater. Im t-online-Interview spricht er über das Alter, Weihnachten und sein Krimi-Aus. 2026 endet für Harald Krassnitzer die Karriere als Wiener "Tatort"-Kommissar Moritz Eisner. Große Emotionen erlaubt sich der Schauspieler allerdings erst, wenn es so weit ist. Er habe den Fuß zum Klettern immer erst gehoben, wenn er am Zaun gestanden habe, sagt der Österreicher. Höflich und mit angenehm ruhiger Stimme meldet sich der 65-Jährige zum Telefoninterview. Weihnachten steht in wenigen Tagen an, doch Krassnitzer blickt dem Fest mit seiner Frau entspannt entgegen. Es scheint so, als ziehe sich diese Gelassenheit durch das ganze Leben des Krimi-Stars. Aber lesen Sie doch gern selbst. t-online: Herr Krassnitzer, was hat sich mit zunehmendem Alter in ihrem Leben verändert? Harald Krassnitzer: Ich merke schon, dass ich manches mittlerweile verdichteter tue. Ich nehme mir Zeit für mich, meine Freunde und fürs Reisen. Außerdem versuche ich, das Leben mehr zu genießen. In Ihrem neuen Film "Weihnachtsüberraschungen" spielen Sie einen Bäcker, der das Leben im Alter noch einmal genießen möchte. Inwieweit deckt sich das mit Ihren Vorstellungen vom Leben? Ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, an dem ich das Gefühl hätte, ich müsste jetzt radikal etwas verändern. Ich bin in einer hohen Zufriedenheitsphase. Ich mache viel, was mir wirklich Spaß macht. Planen Sie, noch lange vor der Kamera zu stehen? Wenn es denn möglich ist, ja. Solange ich das Gefühl habe, spannende Geschichten erzählen zu können oder zu amüsieren, tue ich das gerne. Hat sich im Laufe der Jahre Ihre Sicht auf Weihnachten und das Drumherum verändert? Ja, das hat sich massiv verändert. In meiner Kindheit war das Fest von anderen Sachen geprägt. Und zwar? Als Kind macht man irgendwann die Erfahrung, dass es einen Tag gibt, an dem man von einer völlig unbekannten Person beschenkt wird. Dieser Glaube, der darin gefestigt wird, der ist schon sehr faszinierend. Er bringt aber auch Stress mit sich. Man fragt sich: Was werde ich bekommen und werde ich überhaupt etwas bekommen? Es könnte auch sein, dass ich vergessen werde oder dass ich vielleicht gar nicht würdig erscheine, ein Geschenk zu bekommen. Kindern wird manchmal auch gesagt, dass sie brav sein müssen, weil es Weihnachten sonst nicht gebe. War das bei Ihnen auch so? Dieser schlechten Pädagogik konnte ich mich natürlich nicht entziehen. Trotzdem war für mich die Weihnachtszeit sehr schön. Es gab damals nichts Feineres. Und heute? Die Sicht auf Weihnachten verändert sich natürlich grundlegend mit dem Erwachsenwerden. Ab dem Zeitpunkt, an dem man erfährt, dass es kein Christkind und keinen Weihnachtsmann gibt, schlüpft man selbst in diese Rolle. Man muss alles organisieren und merkt, dass man das Getriebe eines Rades ist, das im Wesentlichen die Erwartungen als Antrieb hat. Woran denken Sie da genau? Du musst den Christbaum designen. Du musst die Außenbeleuchtung am Haus frisieren. Du musst einen Haufen Geschenke besorgen. Du musst jeden Weihnachtsmarkt besuchen und den obligatorischen Weihnachtspunsch trinken. Man könnte es bis ins Unendliche weiterführen, was da an Erwartungshaltungen gesponnen wird. Man wundert sich nicht, dass man am 24. erschöpft ist und diesen Tag mit letzter Kraft bewältigen muss. Wenn dann etwas schiefgeht, ist es meistens die Hölle auf Erden. Das hört sich nicht so an, als seien Sie ein Fan von Weihnachten. Ist der 24. Dezember bei Ihnen und Ihrer Frau manchmal die Hölle auf Erden? Wir haben diesen Stress in den vergangenen Jahren aus unserem Leben verbannt. Wir haben gemerkt, dass wir das gar nicht mehr schaffen und dem nicht gerecht werden können. Das ist ein ziemlich angenehmes Gefühl. Das heißt, Sie feiern gar nicht? Doch, wir feiern. Wir feiern sehr fröhlich und schön mit Freunden, aber klein, ohne große Geschenke und ohne Zwang. Wir müssen uns nicht fünfmal vor den Weihnachtsbaum stellen, um auf Instagram zu zeigen, wie lustig wir zusammensitzen. Uns freut es unglaublich, wenn wir an diesem Abend tatsächlich Zeit für uns und unsere Freunde und Familie haben. In dem Film "Weihnachtsüberraschungen" spielen Sie einen zweifachen Vater. Sie selbst haben keine leiblichen Kinder. Haben Sie das jemals bereut? Nein, ich habe ein Kind zusammen mit meiner Frau. Er war damals zwei Jahre alt. Ich bin sein Vater, er ist mein Sohn, und ich hatte nicht das Gefühl, dass ich noch irgendwas dazu beitragen muss. Ex von Jan Josef Liefers : Das ist die berühmte Frau von Harald Krassnitzer Sie spielen zusammen mit Margarita Broich, die auch viele Jahre "Tatort"-Kommissarin war. War das etwas, das Sie beide verbunden hat? Nein, verbunden hat uns eher der Humor. Margarita ist eine fantastische Schauspielerin und es hat einfach Spaß gemacht, mit jemandem zu spielen, der diese Bandbreite an Gefühlen mit minimalsten Blicken umsetzen kann. Da spielt alles andere, was wir gemacht haben, keine Rolle. Das ist unserer Auffassung nach die Voraussetzung dafür, dass man Spiellaune entwickelt und sich auf ein Thema einlässt. Bei diesem Dreh war es spannend, dass aus diesem bunten Ensemble tatsächlich so etwas wie eine Familie entstanden ist. Wenn Weihnachten vorbei ist, beginnt bald Ihr letztes "Tatort"-Jahr. Wie fühlt sich das an? Das werde ich Ihnen erzählen, wenn es vorbei ist, weil ich mich damit noch gar nicht auseinandergesetzt habe. Wir haben dieses Jahr vor uns und ich bin nie jemand gewesen, der sich in Sentimentalitäten und Rückblicken bewegt hat. Wenn es so weit ist, mache ich das, was ich immer gemacht habe: Ich hebe den Fuß zum Klettern erst, wenn ich am Zaun stehe. Hans Sigl hat im t-online-Interview gesagt, er könne nicht der neue Wiener Kommissar werden, weil er nicht schon wieder in Ihre Fußstapfen treten könne. Schon beim "Bergdoktor" wurde er ja Ihr Nachfolger. Was sagen Sie dazu? Ich glaube nicht, dass Hans je in meine Fußstapfen getreten ist. Die wären zu klein gewesen, denn er hat so viel größere Fußstapfen beim "Bergdoktor" hinterlassen. Er hat es wunderbar und äußerst erfolgreich geschafft, diese Rolle zu prägen und etwas Eigenes zu kreieren. Die Serie läuft seit langer Zeit auf einem hohen Niveau, das muss man erst mal schaffen. Darum habe ich sehr großen Respekt vor Hans. Er hat so viel Energie und muss nicht verglichen werden. Neuer Fall aus Wien: Ein "Tatort", der schmerzt In Österreich : Neues Ermittler-Duo beim "Tatort" bestätigt Könnten Sie sich ihn denn als "Tatort"-Kommissar vorstellen? Ich mache mir keine Vorstellungen, weil es mich erstens nichts angeht und ich mich zweitens ganz wenig mit Spekulationen auseinandersetze. Das ist nicht angebracht. Bei der Besetzung des "Tatorts" wird auf so vielen Ebenen gespielt, da habe ich keinen Einblick. Ich mache mein Ding und freue mich auf alles, was nach mir kommt. Zusammen mit Ihrer Kollegin Adele Neuhauser haben Sie sich dafür eingesetzt, dass Hubert "Hubsi" Kramar für die letzten zwei Folgen dabei sein kann. Günter Franzmeier (seit 2015 als Gerichtsmediziner Dr. Kreindl dabei) wird bei den noch ausstehenden Filmen nicht mehr mitspielen. Warum haben Sie sich für diesen Kollegen nicht eingesetzt? Beim Hubsi war es uns wichtig, weil es da eine Geschichte gibt, die wesentlich für die Dramaturgie ist. Wir haben uns für ihn eingesetzt, weil er die älteste Begleitperson ist, die wir haben. Für Günther hat es auch aus dramaturgischen Gründen keinen Platz gegeben. Das tut uns natürlich absolut leid, aber das ist wirklich der Geschichte geschuldet und nicht, dass man ihn nicht wertschätzt. "Weihnachtsüberraschungen" läuft am 12. Dezember ab 20.15 Uhr in der ARD und ist in der ARD-Mediathek abrufbar.