Wäre die Aufregung vermeidbar gewesen? Thomas Gottschalk hat bereits vor zehn Jahren erzählt, dass er den Punkt für einen heldenhaften Abschied überschritten habe. Wer Thomas Gottschalk bei der Bambi-Verleihung vergangene Woche gesehen hat, dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. Die einstige Show-Größe wirkte sichtlich desorientiert, sprach zusammenhangslos und stellte sich selbst in den Mittelpunkt, obwohl es eigentlich um den Legendenpreis für Popstar Cher gehen sollte. Im Nachhinein entschuldigte sich Gottschalk, gab im Gespräch mit dem "Spiegel" zu: "Ich war echt verwirrt und habe dann wirklich dummes Zeug erzählt." Zudem erntete Gottschalk Buhrufe, als er während seiner Rede äußerte, die US-Sängerin sei "die einzige Frau, die ich in meinem Leben ernst genommen habe". Auch darauf ging er ein: "Das Zitat in Bezug auf 'Frauen ernst nehmen' nehme ich hiermit ausdrücklich zurück und entschuldige mich dafür." "Habe 35 Jahre lang den Samstagabend im Griff gehabt" Dass es überhaupt so weit kommen konnte, war einer kurzfristigen Einladung geschuldet. Thomas Gottschalk wurde nur wenige Tage zuvor von den Bambi-Organisatoren angefragt, die Laudatio auf Cher zu halten, und er sagte zu. Dabei hatte der 75-Jährige in diesem Jahr bereits das Ende seiner TV-Karriere in der Samstagabendunterhaltung bekannt gegeben. Sein Alter sei "für einen Moderator der Punkt, wo man sagen sollte, man nimmt sich selber raus", sagte Gottschalk im Mai in der RTL-Show "Denn sie wissen nicht, was passiert". Gottschalk beim Bambi: Sein wirrer Auftritt lässt nur einen Rückschluss zu Im Wortlaut: So lief die Rede von Thomas Gottschalk aus dem Ruder Damals sagte er außerdem: "Ich habe 35 Jahre lang den Samstagabend betreut und im Griff gehabt." Zugleich erinnerte er daran: Wenn der Tag komme, an dem er älter sei als der Papst, müsse Schluss sein. Der neue Pontifex, Leo XIV., ist fünf Jahre jünger als Gottschalk. Seitdem stand der Abschied des Fernsehmoderators fest: Am 6. Dezember wird er ein letztes Mal als Moderator einer großen Samstagabendshow zu sehen sein. Es ist der letzte Sendetermin von "Denn sie wissen nicht, was passiert" für dieses Jahr – und zugleich Gottschalks Abschiedssendung. Dass Thomas Gottschalk auch in höherem Alter so viel Präsenz im Fernsehen hat, war nicht immer abzusehen. Denn bereits vor genau zehn Jahren ließ er durchblicken, zu alt für TV-Albernheiten zu sein. "Ich mache mich nur noch begrenzt zum Deppen. Nur noch zum Narren", sagte er am 12. Oktober 2015 im Gespräch mit Roger Schawinski im Schweizer Fernsehen. Und weiter: "Ich lasse mich ein bisschen treiben. Fürs Schlussmachen ist es fast schon zu spät. Den Punkt, wo ich als Held hätte abtreten können, habe ich verpasst", so Gottschalk damals als 65-Jähriger.