Trump-Regierung droht ICEBlock-App – und treibt Downloads in die Höhe

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In den USA feiert eine Social-Media-App große Erfolge, die sich als Kampfansage an die Trump-Administration versteht. Ausgerechnet durch die Regierung wird sie nun immer beliebter. Die Zeiten sind ernst. Der jüngste Beweis: Im US-amerikanischen App-Store von Apple triumphiert eine App, die einen schmelzenden Eiswürfel zeigt. Ihr Name: ICEBlock. Ihr Zweck: Menschen zu warnen. Vor den Abschiebe-Agenten der Regierung Trump. Anders als bei uns in Deutschland steht die Abkürzung "ICE" in den USA nicht für Züge, die entweder gar nicht, viel zu spät oder aber pünktlich und damit sehr überraschend fahren, sondern für die Einwanderungs- und Zollbehörde ICE (Immigration and Customs Enforcement). Diese ist zuständig für Abschiebungen. Ihre Mitarbeiter sind angewiesen, täglich möglichst viele illegale Einwanderer aufzuspüren. Unwürdige und verstörende Videos kursieren seit Wochen in den sozialen Netzwerken: Menschen, die sehr robust auf offener Straße festgenommen werden. Menschen, die ebenso aus dem Nichts heraus plötzlich losrennen. Sich in ihrer Verzweiflung auf Bäume flüchten. "Als ich gesehen habe, was in diesem Land passiert, wollte ich zurückschlagen", sagt Joshua Aaron, Musiker und Programmierer, vergangene Woche in einem Interview mit CNN . Deshalb entwickelte er ICEBlock. Nutzerinnen und Nutzer können in ihr vermerken, wenn sie ICE-Agenten sehen. Andere Nutzer, die die App auf ihrem iPhone installiert haben, werden dann informiert, wenn sich Mitarbeiter der Behörde in einem Radius von 8 Kilometern um ihren Standort aufhalten. Die App funktioniert nur auf iPhones, da für den Betrieb auf Android-Geräten personenbezogene Daten erforderlich wären. Auf Apple-Geräten hingegen funktioniert ICEBlock ohne die Angabe von Nutzerdaten – es würden weder Geräte-IDs noch IP-Adressen gesammelt, sagt Aaron. Das Online-Portal Techcrunch hat dies überprüft und bestätigt. Es werden erste Geschütze aufgefahren Als CNN über die App berichtete, war sie laut dem Fernsehsender gerade 20.000-mal heruntergeladen worden. Seitdem geht es weiter bergauf. Und dazu hat ausgerechnet die Trump-Regierung ihren wohl nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet. "Das sieht eindeutig nach Justizbehinderung aus", schrieb Heimatschutzministerin Kristi Noem auf der Plattform X. Und behauptete: "Unsere tapferen ICE-Polizisten sehen sich mit einem Anstieg der Angriffe um 500 Prozent konfrontiert. Wer unsere Strafverfolgung behindert oder angreift, wird von uns gejagt und im vollen Umfang des Gesetzes strafrechtlich verfolgt." Auch US-Justizministerin Pam Bondi fuhr schwere Geschütze auf: In einem Interview mit dem TV-Sender Fox sagte sie, der oder die Entwickler sollten "lieber aufpassen". Man würde ihr Tun untersuchen. Ob die Angabe stimmt, dass die Angriffe auf ICE-Mitarbeiter um 500 Prozent zugenommen haben, ist schwierig zu überprüfen. Und noch schwieriger, einen möglichen Zusammenhang mit der App nachzuweisen. In der App wird jedenfalls eindrücklich darauf hingewiesen, dass sie "nur zu Informations- und Benachrichtigungszwecken" dient und nicht zur Gewaltanstiftung oder Behinderung von Strafverfolgungsmaßnahmen verwendet werden darf. Wie verhält sich nun Tim Cook? US-Heimatschutzministerin Kristi Noem schaltete sich ebenfalls in die Debatte ein: Ihre Behörde würde gemeinsam mit dem Justizministerium prüfen, ob man CNN wegen des aus ihrer Sicht illegalen Berichts rechtlich belangen könne. Drohungen gegen den Entwickler, Angriff auf die Pressefreiheit – das sind schon Hausnummern. Das macht Schlagzeilen. Und genau das wollen Trumps Ministerinnen ja auch. Mit dem Ziel der Einschüchterung. Die App sollte am besten ganz verschwinden – oder aber von möglichst wenig Leuten genutzt werden, das steckt hinter diesen Aussagen. Man muss allerdings kein Profi sein, um zu wissen: Exakt so verhilft man einem Produkt zu sehr großer Aufmerksamkeit. Denn das ist der sogenannte Streisand-Effekt in Reinkultur: Erst durch ihre (erfolglose) Klage gegen einen Fotografen sorgte die Schauspielerin Barbra Streisand dafür, dass Fotos von ihrem Anwesen eine große Verbreitung fanden. Bis dahin hatten sie nur eine Handvoll Leute von einer Seite heruntergeladen. ICEBlock führt zwischenzeitlich die Social-Media-Charts im US-amerikanischen App-Store an. Interessant wird nun sein, zu sehen, ob Trump und seine Gefolgschaft Druck auf Apple ausüben werden, die App aus dem Store zu verbannen. Und noch interessanter ist die Frage, wie Apple sich dann verhält. Nicht nur Mark Zuckerberg , Elon Musk und Jeff Bezos saßen artig bei Trumps Amtseinführung im Publikum, sondern auch Apple-Chef Tim Cook. An ihn und die anderen Tech-Bosse aus dem Silicon Valley appellierte Joshua Aaron, der sich auch als Aktivist versteht, im CNN-Interview: Er habe Verständnis dafür, dass sie Geld verdienen müssen, dass sie Angestellte haben. "Aber an welchem Punkt sagen Sie: 'Genug ist genug'?"
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