Schlank zu sein, gilt als gesund. Doch neue Daten zeigen: Menschen mit zu wenig Gewicht sterben häufiger als Übergewichtige. Das hat mehrere Gründe. Nicht nur Übergewicht, auch Untergewicht kann der Gesundheit schaden – und das mit gravierenden Folgen. Forscher aus Dänemark haben herausgefunden, dass ein niedriges Körpergewicht das Risiko für einen frühen Tod deutlich erhöht. In vielen Fällen ist es sogar gefährlicher als Übergewicht oder moderate Adipositas (Fettleibigkeit). Die Ergebnisse wurden kürzlich auf der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Wien vorgestellt und basieren auf Daten von mehr als 85.000 Personen. BMI-Rechner: Liegt Ihr Gewicht im gesunden Bereich? Studie entlarvt: Warum manche 28-Jährige biologisch 35 sind Untergewicht erhöht Sterberisiko erheblich Die Analyse zeigt: Menschen mit einem BMI unter 18,5, also im Bereich des medizinisch definierten Untergewichts, hatten ein 2,7-fach höheres Risiko, in den folgenden fünf Jahren zu sterben, als Menschen im oberen Bereich des Normalgewichts (BMI 22,5 bis 25). Selbst Menschen im unteren Bereich des sogenannten "gesunden" BMI (18,5 bis 20) wiesen ein doppelt so hohes Sterberisiko auf. Im mittleren Bereich (20 bis 22,5) lag das Risiko immerhin noch 27 Prozent höher als bei der Referenzgruppe. "Fat but fit" – leichtes Übergewicht nicht zwangsläufig ungesund Überraschend: Menschen mit einem BMI im Übergewichtsbereich (25 bis 30) und sogar im unteren Bereich der Adipositas (30 bis 35) hatten kein erhöhtes Sterberisiko. Erst ab einem BMI von 35 bis 40 stieg das Risiko, allerdings nur um 23 Prozent im Vergleich zur Referenzgruppe. Das bedeutet: Etwas mehr Körpergewicht scheint nicht automatisch gesundheitsschädlich zu sein. Die Forscher sprechen von einem "metabolisch gesunden Übergewicht", im Volksmund auch "fat but fit" (fett, aber fit) genannt. Warum zu wenig Gewicht so gefährlich sein kann Sigrid Bjerge Gribsholt, Studienleiterin vom Steno Diabetes Center Aarhus, betont: "Untergewicht kann mit Mangelernährung, schwachem Immunsystem und Nährstoffmängeln einhergehen – alles Faktoren, die die Lebenserwartung negativ beeinflussen." Möglicherweise seien auch versteckte Krankheiten für das niedrige Gewicht verantwortlich, etwa Krebs oder chronische Erkrankungen, die erst später erkannt werden. In solchen Fällen erhöhe nicht das niedrigere Gewicht selbst das Risiko, sondern die zugrunde liegende Erkrankung. Fett ist nicht gleich Fett Auch wo das Fett am Körper gespeichert ist, kann entscheidend sein. Laut Mitautor Jens Meldgaard Bruun wirkt sich besonders das viszerale, also das tief im Bauchraum um die Organe herum befindliche Fett negativ auf die Gesundheit aus. Es erhöht das Risiko für Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Menschen mit gleichem BMI können also ein sehr unterschiedliches Risiko tragen – abhängig davon, ob sich das Fett eher am Bauch oder an Hüfte und Oberschenkeln ansammelt. Die neue Studie zeigt: Der BMI allein ist kein zuverlässiger Indikator für Gesundheit oder Lebenserwartung. Wichtiger ist, wie das Gewicht verteilt ist, ob begleitende Krankheiten vorliegen und wie es um den allgemeinen Gesundheitszustand steht. Und: Untergewicht sollte keinesfalls unterschätzt werden. Wer ungewollt abnimmt oder sich ungewöhnlich schwach fühlt, sollte ärztlichen Rat einholen.