Verpackungshersteller Treofan insolvent: 500 Jobs im Saarland bedroht

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Ein Verpackungshersteller im Saarland befindet sich schon seit Monaten in der Krise. Gehälter und Stromrechnungen blieben unbezahlt. Jetzt ist Treofan zahlungsunfähig. Der Verpackungshersteller Treofan aus Neunkirchen (Saar) hat Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Die Rechtsanwaltskanzlei Flöther & Wissing wurde beauftragt, Möglichkeiten zur Restrukturierung zu prüfen. Die Löhne der rund 500 Beschäftigten sollen nun für drei Monate über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit abgesichert sein. Die Gehaltszahlungen für August stehen allerdings noch aus. Der Geschäftsbetrieb bei Treofan ist derzeit weitgehend zum Erliegen gekommen. Seit Dienstag ist das Werk in Neunkirchen heruntergefahren, nachdem der Stromversorger wegen offener Rechnungen die Energieversorgung einstellen wollte. In Vorbereitung auf die drohende Abschaltung wurden Maschinen, Server und gesamte Infrastruktur vorsorglich vom Netz genommen. Alle Angestellten wurden freigestellt. 40 Millionen Steuerhinterziehung : Ex-FDP-Politiker muss jahrelang ins Gefängnis "Skandal": IG Metall wütet nach Aus von insolventem Traditionsbetrieb Hersteller von Verpackungen für Lebensmittel Bereits seit Monaten hatte Treofan mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Löhne wurden nicht mehr pünktlich gezahlt, Zulieferungen stockten, die Produktion stand mehrfach still. Anfang September wurden die August-Gehälter nicht mehr überwiesen. Einige der Mitarbeiter haben ihre Ansprüche inzwischen direkt beim Insolvenzgericht angemeldet. Treofan ist ein weltweit tätiger Hersteller von Folien für die Verpackungsmittelindustrie. Der Hauptsitz der Treofan Holdings GmbH befindet sich im hessischen Raunheim , der größte Standort ist im saarländischen Neunkirchen. Das Werk ist auf die Produktion von Polypropylenfolien spezialisiert, etwa für Verpackungen von Zigaretten oder Schokoladentafeln. Übernahme durch indischen Konzern Treofan war 2018 vom indischen Folienkonzern Jindal Films übernommen worden. Der Ex-Chef Walter Bickel sagte damals: "Die Übernahme von Treofan durch Jindal Films wird dem Unternehmen und seinen Mitarbeitern Türen für eine neue globale Strategie öffnen". Neben dem Hauptwerk in Neunkirchen betrieb Treofan weitere Standorte in Italien und den USA . Doch der Einstieg von Jindal brachte offenbar wenig Stabilität. In den vergangenen sieben Jahren führte der Standort vier verschiedene Geschäftsführer, das Werk sei teils monatelang führungslos gewesen. Laut Saarbrücker Zeitung sollen wiederholt Produktionslinien stillgestanden haben. Das Regionalblatt berichtet über interne Gerüchte, nach denen der Mutterkonzern das Werk gezielt habe austrocknen lassen: durch mangelnde Rohstoffversorgung trotz voller Auftragsbücher. Mitarbeiter vor Ort sprechen gegenüber der SZ von einem "gesteuerten Prozess", bei dem bewusst der deutsche Standort geschwächt worden sei, um die Konkurrenz auszuschalten. Produkte seien bereits in andere Werke verlagert worden. In der Vergangenheit wurden – ebenfalls unter Jindals Leitung – bereits die Werke in den Niederlanden, Italien und den USA geschlossen. Konfrontation vor Gericht Wenige Tage vor der Insolvenz trafen sich Unternehmensleitung und Betriebsrat vor dem Landesarbeitsgericht in Saarbrücken. Mehr als 100 Mitarbeiter demonstrierten dort in Warnwesten für den Erhalt des Werks. Laut Gewerkschaft hatte die Konzernspitze einen massiven Stellenabbau geplant. Der Betriebsrat wollte die geplanten Restrukturierungsmaßnahmen juristisch kippen – scheiterte jedoch. Die Richterin wies die Beschwerde zurück. Laut Saarländischem Rundfunk nahm der Geschäftsführer, ein britisch-indischer Staatsbürger, nicht an der Versammlung teil. Er ließ mitteilen, er sei auf der Suche nach Möglichkeiten, die Mitarbeiter zu bezahlen. Betriebsratschef Werner Wagner kündigte an, Strafanzeige gegen die Geschäftsführung wegen Insolvenzverschleppung zu stellen. Mit dem jetzt eingeleiteten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung könnte Treofan eine neue Perspektive bekommen. Der eingesetzte Generalbevollmächtigte Lucas Flöther zeigte sich zuversichtlich, eine Sanierung prüfen zu können. Der saarländische Landtag wird sich in der kommenden Woche mit dem Fall beschäftigen. Auch dort soll der Verdacht der Insolvenzverschleppung Thema werden.
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