Es knallt in der Formel 1. Weltmeister Max Verstappen und Mercedes-Fahrer George Russell zoffen sich weiter. Die Positionen sind verhärtet. Für Verstappen gibt es privat aber eine freudige Nachricht. Viel weiter entfernt voneinander hätten Max Verstappen und George Russell kaum sitzen können. Nach ihrem heftigen Zoff mit Lügen-Anschuldigungen und schweren Vorwürfen im Fahrerlager von Abu Dhabi sahen sich der Formel-1-Weltmeister und der Mercedes-Fahrer am Donnerstagabend beim traditionellen Saisonabschluss-Dinner der Piloten wieder. Bevor sie jeweils nahe der Tischenden Platz nahmen, war ihr Streit eskaliert - und das Verhältnis der Rennfahrer scheint dauerhaft zerstört. "Er kann nicht mit Widrigkeiten umgehen. Wenn etwas nicht läuft, wie er das will, schlägt er mit unnötiger Wut und grenzwertiger Gewalt um sich. Das ist kein Mensch, den ich respektiere", sagte Russell über Verstappen. Wollte Verstappen absichtlich einen Unfall verursachen? Der Zwist entzündet sich an Russells Forderung nach einer Strafe für Verstappen. Der Red-Bull-Fahrer habe ihn in der Qualifikation zuletzt in Katar behindert. Verstappen hatte nach dem WM-Lauf am vergangenen Sonntag derweil das Verhalten des Briten bei den Rennkommissaren kritisiert. "Wir alle müssen die Regeln befolgen, aber er befolgt sie nicht", sagte Russell: "Ich finde es ziemlich ironisch, wenn er mir sagt, ich werde absichtlich einen Unfall mit dir verursachen und deinen verdammten Kopf gegen die Wand knallen." Diese Drohung soll Verstappen laut Russell am vergangenen Samstagabend ausgesprochen haben. "Für mich ist das inakzeptabel. Er hat eine Linie überschritten", sagte der 26-Jährige in den Vereinten Arabischen Emiraten: "Ich kenne Max seit zwölf Jahren und habe ihn immer respektiert, aber jetzt ist der Respekt weg." Neu sei solch ein trotziges Verhalten laut Russell beim Dominator aber nicht: "Ich habe ihn schon als 14-Jährigen im Kart so erlebt." "Vielleicht bringe ich nächstes Mal Taschentücher mit" Verstappen bestritt die Äußerung über einen absichtlichen Crash und feuerte in der niederländischen Tageszeitung "De Telegraf" zurück. "George ist ein Loser und ein Betrüger", sagte Verstappen: "Er fügt allerlei Dinge zusammen, die nicht wahr sind." Verstappen soll im Gespräch mit den Stewards extrem wütend gewesen sein, noch bevor Russell überhaupt etwas sagen konnte, erzählte dieser. "So dramatisch war es nicht. Vielleicht bringe ich nächstes Mal Taschentücher mit", entgegnete Verstappen, der kurz vor dem Saisonfinale die Schwangerschaft seiner Freundin Kelly Piquet öffentlich machte. Er wird im kommenden Jahr erstmals Vater. Der Streit zieht längst größere Kreise und auch die Teamchefs schalteten sich ein. "Was erlaubt er sich, so über meinen Fahrer zu sprechen?", giftete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff in Richtung von Red-Bull-Teamchef Christian Horner : "Er ist ein kläffender kleiner Terrier. Er hat immer etwas zu sagen." Horner hatte Russell am Sonntag in einer Medienrunde als "hysterisch" bezeichnet, das ließen sich die Silberpfeile nicht gefallen. Auch Verstappen selbst wurde von Wolff für seine Äußerungen über Russell kritisiert. Verstappen bereut kein Wort Verstappen wird zwei Wochen nach dem Gewinn seines vierten WM-Titels nicht von seiner Position abrücken. "Ich bereue nichts", sagte der Niederländer klar: "Vielleicht würde ich heute sogar noch mehr sagen." Auch mehrere Tage nach dem Vorfall zeigte sich der 27-Jährige noch außer sich, dass Russell ihn bei den Regelhütern anschwärzte. "In meiner ganzen Karriere habe ich so etwas noch nicht erlebt, für mich war das nicht zu akzeptieren", sagte Verstappen und ergänzte ebenfalls: "Ich habe jeden Respekt verloren." Er bezichtigte Russell vor dem letzten Saisonlauf am Sonntag (14.00 Uhr/Sky) sogar, gelogen zu haben und erklärte: "Ich habe nicht erwartet, dass jemand so aktiv versucht, jemand anderem eine Bestrafung zu bescheren. Das war nicht nett und sogar sehr schockierend." Von Lügen wollte Russell nichts wissen. "Fakten sind Fakten", sagte der Brite: "Ich kenne die Gründe für seine persönliche Attacke nicht. Aber ich werde meine Meinung nicht ändern." Russell: Jemand muss gegen Verstappen aufstehen Bislang habe es niemand gewagt, gegen Verstappen aufzubegehren, der immer mal wieder die Grenzen des Erlaubten austestet oder sie überschreitet. "Jemand muss gegen so einen Typen aufstehen, bevor es außer Kontrolle gerät", sagte Russell und sieht sich selbst in dieser Rolle. Das Talent und das Können des Dauer-Weltmeisters im Red Bull sind dabei unbestritten, das machte Russell deutlich. Aber sein Verhalten vor allem nach Niederlagen sei äußerst fragwürdig. Verstappen zu Hilfe kam ausgerechnet der geschlagenen WM-Zweite Lando Norris. "Ich glaube nicht, dass Max versucht, andere einzuschüchtern. Er sagt einfach die Wahrheit, die seiner Meinung nach die Wahrheit ist", sagte der McLaren-Fahrer bei Sky. Außerdem bestätige er bei Instagram den Eindruck, den die Fotos vom abendlichen Essen der Fahrer suggerierten: "Die beiden, an die ihr denkt, saßen so weit wie möglich voneinander entfernt."