Vögel durch Farben abschrecken? Experte klärt über Mythos auf

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Vögel sehen Farben besser als Menschen – doch lässt sich das gezielt nutzen? Nabu-Vogelschützer Martin Rümmler erklärt, was wirklich gegen lästige Vögel wirkt und was nicht. Vögel nehmen Farben nicht nur wahr – sie unterscheiden sie sogar feiner als wir. Kein Wunder, dass viele hoffen, sich das zunutze machen zu können. Vertreiben bunte Balkonkübel Tauben und andere Arten wirklich? Oder reagieren Vögel sogar aggressiv oder ängstlich auf einzelne Farbtöne – etwa bei Autos – und koten daher gezielt auf bestimmte Fahrzeuge? Nabu -Vogelschützer Martin Rümmler kennt die Antwort – und klärt t-online-Leser auf. Vögel sehen Farben besser als Menschen "Vögel besitzen vier verschiedene Farbrezeptoren – sie sehen damit auch im ultravioletten Bereich", sagt Rümmler. Das ermöglicht ihnen die Wahrnehmung einer Farbvielfalt, die für den Menschen unsichtbar bleibt. Diese Fähigkeit ist entscheidend – zum Beispiel bei der Partnersuche oder der Nahrungssuche. Auffälliges Gefieder, bunte Blüten und kontrastreich gefärbte Früchte liefern ihnen viele wichtige Signale. Abschreckung durch Farbe? Wer nun hofft, Vögel mit grellen Farben vom Balkon fernhalten zu können, wird allerdings enttäuscht: "Eine Meidung oder gar Verärgerung durch bestimmte Farben ist mir nicht bekannt", so Rümmler. Ratschläge, bestimmte Farben zu vermeiden oder gezielt einzusetzen, sind bislang wissenschaftlich nicht begründet. Viel hilfreicher seien Methoden, die Bewegung oder Lichtreflexe einbinden – etwa flatternde Bänder oder reflektierende Oberflächen. Variation und regelmäßiger Wechsel sind dabei entscheidend, da sich die Tiere schnell an Abschreckungsmethoden gewöhnen können. Sind rote Autos wirklich häufiger betroffen? Und wie sieht es mit einem anderen, weitverbreiteten Mythos aus, dass Vögel rote oder dunkle Autos angeblich besonders häufig mit ihrem Kot treffen? "Das ist nicht belegt", sagt Rümmler. Entscheidend für die Verschmutzung durch Vogelkot sei vielmehr der Stellplatz: "Autos stehen oft unter Straßenbäumen – und Bäume sind nun mal beliebte Aufenthaltsorte vieler Vogelarten." Besonders Ringeltauben, Krähen und Stare suchen sich feste Schlafplätze. "Wenn ein Vogel dort regelmäßig übernachtet, bleibt es nicht bei einem Klecks." Hinzu kommt: Auf dunklem oder glänzendem Lack ist der Kot besonders gut sichtbar. Auf anderen Oberflächen – wie Asphalt oder Rasen – fällt er weniger auf. Der Eindruck täuscht also oft. Fazit Auch wenn Vögel Farben sehr viel differenzierter wahrnehmen als Menschen – eine abschreckende Wirkung kann keiner von ihnen nachgewiesen werden. Wer unerwünschten Besuch auf dem Balkon vermeiden will, setzt besser auf Bewegung, Reflexion und Hindernisse. Und beim Auto hilft oft schon ein anderer Parkplatz.
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