Von Frechen in den Louvre: Hasenkamp transportiert, was DHL zu heikel ist

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Das Familienunternehmen Hasenkamp aus Frechen bei Köln transportiert Kunst in Milliardenwert. Sie sind dann im Einsatz, wenn normale Speditionen nicht mehr weiterwissen. Dass Familienbetriebe an Streitereien oder fehlenden Nachfolgegenerationen zugrunde gehen, ist keine Seltenheit. Auf den Logistikspezialisten Hasenkamp scheint das aber nicht zuzutreffen. Das Familienunternehmen aus Frechen bei Köln transportiert bereits in fünfter Generation wertvolle Fracht – darunter Gemälde von Leonardo da Vinci und Gerhard Richter oder Skulpturen von Jeff Koons. "Jeder Transport eines Kunstwerks oder Kulturguts ist einzigartig, und wir handeln immer in Abstimmung mit Experten wie Restauratoren", sagt Juniorchef Thomas Schneider, der den Kunstbereich bei Hasenkamp verantwortet. Die Kunstpacker von Hasenkamp sind weltweit unterwegs, manchmal für mehrere Wochen am Stück. In Kairo verpackten sie die Exponate der Tutanchamun-Ausstellung, nach Bonn transportierten sie das erste Röntgengerät. Bei den Transporten zählen Konzentration, Diskretion und Feingefühl – besonders wertvolle Objekte sind teils in unbeschrifteten Lkw und mit Begleitschutz unterwegs. Berliner verrät, wie es geht: Er machte aus einer Idee ein Milliardenunternehmen Erfolgsgeschichte aus Siegen : Diese Brille trugen Merkel und Obama Gerhard Richter durchs Dach Wenn sich ein Kunstobjekt doch nicht so leicht verfrachten lässt, muss Hasenkamp schon mal improvisieren, nutzt dafür Lkw, Flugzeuge, Riesenkräne – und geht zur Not auch durch die Wand. Ein fünf Meter langes Gemälde von Gerhard Richter, das bei einem Privatsammler abgeholt wurde, konnte nur durch eine Öffnung in der Decke aus dem Gebäude gehoben werden. In solchen Fällen liegt die Sicherheit der wertvollen Kunst in den Händen der Kunstpacker, die auch bei schwierigen Transporten wissen müssen, was zu tun ist und im Einzelfall auch umdenken können. Zwar ist Kunstspediteur kein klassischer Ausbildungsberuf, viele Mitarbeiter im Transport sind gelernte Zimmerleute, Logistiker oder Handwerker. Wie mit den wertvollen Kunstobjekten umzugehen ist, ist meist "Learning by doing". Thomas Schneider sagt dazu: "Das Vertrauen, das wir über Jahrzehnte aufgebaut haben, ist unser wertvollstes Kapital." Von Frechen aus in die Welt Das Unternehmen wurde 1903 von Ewald Hasenkamp in Köln gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm seine Tochter Paula von Lülsdorf die Geschäfte. Hasenkamp half beim Wiederaufbau und war bei Umzügen, Kohle- und Möbeltransporten im Einsatz. Später transportierte das Unternehmen Kunstwerke zurück nach Köln, die zum Schutz vor Bombardierungen ausgelagert worden waren, übernahm die Warenzustellung für die Kaufhof-AG und expandierte. Seit 2014 ist mit Thomas Schneider die fünfte Generation bei Hasenkamp tätig. In seiner Jugend arbeitete Schneider als Aushilfe im Familienbetrieb, nach dem Studium zog es ihn nach Kanada , wo er eine Stelle beim Speditionsriesen Kühne+Nagel antrat. Auf Wunsch seiner Eltern kehrte er allerdings wieder zurück ins Rheinland und stieg in das Familienunternehmen ein. Der Wechsel zurück in den Familienbetrieb habe zwar für ihn kleinere Strukturen und auch weniger Geld bedeutet, aber auch die Möglichkeit für Schneider, eigene Entscheidungen zu treffen. "Hasenkamp war für mich nie nur ein Arbeitsplatz, sondern immer ein Teil unseres Alltags als Familie", sagt Schneider dazu. Auch mehr als 120 Jahre nach der Gründung in Köln und fünf Generationen später ist Hasenkamp noch immer im Rheinland ansässig. 1994 zog das Unternehmen aus der Metropole ins nahe Frechen, um mehr Platz für Expansion und großflächige Lagerhäuser zu haben. Hier laufen die Fäden aus mehr als 40 Niederlassungen in 28 Ländern zusammen. "Die Region um Köln ist unser Ursprung und Herzstück", sagt Thomas Schneider. Auf dem Gelände des Hauptsitzes befindet sich auch das 30.000 Quadratmeter große Kunstlager, in dem Künstler, Museen oder Privatsammler eine Box oder einen Platz im Sammellager mieten können. Da einspringen, wo andere aufgeben Wenn niedrig- oder mittelpreisige Kunst unter einem Warenwert von 25.000 Euro auf Reise geht, dann häufig mit Paketdienstleistern wie DHL oder FedEx. "Solche Sendungen schwimmen dann im Paketstrom mit Tausenden anderen Sendungen mit", sagt Christopher Köhne, Referent für Logistik bei der IHK Köln. Heute im Aktionshaus, morgen per Flugzeug nach New York oder Dubai – die Sendungsprozesse sind zwar standardisiert, eine Routine gibt es aber nicht. Erst recht nicht bei Kunstwerken, die zu groß, zu schwer oder zu empfindlich für den Transport mit Logistikgeneralisten sind. "Die Objekte müssen individuell verpackt, gesichert gelagert und transportiert werden und erfordern beim Handling erhebliche Sorgfalt", sagt Köhne. Die großen Kurier- und Paketdienstleister könnten das nicht leisten. Hasenkamp stellt deshalb in einer eigenen Schreinerei Spezialverpackungen her, in denen Bilder oder andere Exponate sicher transportiert werden können. Die Kisten fangen Stöße ab, schützen vor Feuchtigkeit, sind feuerfest, und in ihnen herrscht das gleiche Klima wie im Museum; 500 von ihnen sind ständig unterwegs. Der Kunsttransport macht heute bei Hasenkamp den größten Anteil unter den verschiedenen Geschäftsfeldern aus. Über konkrete Zahlen, den Umsatz und die Auftragslage sprechen weder das Unternehmen noch die Branche und verweisen auf Sicherheitsgründe. Die Auftragsliste von Hasenkamp spricht allerdings für sich. Bislang musste Hasenkamp nach eigener Aussage nur einen einzigen Auftrag ablehnen: Pfeil und Bogen aus dem Grab von Tutanchamun, 3.500 Jahre alt und zu empfindlich, um sie anzufassen.
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