Millionen Menschen stehen in diesen Tagen vor der Wahl: Welcher Weihnachtsbaum soll es sein? Ein Experte spricht über aktuelle Trends und Preisentwicklungen. Ob Fichte oder Nordmanntanne: Der Weihnachtsbaum gehört für viele zum Fest dazu. Spätestens mit dem ersten Adventswochenende haben Händler in Deutschlands Städten und Gemeinden die Verkaufssaison eingeläutet. Worauf kommt es den Verbrauchern an? Hängt der Plastikbaum das Naturprodukt ab? Im Interview mit t-online gibt Eberhard Hennecke, erster Vorsitzender des Bundesverbandes der Weihnachtsbaumerzeuger, einen Einblick in das aktuelle Geschäft. t-online: Herr Hennecke, wie war das Wochenende? Eberhard Hennecke: Durchaus erfreulich. Es gibt den Trend, dass der Weihnachtsbaum eher früher als später gekauft wird. Deswegen verzeichnet der Adventsbaum – also der Baum, der bereits zum ersten Advent gekauft wird – ein sehr gutes Ergebnis. Er ist gut gelaufen dieses Jahr. Woran liegt das, dass die Menschen ihren Weihnachtsbaum so früh kaufen? Schon im September werden inzwischen Weihnachtsartikel und -märkte beworben. Auch der Weihnachtsbaum rückt damit immer früher in den Fokus. Jeder will an diesem großen Markt teilhaben. Es geht ja auch um viel Geld zur Weihnachtszeit. Da versucht jeder, so früh dranzukommen, wie es geht. War das vergangene Wochenende dann schon das wichtigste für den Weihnachtsbaumverkauf? Nein, das sicher nicht. Es gibt den Trend, dass der Weihnachtsbaum schon am ersten Advent steht. Aber der große Hype bleibt rund 14 Tage vor Weihnachten . Da geht es dann richtig stark zur Sache. Die deutsche Wirtschaft steckt in der Krise. Macht sich das bei den Preisen der Weihnachtsbäume bemerkbar? Es gibt eine kleine, moderate Preissteigerung. Aber bei den Weihnachtsbäumen geht es da lediglich um ein bis zwei Euro pro laufendem Meter. Ich glaube, das ist auch für den Verbraucher zu verkraften. Der Weihnachtsbaum bleibt erschwinglich. Wie sieht es bei den Größen aus? Merkt man, dass das Portemonnaie der Käufer kleiner wird, indem mehr kleine Bäume gekauft werden? Nun ja, dass mehr kleinere Bäume nachgefragt wurden, war schon einmal vor zwei Jahren der Fall. Aber ich glaube, das lag nicht nur am Preis, sondern auch daran, dass der Verbraucher sich ganz einfach nicht mehr so viel Arbeit machen wollte. Letztes Jahr stellte man aber wieder fest, dass sie wieder größer wurden. Und was erwarten Sie dieses Jahr? Es ist ein stetiger Wandel – mal ist es so, mal ist es so. Aber der 1,75- bis 2-Meter-Baum bleibt der Standard, auch dieses Jahr. Steht denn überhaupt in jedem Haushalt ein Weihnachtsbaum? Man rechnet in der Statistik pro Haushalt mit circa vier Personen. Bei einer Bevölkerungszahl von rund 80 Millionen Menschen geht man davon aus, dass in Deutschland rund 20 bis 23 Millionen Weihnachtsbäume gebraucht werden. Allerdings sind hier alle Arten eingerechnet, auch der Plastikbaum. Wie viele Leute kaufen denn noch einen echten Baum? Ist er überhaupt noch der, der am häufigsten gekauft wird? Ja, selbstverständlich. Aber man merkt durchaus, dass der Plastikbaum einiges ersetzt, etwa bei Modehändlern, Krankenhäusern oder Altenheimen. Da wird teilweise allein aus Brandschutzgründen der Plastikbaum bevorzugt. Aber insgesamt führend ist der Naturbaum – und das wird er auch bleiben. Die Leute wollen sich die Natur ins Haus holen. Es gibt ja auch die Option, einen Baum zu kaufen, den man wieder aussetzen kann. Wie entwickelt sich dieser Markt? Dieser Gedanke war mal da, aber das ist natürlich sehr beschwerlich, sich mit einem Topfbaum auseinanderzusetzen. Insgesamt ist es mit Blick auf die Nachfrage eine marginale Größe. In erster Linie wird hier ja mit Nachhaltigkeit argumentiert. Ja, durchaus. Allerdings ist es bei Topfbäumen auch häufig nur eine Art Frischhaltung. Dass er wirklich in der Zukunft weiterwächst, ist oft nicht der Fall. Trotzdem kann die Kulturpflanze Weihnachtsbaum nachhaltig sein. Etwa, wenn einer verkauft und dafür zwei nachgepflanzt werden. Der Kreislauf ist da, und somit wird da auch nachhaltig gearbeitet. Ist Nachhaltigkeit denn schon zum entscheidenden Argument geworden? Oder sind es andere Kaufkriterien? Man macht sich über Nachhaltigkeit viele Gedanken, aber in der Masse will der Käufer einen Naturbaum im Wohnzimmer. Dabei können Verkäufer Produktionsschritte durchaus transparent nachweisen. Unabhängig von der Nachhaltigkeit wird insgesamt eine hohe Qualität der Bäume erwartet. Also ist der Preis nicht das wichtigste Kriterium? Ich denke nicht. Im Gegensatz zu anderen Produkten, die man sich zu Weihnachten gönnt, steht der Weihnachtsbaum preislich sicherlich im Hintergrund. Stattdessen spielt beim Weihnachtsbaum auch die Emotion eine große Rolle. Inwiefern? Der Weihnachtsbaum ist ein emotionales Produkt. An Weihnachten wird er zum Mittelpunkt für jede Familie. Würden Sie sagen, dass diese Emotion in Kriegs- und Krisenzeiten noch mehr an Bedeutung gewinnt? Der Weihnachtsbaum hat natürlich auch Symbolcharakter. Er steht für Gemeinschaft, Familie, Zuversicht, für eine friedvolle Zeit – vielleicht auch für den Frieden. Das mag sein. Zu sagen, dass er aus diesen Gründen jetzt stärker nachgefragt wird, geht zu weit. Aber ein emotionales Produkt ist und bleibt er auf jeden Fall. Herr Hennecke, vielen Dank für das Gespräch.