Zum 101. Mal jährt sich an diesem Donnerstag der Weltspartag: Er sollte einst den Wert des Sparens herausstellen. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie hierzulande gespart wird. Als die Mailänder Sparkasse Ende Oktober 1924 Vertreter aus 27 Ländern zum ersten Sparkassenkongress zusammenrief, wurden neben dem beendeten Ersten Weltkrieg und der Inflation auch "Maßnahmen zur Hebung des Sparsinns" diskutiert. Seither ergeht jährlich der Aufruf zum Sparen, der gerade auch Jüngere ansprechen soll. Doch: Wie spart es sich eigentlich heute in der Bundesrepublik? Gerade meldete das Statistische Bundesamt eine überragende Sparquote von rund 20 Prozent. Dieser Wert liegt deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Netto legen die Deutschen elf Prozent ihres Einkommens zurück. Das ist nur geringfügig weniger als noch vor einigen Jahren. Doch: Am liebsten lassen sie das Geld "sicher ruhen" und nehmen in Kauf, dass sein Wert durch Inflation weniger wird. In eine ähnliche Richtung gehen die Ergebnisse des Sparkassen-Vermögensbarometers , das am gestrigen Mittwoch veröffentlicht wurde: Demnach verpassen die Deutschen die "Teilhabe am gesamtwirtschaftlichen Wertzuwachs", weil sie zu wenig am Aktienmarkt investieren. Ulrich Reuter, Chef des Sparkassenverbands DSGV, fordert: "Wir müssen den Deutschen klarmachen, dass es sich dabei nicht um Spekulation handelt". Nur acht Prozent befürworten Aktien Der Broker XTB hat anlässlich des Weltspartags eine weitere repräsentative Befragung durchführen lassen. Und auch hier kam heraus: 30 Prozent der Deutschen, genauer 27 Prozent der Männer und 33 Prozent der Frauen, halten das Sparbuch für "das ideale Instrument", um ihre Sparziele zu erreichen. Dicht gefolgt vom Girokonto, das 19 Prozent der Männer und 27 Prozent der Frauen als Mittel zum Sparzweck sehen. Aktien und günstige Aktienfonds wie ETFs befürworten dagegen jeweils nur acht Prozent der Befragten, darunter Männer etwas stärker als Frauen. "Es mag nachvollziehbar sein, dass ältere Menschen, die dem Ruhestand vergleichsweise nahe sind, auf sichere Renditen setzen", sagt dazu XTB-Deutschland-Chef Jens Chrzanowski. Dass aber nur wenige jüngere Menschen, die Zeit hätten, um Schwankungen auszusitzen, auf den Aktienmarkt setzten – laut Sparkassen-Barometer ist das gut jeder Dritte –, hält er für fahrlässig. Lesen Sie auch: Warum Deutsche das Sparbuch nicht aufgeben wollen Frag t-online: Welche Geldanlage schützt am besten vor Inflation? Zehntausende Euro verschenkt "Immerhin bietet ein breit gestreutes Aktienportfolio auf lange Sicht die bei Weitem besten Renditechancen aller Anlageklassen", so Chrzanowski. Eine Meinung, die nicht nur der Brokerchef vertritt, sondern auch verbraucherorientierte Medien wie der Geldratgeber "Finanztip". Die Experten dort rechnen regelmäßig aus, was ein weltweit ausgerichteter Aktienfonds über 15 Jahre oder mehr einbringt. Ergebnis: Anleger könnten mit "sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Rendite zwischen vier und acht Prozent pro Jahr rechnen." Auch die EU-Kommission hat das Sparverhalten ihrer Bürger auf dem Schirm und appelliert an die Mitgliedstaaten, mehr geeignete "Spar- und Anlagekonten" einzuführen. Sie schätzt, dass die Investitionen in europäische Aktien und Anleihen über zehn Jahre um mehr als 1,2 Billionen Euro steigen könnten, wenn das Geld der EU-Bürger stärker in Aktien, Fonds und ETFs fließen würde. Ihre Gewohnheit, das Geld lieber auf die "hohe Kante" zu legen, koste die Deutschen Zehntausende Euro, schreibt t-online-Redakteurin Christine Holthoff so auch im gestrigen "Tagesanbruch" . Frag t-online: Sollte ich Geld bei meiner Hausbank anlegen? Tagesanbruch: Diese Gewohnheit kostet Sie Zehntausende Euro Besonders Frauen können kaum Geld zurücklegen Während das Statistische Bundesamt eine durchschnittliche Sparsumme von 270 Euro pro Person und Monat ausgerechnet hat, zeigt die XTB-Umfrage große Unterschiede beim Sparverhalten auf. Demnach legen 15 Prozent der Befragten monatlich Beträge bis 50 Euro zurück, ein Drittel kann zwischen 50 und 200 Euro entbehren; 19 Prozent schaffen es, bis 500 Euro zurückzulegen, 11 Prozent sogar noch mehr. Doch: Gut jeder Fünfte spart nur gelegentlich oder gar nicht. Ähnliche Ergebnisse liefert eine von Verivox beauftragte Umfrage . Besonders einkommensschwache Haushalte mit weniger als 1.500 Euro netto pro Monat hätten es schwer, noch etwas beiseitezulegen. Innerhalb dieser Gruppe seien besonders Frauen betroffen, die oft kein oder wenig eigenes Einkommen hätten. Dazu passt ein weiteres Ergebnis der XTB-Befragung: Demnach könnten 37 Prozent der Frauen im Falle eines plötzlichen Jobverlusts gerade einen Monat lang ihren Lebensstandard halten – bei Männern gaben dies nur 22 Prozent an.