"Wilhelm Tell": Hauptdarsteller Claes Bang im Interview

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Die Legende von "Wilhelm Tell" ist jahrhundertealt. Warum der neue Kinofilm über den Titelhelden aber nicht an Bedeutung verloren hat, hat Hauptdarsteller Claes Bang t-online erzählt. Ein Vater, der gezwungen wird, mit einer Armbrust einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Wer "Wilhelm Tell" hört, hat gleich diese berühmte Szene vor Augen. Doch damit endet oft auch das Wissen vieler über das legendäre Schweizer Nationalepos, das Friedrich Schiller 1804 zu seinem weltberühmten Drama inspirierte. Regisseur Nick Hamm hat die Legende für die große Leinwand neu inszeniert und ein actionreiches Historien-Spektakel geschaffen, das ab sofort in den deutschen Kinos zu sehen ist. Im frühen 14. Jahrhundert wird das Heilige Römische Reich von inneren Machtkämpfen erschüttert. Der Habsburger König Albrecht (Ben Kingsley) will seine Macht weiter ausdehnen. Doch in den Dörfern und Tälern der Schweiz entfacht seine Willkürherrschaft eine Rebellion des Volkes – zu deren Anführer Wilhelm Tell wird. In der Titelrolle: Schauspielstar Claes Bang – für den damit ein langgehegter Wunsch in Erfüllung ging, wie er t-online im Interview verrät. Denn erstmals verkörpert er einen Helden. "Ich liebe es, Bösewichte zu spielen, weil man mehr experimentieren kann. Aber ich wollte schon immer mal der Held sein", so der Däne, der für düstere Rollen wie "Dracula" in der gleichnamigen Netflix-Serie oder den machthungrigen Wikinger Fjölnir in "The Northman" bekannt ist. An Wilhelm Tell habe ihn aber vor allem dessen innerer Kampf angezogen – der moralische Konflikt, seine Zweifel, seine Menschlichkeit. "Er wird gezwungen, seinem eigenen Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen – das ist ein riesiges Dilemma. Dazu gehört auch ein bisschen Wahnsinn", sagt der Schauspieler. "Ich wollte herausfinden, was es mit einem macht, in so einer extremen Situation zu sein." "Eine große innere und gesellschaftliche Zerreißprobe" Dabei ging es ihm nicht nur um die dramatische Wirkung. "Diese Szene steht für viel mehr. Sie ist der Ausdruck einer großen inneren aber auch gesellschaftlichen Zerreißprobe", erklärt Claes Bang. Eine persönliche Entscheidung Tells als Metapher "für den Widerstand gegen ein tyrannisches System und den Preis von Freiheit". "Wilhelm Tell" sei nicht nur ein historisches Drama, sondern auf die politische Weltlage bezogen auch ein hochaktueller Film. Während der Dreharbeiten waren sowohl der Krieg in der Ukraine als auch der eskalierende Konflikt zwischen Israel und Hamas allgegenwärtig. "Diesen Film zu drehen, ohne das Bewusstsein dafür, was gerade in der Welt passiert, wäre verrückt gewesen", betont der Hauptdarsteller. Das Team habe eine starke Verantwortung empfunden, die Geschichte auch im gegenwärtigen Kontext zu erzählen – gegen Gewalt und Unterdrückung und mit einem klaren Appell gegen Krieg. Für ihn gehe es in "Wilhelm Tell" deshalb um weit mehr als die Erzählung der berühmten Legende von dem Vater, der den Apfel vom Kopf seines Sohnes schießt. "Viele kennen nur diese Szene. Aber was davor und danach passiert, das zeigt erst, was wirklich auf dem Spiel steht", so Claes Bang.
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