Irland stand in der WM-Quali mit dem Rücken zur Wand, als sich das Blatt in letzter Minute wendete. Im Gruppenfinale überragte ein Profi – und machte Ungarn fassungslos. Am letzten Spieltag der WM-Qualifikationsgruppe F war die Ausgangslage klar: Ungarn genügte ein Unentschieden, um sich den zweiten Platz hinter Portugal zu sichern. Irland hingegen musste gewinnen, um das Playoff-Ticket für das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada im kommenden Jahr zu lösen. Lange deutete alles auf ein erfolgreiches Heimspiel der Ungarn hin. Bereits nach drei Minuten hatte Dominik Szoboszlai eine Hereingabe per Kopf zur Führung verwertet. Zwar glich Troy Parrott wenig später per Elfmeter aus (15. Minute), doch Barnabás Varga stellte mit einem sehenswerten Volleyschuss aus der Drehung den alten Abstand wieder her (37.). Zur Halbzeit lag Irland damit zurück, die Hoffnung lebte aber weiter. Nach der Pause intensivierten die Gäste ihre Angriffsbemühungen, blieben aber lange glücklos. Erst in der 80. Minute brachte eine Flanke von Luke Azaz die Wende: Parrott entkam der Abwehr und lupfte den Ball zum 2:2-Ausgleich ins Netz. Die Ungarn gerieten zunehmend unter Druck, wehrten sich aber energisch gegen den irischen Schlussspurt. Dann die Entscheidung: In der sechsten Minute der Nachspielzeit landete ein weiter Ball von Torwart Caoimhín Kelleher über Umwege bei Parrott, der den Ball mit der Fußspitze an Dénes Dibusz vorbei zum 3:2 ins Tor schob. Fassungslosigkeit auf den ungarischen Rängen, grenzenloser Jubel auf der irischen Bank. Mit dem Last-Minute-Sieg überholte Irland Ungarn in der Abschlusstabelle und zog als Gruppenzweiter in die Playoffs ein. Portugal, das sich zuvor mit 9:1 gegen Armenien durchsetzte, ist direkt für die Endrunde qualifiziert. "Das erste Mal seit Jahren, dass ich geweint habe" Der Mann des Abends hieß zweifellos Troy Parrott. Der 23-Jährige war bereits beim 2:0 gegen Portugal am Donnerstag Doppeltorschütze gewesen. In Budapest avancierte der Stürmer von AZ Alkmaar mit drei Treffern erneut zum Matchwinner. "Ich kann es einfach nicht glauben", sagte er hinterher bei RTE Sport. "Ich liebe Irland. Ich liebe Fußball. Das bedeutet mir alles. Das ist das erste Mal seit Jahren, dass ich geweint habe. Ich glaube nicht, dass ich jemals einen besseren Abend erleben werde." Mit drei Siegen aus den letzten drei Gruppenspielen hat Irland einen späten Umschwung geschafft. Sollte das Team auch die Playoffs überstehen, wäre es die erste WM-Teilnahme seit 2002.