Mit seiner Analyse des nordirischen Spielstils entfachte Julian Nagelsmann etwas Wirbel auf der Insel. Das hielt auch bis nach dem Rückspiel noch etwas an. Michael O'Neill konnte stolz sein auf die Leistung seiner Mannschaft. In seinem 100. Länderspiel als Trainer sah der nordirische Coach eine leidenschaftliche Leistung seines Teams gegen Deutschland, die fast etwas Zählbares in der WM-Qualifikation eingebracht hätte. Bis zum Ende kämpfte der Außenseiter um ein Tor, machte besonders in der Schlussphase mächtig Druck. Doch am Ende mussten sich die Nordiren in Belfast am Montagabend mit 0:1 geschlagen geben. Deutschland schlug den Gastgeber dabei gewissermaßen mit den eigenen Waffen. Julian Nagelsmann hatte in den vergangenen Tagen und Wochen mehrfach vor den Stärken der Nordiren gewarnt, auf die langen Bälle und Standardsituationen hingewiesen. "Diese Art von Fußball ist nicht besonders schön anzusehen, aber sie ist effektiv und nicht so einfach zu verteidigen", hatte Nagelsmann im September nach dem 3:1 in Köln gesagt – und damit den Frust einiger Nordiren auf sich gezogen. Ex-Nationalspieler Stuart Dallas empfand die Aussage "nicht schön" als "respektlos" und entgegnete damals: "Das war das schwächste deutsche Team, das ich seit Langem gesehen habe." Am vergangenen Sonntag, dem Tag vor dem Rückspiel, entschuldigte sich Nagelsmann auf der Pressekonferenz, er habe es anders gemeint, als es vereinzelt angekommen sei. "Ich habe auf den Statistikbogen geschaut" Michael O'Neill hingegen äußerte sich nicht groß dazu – ließ sich aber eine kleine "Retourkutsche" nach der Partie am Montag dann aber nicht nehmen. Auf der Pressekonferenz nach der 0:1-Niederlage wurde der 56-Jährige gefragt, ob er von der defensiven Spielweise der Deutschen im zweiten Durchgang überrascht gewesen sei. O'Neill lobte sein Team, das der DFB-Elf dieses Spiel aufgezwungen hätte und fügte dann an: "Ich habe auf den Statistikbogen geschaut. Deutschland hat mehr lange Bälle geschlagen als wir", sagte er mit einem breiten Lächeln und brachte die Reporter im Raum zum Lachen. Tatsächlich schlug das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann 27 lange Bälle, die Nordiren nur 25. Nach den beiden Partien sollte das Thema aber nun beendet sein. O'Neill wagte ohnehin den Blick nach vorne, denn Nordirland hat immer noch die Chance, sich direkt oder über die Playoffs für die WM zu qualifizieren. Mit sechs Punkten nach vier Spielen ist Nordirland aktuell Gruppendritter, hat drei Punkte Rückstand auf die Slowakei. "Wir müssen an uns glauben und hoffen, dass wir die Slowakei auswärts besiegen können und Deutschland dann zu Hause gegen die Slowakei ihre Hausaufgaben erledigt und sie schlägt", sagte er. Womöglich wären Nagelsmann und die Nordiren dann auch quitt.