Wolfgang Grupps Suizidversuch: Die Warnzeichen einer Altersdepression

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Der ehemalige Chef des Textil-Herstellers Trigema erklärt seinen Krankenhaushalt in einem Brief. Er leide an einer Altersdepression. Wie sich die Krankheit bemerkbar macht. Wolfgang Grupp , langjähriger Chef des schwäbischen Textilunternehmens Trigema, hat versucht, sich das Leben zu nehmen ( mehr dazu hier ). Zehn Tage nachdem sein Aufenthalt im Krankenhaus bekannt wurde, erklärt er die Hintergründe in einem Brief an seine ehemaligen Mitarbeitenden. Er leide an einer Altersdepression . Den Brief hat die "Bild" veröffentlicht. Depressionen bei älteren Menschen werden oft übersehen oder verharmlost. Dabei ist die Depression eine der häufigsten psychischen Erkrankungen bei Menschen über 65 Jahren – direkt nach der Demenz . Das Problem: Eine Depression im Alter äußert sich häufig nicht durch die klassische "traurige Stimmung", sondern durch andere Beschwerden. Was typische Warnzeichen sind und was Betroffene und Angehörige tun können, erfahren Sie in diesem Artikel. Woran Sie eine Altersdepression erkennen Wenn Sie bemerken, dass Ihre älteren Angehörigen nur noch über ihren Gesundheitszustand klagen, dann sollten Sie aufmerksam sein und genau hinhören. Denn nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe sind bei älteren Menschen körperliche Beschwerden erste Anzeichen für eine Depression. Überdies können folgende Symptome ein Anzeichen für eine Depression sein: Appetitlosigkeit Magen-Darm-Beschwerden Rückzug von Freunden und Familie Konzentrationsstörungen Schuldgefühle, Ängste und Zukunftssorgen Schlafstörungen und Müdigkeit keine Lust auf Sex In besonders schweren Fällen kann es zudem zu Suizidversuchen kommen. Insgesamt ist die Suizidrate bei Senioren mit Depressionen höher als bei jüngeren Menschen. Wolfgang Grupp schrieb nach seinem Suizidversuch, dass es ihm "den Umständen entsprechend" gut gehe. Er bedanke sich überdies bei den Ärzten sowie Rettungs- und Pflegekräften, die sich um ihn kümmern. Die Nachricht: Wolfgang Grupp meldet sich aus Klinik Der Brief : Grupps Nachricht im Wortlaut Depression oder beginnende Demenz? Ein häufiger Irrtum ist, depressive Symptome mit Demenz zu verwechseln. Während demenzkranke Menschen oft nicht mehr wissen, welcher Tag ist oder wo sie sich befinden, sind depressive Personen in der Regel orientiert – leiden aber spürbar unter ihrem Zustand. Bei einer Depression berichten Betroffene selbst über ihren seelischen Schmerz, bei einer Demenz hingegen bagatellisieren sie die Einschränkungen häufig oder bemerken sie gar nicht. Ein erfahrener Arzt kann die Unterschiede erkennen und die richtige Diagnose stellen. Lesen Sie auch : Diese Arten der Depression gibt es Was tun bei Verdacht auf Altersdepression? Wenn Sie das Gefühl haben, Sie selbst oder ein Angehöriger leidet an einer Depression, sollten Sie keine Zeit verlieren. Der erste Weg führt zum Hausarzt. Dort können körperliche Ursachen – etwa eine Schilddrüsenunterfunktion – ausgeschlossen und eine Überweisung zum Facharzt ausgestellt werden. Die Behandlung basiert wie bei jüngeren Betroffenen meist auf drei Elementen: Psychotherapie , also Gesprächstherapie mit einem geschulten Therapeuten Medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva, angepasst an das Alter und die körperliche Verfassung Aktivierung durch Bewegung, soziale Kontakte und kleine Tagesstrukturen. Wichtig ist: Es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen – auch mit über 80 Jahren kann eine Depression erfolgreich behandelt werden. Mehr Informationen zur Hilfe bei Depressionen und wie Sie einer Depression im Alter vorbeugen, finden Sie in diesem Artikel . Depression im Alter: Was Angehörige konkret tun können Für viele depressive Menschen sind Familie und Freunde die erste und wichtigste Unterstützung. Gerade im Alter sind es oft die Kinder, Partner oder Nachbarn, die Veränderungen bemerken. In diesem Fall gilt: Wenn Sie bei einem nahestehenden Menschen Veränderungen bemerken, sprechen Sie Ihre Sorgen offen an, ohne Vorwürfe zu machen. Ein einfühlsames Gespräch auf Augenhöhe kann der erste Schritt sein, um dem Betroffenen das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein. Ermuntern Sie die betroffene Person, einen Arzt aufzusuchen – und bieten Sie an, sie dabei zu begleiten. Oft fällt es gerade älteren Menschen schwer, selbst Hilfe zu organisieren oder sich einzugestehen, dass sie Unterstützung brauchen. Versuchen Sie, im regelmäßigen Kontakt zu bleiben, auch wenn sich Ihr Angehöriger zunehmend zurückzieht. Gerade in Phasen tiefer Erschöpfung ist es wichtig, ein stabiles soziales Netz spürbar zu machen. Zeigen Sie Verständnis für das Verhalten und die Gefühle des anderen – auch wenn manches schwer nachvollziehbar ist. Geben Sie keine schnellen Ratschläge, sondern hören Sie vor allem zu. Und nicht zuletzt: Achten Sie auch auf Ihre eigene seelische Gesundheit. Eine depressive Erkrankung belastet oft auch das Umfeld. Scheuen Sie sich nicht, selbst Unterstützung in Anspruch zu nehmen – etwa durch Beratung, Austauschgruppen oder therapeutische Begleitung. Nur wenn Sie selbst stabil bleiben, können Sie langfristig helfen. Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe .
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