Die diabetische Retinopathie ist bei Diabetikern eine verbreitete Komplikation, die zur Erblindung führen kann. Abnehmspritzen könnten die Augenkrankheit begünstigen. Abnehmspritzen mit Wirkstoffen wie Semaglutid oder Liraglutid sollen Menschen mit Diabetes beim Abnehmen helfen. Doch in den jüngsten Monaten sind immer wieder Nebenwirkungen der Medikamente bekannt geworden. So hat die europäische Arzneimittelbehörde Ema kürzlich festgestellt, dass diese sogenannten GLP-1-Rezeptoragonisten den Sehnerv schädigen können . Nun hat eine neue Studie aus den USA gezeigt, dass dieser Wirkstoff auch das Risiko für eine diabetische Retinopathie erhöhen kann, einer sehr häufigen Gefäßveränderung an der Netzhaut von Diabetikern, die unbehandelt schwere Sehschäden zur Folge haben kann. Moderat erhöhtes Risiko für Netzhautschäden Für ihre Studien haben Forscherinnen und Forscher aus den USA Daten von mehr als 185.000 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die mit GLP-1-Rezeptoragonisten behandelt wurden. Das Ergebnis: Im Vergleich zu Diabetikern, die andere Medikamente einnahmen, kam es unter der Abnehmspritze leicht häufiger zu einer diabetischen Retinopathie. In Zahlen ausgedrückt: Etwa 5.037 von 185.066 behandelten Personen entwickelten diese Augenerkrankung, in der Vergleichsgruppe waren es 4.938. Das entspricht einem moderaten Risikoanstieg von rund sieben Prozent. Lesen Sie auch: Neue Studien enthüllen : Betablocker können lebensgefährlich sein Volksleiden Bluthochdruck : Dieses Getränk kann den Blutdruck senken Weniger schwere Komplikationen Trotz dieser Zahlen geben die Forschenden teilweise Entwarnung. Zwar trat die diabetische Retinopathie unter der Therapie häufiger auf – gleichzeitig aber entwickelten die Betroffenen seltener schwerwiegende Komplikationen. So kam es unter den GLP-1-Rezeptoragonisten seltener zu Blutungen im Glaskörper, einem Sekundärglaukom (einer Form des Grünen Stars) oder gar einer vollständigen Erblindung. Auch operative Eingriffe oder die Gabe von Medikamenten waren in der GLP-1-Gruppe seltener nötig. Die Forschenden sehen darin einen Hinweis, dass die Medikamente möglicherweise das Fortschreiten schwerer Augenschäden sogar verlangsamen könnten. Regelmäßige Augenchecks wichtig Trotzdem betonen die Autorinnen und Autoren der Studie: Wer mit GLP-1-Rezeptoragonisten behandelt wird, sollte seine Augen regelmäßig untersuchen lassen – unabhängig davon, ob bereits eine Augenerkrankung bekannt ist. Denn nur eine frühzeitige Diagnose schützt vor schwerwiegenden Sehschäden durch die Erkrankung. Wie zeigt sich die diabetische Retinopathie? Tückisch an der diabetischen Retinopathie ist, dass Betroffene sie anfangs kaum bemerken. Erst wenn die Netzhautmitte (Makula) geschädigt ist oder Komplikationen wie Blutungen im Augeninneren auftreten, kommt es zu deutlichen Symptomen. Typisch sind dann verschwommenes Sehen, eine gestörte Farbwahrnehmung sowie dunkle oder rote Flecken im Gesichtsfeld. Auch ein plötzlicher Sehverlust oder Sehprobleme im Dunkeln können sich einstellen. Oft ist es zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits zu spät, um das Sehvermögen vollständig zu erhalten. Deshalb raten Fachleute allen Menschen mit Diabetes, von Beginn an regelmäßig zum Augenarzt zu gehen – auch wenn sie noch gut sehen können. Bei stabiler Blutzucker- und Blutdruckeinstellung reicht meist eine jährliche Kontrolle, in einigen Fällen kann auch ein zweijähriger Abstand sinnvoll sein. Liegen jedoch bereits Veränderungen am Auge vor, empfiehlt der Arzt deutlich kürzere Untersuchungsintervalle.