Was passiert, wenn ETFs plötzlich eigene Entscheidungen treffen? Ein neuer Trend an der Börse bricht mit bekannten Regeln. Ein aktiver ETF? Sind börsengehandelte Indexfonds nicht eigentlich passive Anlageprodukte, die stur einen Index nachbilden? Ja und nein. Die allermeisten ETFs , die in Deutschland gelistet sind, bilden in der Tat einen Index wie den Dax oder den MSCI World ab. Deshalb werden sie auch kurz Indexfonds genannt. Aber es gibt eben auch andere: die aktiven ETFs. Aktive ETFs? Das ist kein Widerspruch. Denn im englischen Namen "Exchange Traded Fund" kommt das Wort Index gar nicht vor. Tatsächlich sind ETFs also Fonds, die an der Börse gehandelt werden und spezifischen Regulierungen unterliegen. Sie müssen aber nicht zwingend passiv investieren. Auch aktive Anlagestrategien können in diesen "Mantel" verpackt werden. Besser als aktive Fonds? Aktive ETFs erobern den Markt Investieren in Europa: Wie das neue Gütesiegel für Geldanlagen funktioniert Aktive ETFs werden immer beliebter Und diese Variante wird bei Anlegern immer beliebter. Wie beliebt, das zeigt eine gemeinsame Studie der Finanzplattform ExtraETF und von J.P. Morgan Asset Management. Befragt wurden 1.089 Besucher der ExtraETF-Webseite. Ziel war es, ein aussagekräftiges Bild über Privatanleger und ihr Nutzungsverhalten in Bezug auf aktive ETFs zu erhalten. Das Ergebnis: 91,3 Prozent der Befragten haben bereits von aktiven ETFs gehört. 40,5 Prozent sind aktuell in diese Produkte investiert, 34,4 Prozent denken über ein Investment nach. Anleger haben eine immer größere Auswahl an aktiven ETFs, denn das Angebot wächst schnell. Laut Studie gibt es mittlerweile 281 aktive ETFs auf dem Markt. Allein im ersten Halbjahr 2025 kamen 74 neue dazu. Die erste Welle der aktiven ETFs orientierte sich noch recht nah an einem Index. Mittlerweile kommen immer aktivere ETFs auf den Markt. Ein prominentes Beispiel ist der ARK Innovation ETF der bekannten amerikanischen Tech-Investorin Cathie Wood. Die Vorteile der ETFs kombiniert mit aktivem Management Die aktiven ETFs kombinieren die Vorteile der passiven ETFs mit den Vorzügen eines aktiven Fondsmanagements. Eine ziemlich gute Idee, wie ich finde. ETFs gelten als sehr transparent, kostengünstig, jederzeit handelbar und unkompliziert. Katzen, Weltraum, Glücksspiel: Lohnen sich diese ETFs wirklich? Investieren mit gutem Gewissen: So funktioniert Geldanlage nach katholischen Prinzipien Letzteres darf bei der aktiven Variante aber angezweifelt werden. Schon bei den passiven Index-Verfolgern ist die Welt nicht mehr so einfach, seit es Themen-ETFs, Faktor-ETFs und anderes gibt. Die Strategien der aktiven ETFs können ziemlich ausgeklügelt sein. Möglich ist alles: Aktien oder Anleihen, Aktien und Anleihen, dazu vielleicht noch Rohstoffe oder Geldmarkt-Papiere? Klingt kompliziert? Ist es manchmal auch Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt: Es gibt zum Beispiel Anlagestrategien, die auf intensiver Marktanalyse (sogenanntem Research) beruhen oder auf mathematischen Modellen und Daten (quantitativer Ansatz). Manche Strategien kombinieren mehrere Einflussfaktoren. Das nennt man Multi-Faktor-Strategien. Andere richten sich gezielt nach Nachhaltigkeitskriterien (ESG, Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) oder zielen darauf ab, regelmäßig Erträge zu bringen – etwa durch Zinsen oder Dividenden. Solche Strategien können sehr sinnvoll sein, sind aber in der Umsetzung oft anspruchsvoller als einfache Modelle. Kostenvorteile aktiver ETFs Aber alle anderen Vorteile haben sie: Da wären erst einmal die Kosten. Traditionelle aktive Investmentfonds haben in der Regel höhere Kosten aufgrund von Managementgebühren, Ausgabeaufschlägen und anderen operativen Kosten. Diese Kosten können je nach Anlageklasse und Anbieter bei 1,0 zu 2,5 Prozent pro Jahr liegen. Seltsame Zahlenkombination: Was bedeutet die 5-10-40-Regel für mein Geld? Passives Investieren: So viel Rendite werfen ETFs ab Aktive ETFs sind deutlich günstiger und bewegen sich zwischen 0,04 und 0,85 Prozent pro Jahr. Da höhere Kosten die Rendite belasten, bin ich immer dafür, möglichst günstige Produkte auszuwählen. Auch sind aktive ETFs sehr viel transparenter als aktiv gemanagte Investmentfonds. Alle aktiven ETFs müssen – genauso wie passive ETFs – ihre gesamten Portfoliobestände täglich veröffentlichen, aktive Investmentfonds müssen das nicht so oft. Aktive ETFs sind wie die passiven auch jederzeit über die Börse handelbar. Das spricht für die dritte Generation der ETFs. Auch bei der Rendite punkten aktive ETFs Doch wie schneiden aktive ETFs bei ihrer Wertentwicklung ab? Schließlich genießen passive Indexfonds den Ruf, häufig besser zu performen als vergleichbare aktiv gemanagte Investmentfonds. Im vergangenen Jahr schafften es wieder nur wenige Investmentfonds, den Markt zu schlagen. Im globalen Aktienbereich schnitten 91 Prozent der in Euro notierten aktiven Fonds schlechter ab als ihr Vergleichsindex, langfristig ist der Anteil noch größer. Das zeigen Daten des US-Finanzdienstleisters S&P Global. Dann doch lieber gleich in den Index investieren! Oder in einen aktiven ETF. Denn sie punkten auch bei der Rendite. Frag t-online: Ist ein ETF auf den Dax für Rentner geeignet? Auch interessant: Lohnt sich eine Geldanlage mit 71 noch? Die aktiven ETFs konnten tatsächlich mehr Rendite erwirtschaften. Das zeigt die Studie von ExtraETF. Selbst nach Abzug der Kosten stellten sich Privatanleger mit aktiven ETFs besser als mit einem Investment in passive ETFs. Fairerweise muss man aber anmerken, dass die wenigsten aktiven ETFs schon so lange am Markt sind, dass man eine wirklich aussagekräftige Analyse zur langfristigen Rendite machen kann. Von den 281 handelbaren ETFs sind nur 66 länger als drei Jahre am Markt. Nur diese flossen in den Renditevergleich ein. Bei global anlegenden ETFs konnte eine Überrendite von mehr als fünf Prozentpunkten gegenüber passiven ETFs erzielt werden. Aktive ETFs, die in US-Aktien investieren, schnitten zuletzt etwas schlechter ab als der breite US-Marktindex S&P 500. Dagegen konnten aktive ETFs mit Fokus auf europäische Aktien den Vergleichsindex MSCI Europe um 0,5 Prozentpunkte übertreffen. Wie sich aktive ETFs langfristig entwickeln, lässt sich derzeit aber noch nicht zuverlässig sagen. Anleger nutzen aktive ETFs vor allem als Beimischung Die befragten Anleger aus der Studie scheinen großes Vertrauen in die neuen Produkte zu haben. Mehr als ein Viertel der Befragten hat bis zu 5.000 Euro in aktive ETFs investiert. 15,9 Prozent sogar zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Größte Motivation, in aktive ETFs zu investieren, ist der Wunsch nach aktivem Management und der Maximierung der Rendite (55,3 Prozent und 45,2 Prozent). Mehr als drei Viertel der Anleger nutzen aktive ETFs als Beimischung zum Portfolio. Sind aktive ETFs die bessere Wahl? Aktiv oder passiv? Diese Frage stellt sich inzwischen auch bei ETFs. Und das ist gut so: Denn aktive ETFs kommen bei Anlegern zunehmend gut an und schneiden teils besser ab als ihre passiven Pendants – zumindest, soweit sich das nach rund drei Jahren beurteilen lässt. Liegt das nur an den niedrigeren Kosten? Oder steckt mehr dahinter? Tatsächlich können aktive ETFs auch gezielt Schwächen passiver Produkte ausgleichen. Denn passive ETFs bilden einen Index starr nach und das führt nicht immer zu einer optimalen Streuung. Der MSCI World etwa gilt vielen Anlegern als zu stark auf die USA und Technologiewerte fokussiert. Warum auch passives Investieren aktive Entscheidungen erfordert Ich bin übrigens der Meinung, dass man Geldanlage nicht in starre Kategorien wie "passiv" oder "aktiv" einordnen sollte. Selbst wenn ich ausschließlich in passive ETFs investiere, muss ich doch sehr aktiv entscheiden, welche Anlageklassen ich auswähle, wie ich sie im Depot gewichte und welche Strategie ich damit verfolge. Auch passives Investieren ist also alles andere als passiv. In aktive ETFs investiere ich derzeit noch nicht, aber ich beobachte regelmäßig neue Produkte. Vielleicht landet ja bald einer davon in meinem Spielgeld-Depot.