Ein Gläschen Schnaps nach dem Essen gehört für viele zur Gewohnheit. Doch kann ein täglicher "Kurzer" auch schaden? Die Wissenschaft hat darauf eine klare Antwort. Der "Verdauungsschnaps" hat Tradition: Er soll das Essen abrunden, die Verdauung fördern oder einfach nur gemütlich den Abend einläuten. Viele Menschen greifen deshalb regelmäßig, manche sogar täglich, zu einem Glas Hochprozentigem. Doch was sagt die Wissenschaft dazu? Ist ein Schnaps pro Tag harmlos oder vielleicht doch gefährlicher als gedacht? Was steckt drin: Wie viel Alkohol enthält ein Glas Schnaps? Ein typisches Glas Schnaps enthält etwa 40 Milliliter Spirituose mit rund 38 Volumenprozent Alkohol. Das entspricht ungefähr 12 Gramm reinem Alkohol – und damit in etwa dem, was früher als "risikoarme Tagesdosis" für Frauen galt. Doch diese Empfehlung gilt heute als überholt. Denn aktuelle Einschätzungen, unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zeigen: Es gibt keine unbedenkliche Menge Alkohol. Das Risiko für gesundheitliche Schäden beginnt mit dem ersten Tropfen – unabhängig von Getränkesorte, Qualität oder Geschlecht des Trinkenden. Hoher Alkoholkonsum: Was passiert, wenn Sie jeden Tag fünf Biere trinken Risiko "Daydrinking" : Was tagsüber Alkohol trinken mit dem Körper macht Welche Vorteile soll ein täglicher Schnaps haben? Einige Menschen schwören auf den positiven Effekt von Alkohol auf Verdauung und Kreislauf. Für die angeblich förderliche Wirkung des "Verdauungsschnaps" gibt es allerdings keine wissenschaftlichen Belege. Einerseits ist Alkohol dafür bekannt, die Produktion von Magensäure anzuregen, andererseits soll er auch die Entleerung des Magens verhindern. Früher wurde auch vermutet, dass ein Gläschen Rotwein oder Schnaps das Herz schützen könne – insbesondere durch Inhaltsstoffe wie Resveratrol im Rotwein und die kurzzeitig gefäßerweiternde Wirkung von Alkohol. Doch dieser Glaube ist heute stark umstritten. Zwar kann Alkohol kurzfristig entspannen, langfristig überwiegen jedoch die Risiken deutlich. Rechner: Wie viel Promille habe ich? So schadet täglicher Alkoholkonsum dem Körper Alkohol ist ein Zellgift. Wer über längere Zeit täglich einen Schnaps trinkt, gefährdet daher zahlreiche Körperfunktionen – oft schleichend, aber dauerhaft. Betroffen sind vor allem: Leber : Die Leber ist das zentrale Entgiftungsorgan des Körpers. Bei Abbau des Alkohols entstehen giftige Zwischenprodukte, die das Organ schädigen können. Zu den häufigsten Folgen gehören Lebererkrankungen wie Fettleber , Hepatitis und Leberzirrhose . Herz und Kreislauf : Alkohol erhöht den Blutdruck und kann zu einer Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern führen, einer gefährlichen Herzrhythmusstörung. All das kann das Risiko für Schlaganfälle deutlich erhöht. Magen-Darm-Trakt : Magenschleimhautentzündungen, Durchfälle und ein erhöhtes Risiko für Bauchspeicheldrüsenentzündungen sind typisch. Auch kann regelmäßiger Alkoholkonsum dazu führen, dass man mehr Appetit hat . Dadurch steigt das Risiko für Übergewicht und dessen Folgen. Immunsystem : Alkohol hemmt das Immunsystem. So braucht es nach einer alkoholreichen Nacht bis zu 24 Stunden, um wieder normal zu arbeiten. So wird der Körper anfälliger für Infekte durch Bakterien oder Viren. Psyche : Alkoholmissbrauch kann zu Depressionen, sozialem Rückzug, Partnerschaftsproblemen und Sucht führen. Zudem wurde Alkohol von der WHO als krebserregend eingestuft – in der höchsten Risikoklasse, gemeinsam mit Asbest und Tabak. Alkohol kann unter anderem Brust-, Darm-, Speiseröhren-, Mund- und Leberkrebs verursachen. Besonders alarmierend: Schon geringe Mengen Alkohol steigern das Risiko deutlich. Laut WHO ist etwa die Hälfte aller alkoholbedingten Krebserkrankungen auf "moderaten" Konsum zurückzuführen. Fazit Auch wenn sich der Mythos um den Verdauungsschnaps hartnäckig hält und ein Gläschen Schnaps am Abend harmlos erscheint: Regelmäßiger Alkoholkonsum – selbst in kleinen Mengen – ist ein Risiko für die Gesundheit. So kann der tägliche Alkoholkonsum das Krebsrisiko erhöhen, das Immunsystem schwächen und das Herz belasten. Zudem riskiert man langfristige Schäden an der Leber – meist ohne frühzeitige Warnzeichen. Daher ist es am besten, wenn Sie ganz auf Alkohol verzichten. Ansonsten gilt: Wie alle anderen alkoholischen Getränke sollten Sie auch Schnaps nur gelegentlich konsumieren.