Allergie-Nasenspray verringert Risiko für Corona-Infektion

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Ein Wirkstoff zur Allergiebehandlung zeigt eine überraschende Wirkung: Wer regelmäßig ein Nasenspray mit Azelastin verwendet, kann möglicherweise Infektionen vorbeugen. Mit dem Herbst vor der Tür steigt das Risiko für Atemwegsinfektionen. Vorbeugen kann man ihnen in der Regel nur mit guten Hygienemaßnahmen wie sorgfältigem Händewaschen oder Abstandhalten. Nun hat ein verbreitetes, frei verkäufliches Heuschnupfen-Nasenspray mit dem Wirkstoff Azelastin in einer Studie der Universität des Saarlandes eine überraschende Wirkung gezeigt: Bei Menschen, die es verwendeten, war das Risiko für eine Infektion mit dem Coronavirus und mit Rhinoviren stark reduziert. Die Studie wurde in dem Fachmagazin "JAMA Internal Medicine" veröffentlicht. Studie zeigt klares Ergebnis Für die Studie teilten die Forscherinnen und Forscher 450 gesunde Erwachsene in zwei Gruppen auf. 227 Personen verwendeten über 56 Tage dreimal täglich ein Nasenspray mit Azelastin, 223 Teilnehmende bekamen ein Placebo – ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff. Die Untersuchung fand unter realen Bedingungen statt: Die Probandinnen und Probanden führten während des gesamten Zeitraums zweimal wöchentlich Corona-Schnelltests durch. Bei einem positiven Ergebnis erfolgte eine Überprüfung per PCR-Test. Das Resultat: Nur 2,2 Prozent der Azelastin-Gruppe infizierten sich mit dem Coronavirus. In der Placebo-Gruppe waren es mit 6,7 Prozent dreimal so viele. Auch bei anderen Erregern für Atemwegsinfektionen zeigte sich ein ähnliches Bild. So traten etwa Rhinovirus-Infektionen ebenfalls deutlich seltener auf: 1,8 Prozent der Azelastin-Nutzer infizierten sich, in der Vergleichsgruppe waren es 6,3 Prozent. Warum wirkt Azelastin gegen Viren? Azelastin gehört zur Gruppe der Antihistaminika und wirkt eigentlich gegen allergisch bedingten Schnupfen . Frühere Laborstudien hatten jedoch bereits gezeigt, dass der Wirkstoff auch antivirale Eigenschaften besitzt – unter anderem gegen SARS-CoV-2 (Coronavirus), das Grippevirus Influenza A sowie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Laut den Studienautoren beruht der Effekt des Nasensprays vermutlich auf mehreren Mechanismen: So kann Azelastin etwa mit den Rezeptoren wechselwirken, die das Eindringen von Viren erleichtern, oder Enzyme hemmen, die Viren für ihre Vermehrung benötigen. Studienleiter Robert Bals, Direktor der Klinik für Innere Medizin am Universitätsklinikum des Saarlandes, spricht in einer Pressemitteilung von einem wichtigen Schritt: "Die aktuelle klinische Studie ist nun die Erste, die eine präventive Schutzwirkung in einem realen Anwendungsszenario belegt." Besonders relevant für Risikogruppen Für den Mediziner leiten sich daraus praktische Hinweise ab: "Insbesondere für Risikogruppen, in Hochinzidenzphasen oder bei bevorstehenden Reisen könnte das Nasenspray eine einfach zugängliche Ergänzung zu bestehenden Schutzmaßnahmen darstellen", so Bals. Allerdings seien weitere, größere Studien nötig, um den Einsatz von Azelastin-Nasenspray zur Prophylaxe von Atemwegserkrankungen weiter zu untersuchen und das Potenzial für die Abwehr anderer Erreger zu prüfen.
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