Asthma gehört zu den häufigsten chronischen Krankheiten. Doch viele Patienten werden falsch diagnostiziert und behandelt. Neue Messungen könnten dies verhindern. Asthma betrifft weltweit Millionen Menschen. Dahinter steckt eine chronische Lungenkrankheit, die zu Atemnot, Husten, Engegefühl in der Brust und pfeifenden Atemgeräuschen führen kann. Allein in Deutschland leiden rund acht Millionen Menschen daran. Doch wie mehrere Studien bestätigen, erhalten viele Menschen eine Falschdiagnose – und sind offenbar gar keine Asthmatiker. Dies kann dramatische Folgen haben. Fehldiagnose: Drittel der Asthma-Patienten offenbar nicht krank Eine Untersuchung der Universität Ottawa (Kanada) etwa hat ergeben, dass ein Drittel aller Erwachsenen mit diagnostiziertem Asthma möglicherweise gar nicht an dieser Krankheit leiden. Die Forscher führten bei 613 Erwachsenen umfangreiche Lungenfunktionstests durch, von denen alle innerhalb der letzten fünf Jahre eine Asthma-Diagnose erhalten hatten. "Wir stellten fest, dass bei 203 Teilnehmern Asthma unwahrscheinlich war. Auch nach einem Jahr der Nachuntersuchung erzielten 181 Probanden noch immer zu gute Ergebnisse bei Lungentests, um mit Asthma diagnostiziert zu werden", fasste Studienautor Dr. Shawn Aaron die Ergebnisse zusammen. Offenbar hatten jene "Asthmatiker" falsche Diagnosen erhalten und litten unter anderen gesundheitlichen Problemen oder aber ihre Krankheit war bereits in Remission, das heißt, dauerhaft rückläufig oder ganz verschwunden. "Der wichtigste potenzielle Schaden durch eine Fehldiagnose von Asthma ist die mangelnde Behandlung der tatsächlichen Krankheit sowie die unnötige Aufnahme von Medikamenten", sagte Aaron. Die negativen Auswirkungen von Asthma-Medikamenten seien zwar nur minimal, trotzdem sollte niemand unnötig Arzneimittel einnehmen. Die falsch diagnostizierten Probanden aus der Studie konnten vollständig von ihren Medikamenten entwöhnt werden und erzielten dabei weiterhin gute Testergebnisse. Falscher Befund birgt viele Risiken Ein weiteres Problem ist jedoch: Wenn die tatsächliche Ursache der Atemprobleme übersehen wird, könnte das bedeuten, dass die wahre Erkrankung unbehandelt bleibt. Das könnte schwerwiegende Folgen haben, insbesondere, wenn sie mit dem Herzen zusammenhängt. Patienten und Mediziner sollten sich bei der Erstdiagnose daher nicht allein auf Symptome verlassen, sondern möglichst immer objektive Untersuchungen durchführen (lassen). Dazu zählen etwa Allergietests und Lungenfunktionstests wie die sogenannte Spirometrie, die das Lungen- bzw. Atemvolumen misst. FeNO-Messung: Neue Diagnosemöglichkeit für mehr Klarheit Die sogenannte FeNO-Messung könnte eine Lösung für präzisere Diagnosen sein. Sie kann erkennen, ob eine Entzündung in den Atemwegen vorliegt und wie schwer das Asthma ausgeprägt ist. Und: Der Schnelltest ist leicht anwendbar und deshalb auch für kleine Kinder geeignet. Bundesweit steht er Ärzten zur Verfügung, wird aber noch zu selten angewendet. Gut zu wissen: Der FeNO-Test ist eine IGeL (individuelle Gesundheitsleistung), das heißt, er gehört nicht zum festgeschriebenen Leistungskatalog der Krankenkassen und muss möglicherweise privat vom Patienten bezahlt werden.