Am Freitagabend startet die Bundesliga in die ihre 63. Saison. Die neue Spielzeit verspricht Hochspannung – und könnte die ein oder andere Überraschung bereithalten. Der FC Bayern startet seine Mission Titelverteidigung: Am Freitagabend trifft das Team von Trainer Vincent Kompany in der heimischen Allianz Arena auf RB Leipzig (ab 20.30 Uhr im Liveticker bei t-online). Die Partie markiert den Auftakt in die 63. Saison der Fußball-Bundesliga, an deren Ende die Münchner zum 35. Mal die begehrte Meisterschale in den Händen halten wollen. Im Kampf um die Tabellenspitze wollen derweil aber auch einige andere Vereine ein Wörtchen mitreden. Borussia Dortmund , Bayer Leverkusen , RB Leipzig, Eintracht Frankfurt und Pokalsieger VfB Stuttgart befinden sich in der Verfolgerroller. Gelingt es einem der Teams, den FC Bayern zu stürzen? Auf der anderen Seite des Tableaus stemmen sich wiederum zahlreiche Teams gegen den Abstieg. Wie St. Pauli und der 1. FC Heidenheim wollen auch die Aufsteiger HSV und 1. FC Köln unbedingt die Klasse halten. Geraten dafür plötzlich der FC Augsburg, Union Berlin oder Werder Bremen in Abstiegsnot? Klar ist zumindest: Die Bundesliga dürfte auch in dieser Spielzeit wieder für die ein oder andere Überraschung gut sein. Die t-online-Redaktion hat deshalb zehn gewagte Thesen zum Start in die neue Saison aufgestellt – vom Kampf um die Spitzenplätze bis zum Tabellenkeller. Max Eberl wird die Saison beim FC Bayern nicht beenden Von David Schafbuch, stellvertretender Leiter des Ressorts Politik & Wirtschaft Die Situation um den alternden Manuel Neuer ? Nicht geklärt. Die Wunschtransfers Nico Williams oder Nick Woltemade ? Nicht bekommen. Die Vereinslegende Thomas Müller ? Ungelenk nach Kanada verabschiedet. Gewiss sind nicht all diese Dinge beim FC Bayern allein Max Eberl anzukreiden. Aber es zeichnet sich bereits ab, dass der Sportvorstand früher oder später den Kopf hinhalten müssen wird, weil der Kader der Münchner weiter eine einzige Baustelle ohne erkennbare Handschrift ist. Zu beneiden ist Eberl schon lange nicht mehr: Der frühere Transferfuchs von Mönchengladbach ist in München zu einem beigeordneten Gehilfen geschrumpft, der den vielen Bossen Hoeneß, Rummenigge, Hainer oder Dreesen zuarbeiten muss. Eine eigene Idee mag Eberl haben, aber umsetzen können wird er sie unter den alternden Alphatieren wohl nicht mehr. Sollte der Klub innerhalb der Saison Schwäche zeigen (etwa, wenn Neuer oder Kane länger ausfallen oder Luis Díaz nicht zündet) kann es sein, dass sich schon zur Winterpause ein neuer Mann der Kaderbaustelle widmen darf. Nicht der HSV und St. Pauli steigen ab, sondern Werder Von William Laing, Sportredakteur Nach sieben langen Jahren hat sich der HSV aus dem Marianengraben der Zweitklassigkeit freigeschwommen und peilt in der Bundesliga nun den Klassenerhalt an. Genauso wie der Stadtrivale FC St. Pauli , der im zweiten Jahr im deutschen Oberhaus vor der Herkulesaufgabe steht, das Kunststück des überraschend erreichten Ligaverbleibs aus der vergangenen Spielzeit zu wiederholen. Weil beide Hamburger Traditionsklubs sich diesem einheitlichen Ziel vom Saisonstart weg bewusst sind, wird der Überlebenskampf gelingen – anders als bei einem anderen Team aus dem Norden. Werder Bremen musste sich in den vergangenen Spielzeiten nie wirklich mit den quälenden Sorgen eines möglichen Abstiegs herumschlagen. Doch spätestens nach dem Erstrunden-Aus im DFB-Pokal bei Zweitligist Arminia Bielefeld steht fest: Der lieblos zusammengestellte Rumpel-Kader der Hanseaten ist in der Bundesliga nur bedingt konkurrenzfähig, für den Abstiegskampf ist er erst recht nicht konzipiert. Ohne Schlüsselspieler Marvin Ducksch (zu Birmingham), Mentalitätsmonster Oliver Burke (zu Union Berlin) sowie den verletzten Vorlagenkönig Mitchell Weiser (Kreuzbandriss) wird Werder deshalb mit dem neuen Trainer Horst Steffen frühzeitig ungebremst in den Tabellenkeller stürzen – und am Saisonende den dritten Abstieg der Vereinsgeschichte hinnehmen müssen. Frankfurt wiederholt den Champions-League-Coup Von Melanie Muschong, Senior Sportredakteurin In der vergangenen Saison landete Eintracht Frankfurt in der Bundesliga sensationell auf dem dritten Rang hinter Bayern und Leverkusen. Auch in der kommenden Saison wird die Eintracht die Champions-League-Plätze erreichen. Zwar haben die Hessen ihren Torwart und Kapitän Kevin Trapp an den FC Paris abgegeben. Doch Robin Koch übernimmt das verantwortungsvolle Amt und Michael Zetterer den Posten im Tor. Die Königsklasse ist für die Eintracht machbar – auch aufgrund der Neuverpflichtungen. Die Hessen haben gleich zwei Ligakonkurrenten ihre Leistungsträger "geklaut". Der Ex-Mainzer und DFB-Stürmer Jonathan Burkardt trägt inzwischen ebenfalls das Jersey der Frankfurter wie der frühere Freiburger Ritsu Dōan. Der japanische Nationalspieler hat einen starken n Fuß und kann für Gefahr sorgen. Das hat er bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals gezeigt. Und Burkardt machte allein in der vergangenen Spielzeit 18 Treffer. Gemeinsam mit dem 20-jährigen Jean-Mattéo Bahoya – der sich gegen Ende der vergangenen Saison beweisen konnte – sind die Frankfurter in der Offensive gut aufgestellt. Wenn das Team von Trainer Dino Toppmöller sich dann noch auswärts – anders als in der letzten Saison – gegen Vereine wie Union, Augsburg, Hoffenheim und Gladbach durchsetzt, dürfen die Fans im nächsten Frühjahr erneut jubeln. Der BVB enttäuscht – und verpasst die Königsklasse Christin Brauer, Head of Audiovisuelles Die vergangene Saison wurde für Borussia Dortmund nur mit Ach und Krach zu einer halbwegs erfolgreichen. Die Champions-League-Qualifikation gelang erst auf den letzten Drücker. Nach einer schwachen Hinrunde unter dem damaligen Coach Nuri Şahin hatte es danach lange nicht ausgesehen. Erst mit Niko Kovač gelang ein mehr oder weniger versöhnlicher Saisonabschluss. Dabei hat der BVB eigentlich den Anspruch, hinter dem FC Bayern die Nummer zwei in Deutschland zu sein. Doch davon sind Julian Brandt und Co. aktuell weit entfernt. Oder deutlicher formuliert: Mit dem aktuellen Kader wird die Qualifikation für die Königsklasse in diesem Jahr definitiv nicht gelingen. Der Grund: Das Transferfenster ist noch knapp eine Woche geöffnet – und beim BVB herrscht Stillstand. Ganz neu dabei ist lediglich Jobe Bellingham. Das wird bei den eigenen Ansprüchen nicht für die Spitzenplätze reichen. Auch wenn der BVB noch einige Spieler verpflichten würde, hätten diese dann die komplette Vorbereitung der "Schwarz-Gelben" verpasst, hätten noch keine Kenntnis über die Laufwege ihrer Teamkollegen und das Spielsystem. Sie würden Zeit benötigen, um sich einzufinden. Zeit, die der BVB beim Angriff auf die vorderen Ränge nicht hat. Borussia Dortmund wird in dieser Saison deshalb das, wonach es schon über weite Strecken in der vergangenen ausgesehen hat: eine einzige Enttäuschung. Nach Xabi Alonsos Abgang stürzt Bayer ins Bodenlose Steven Sowa, stellvertretender Unterhaltungschef Xabi Alonso ist in Leverkusen Geschichte. Zudem ist die Double-Sieger-Achse verschwunden, die Erfolgsgaranten Wirtz, Xhaka, Tah, Hradecky und Frimpong sind weitergezogen. Erik ten Hag in allen Ehren, aber solch einen Umbruch zu bewerkstelligen, gleicht der Quadratur des Kreises – und der Ex-Trainer von Manchester United und Ajax Amsterdam ist alles, aber sicher kein Zaubermeister. Leverkusen wird leiden müssen, die erfolgsverwöhnten Fans werden Pfeifkonzerte ertönen lassen, das Umfeld Unruhe ausstrahlen und die Führung um den immer noch recht unerfahrenen Simon Rolfes ins Wanken geraten. Am Ende der Saison kann Bayer Leverkusen froh sein, wenn es für einen Conference-League-Platz reicht. Und das hat Konsequenzen: Es wäre keine Überraschung, wenn einige Klubverantwortliche bei Bayer auf diesem steinigen Weg ihren Hut nehmen (müssen). Der Meistertitel wandert ins Schwabenland Florian Harms, Chefredakteur Dieses Jahr gibt es an der Spitze eine große Überraschung: Der VfB Stuttgart wird deutscher Meister – und das aus drei Gründen. Erstens: Trainer Sebastian Hoeneß ist jung genug, um TikTok nicht für einen Schraubverschluss zu halten, und erfahren genug, um zu wissen, dass man mit "Hurra, alle nach vorn!" keine Meisterschaft gewinnt. Sein Spielstil ist so aufgeräumt wie ein schwäbisches Wohnzimmer. Zweitens: Nick Woltemade. Baumlang wie einst Zlatan Ibrahimović und fast so wendig wie die Zaubermaus Messi, trifft der Stürmer das Tor nicht einfach nur, er behandelt es wie ein guter Gastgeber: Man geht hinein, fühlt sich wohl und bleibt. Daneben wimmelt es im Stuttgarter Kader von Talenten, die nicht den üblichen Weg "große Hoffnung – große Enttäuschung – ausgeliehen nach Sandhausen" einschlagen, sondern tatsächlich Top-Leistung liefern können. Drittens: Die Fans. Sie kultivieren die schwäbische Erfolgsmischung aus Bruddelei und Begeisterung, die das Stadion im richtigen Moment in einen Hexenkessel verwandeln kann. Hier trägt nicht nur die Mannschaft die Hoffnungen der Zuschauer, hier tragen die Zuschauer die Mannschaft. Das alles sollte in dieser Saison zu einer Sensation führen: den Meistertitel für den VfB. Das Experiment Wagner muss Augsburg teuer bezahlen Andreas Becker, Sportchef Über Monate wurde Sandro Wagner bei zahlreichen Bundesligaklubs als neuer Cheftrainer gehandelt: Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg. Sie alle buhlten um seine Dienste. Letztlich entschied Wagner sich aber für die unaufgeregte Variante: den FC Augsburg. Der Ex-Bayern-Star gilt als großes Trainertalent. Die SpVgg Unterhaching führte er 2023 zurück in die 3. Liga. Als Assistent von Bundestrainer Julian Nagelsmann bestach er vor allem im Umgang mit der Mannschaft und als Motivator. Die Voraussetzungen für eine großartige Karriere als Coach sind dementsprechend gelegt. Auch, weil der FC Augsburg mit seinem ruhigen Umfeld vom Grundsatz her eine durchaus gute erste Station in der Bundesliga sein dürfte. Ein Einstieg eine Klasse tiefer wäre für Wagner dennoch die bessere Wahl gewesen. Die fehlende Erfahrung des 37-Jährigen wird sich im Haifischbecken Bundesliga schnell bemerkbar machen. Der FCA gerät unter seiner Führung frühzeitig in Abstiegsnot, was für Wagner ein vorzeitiges Ende in der Fuggerstadt bedeuten dürfte. Retten wird die vorzeitige Trennung die Augsburger dann aber auch nicht mehr. Das Experiment Wagner muss der Klub teuer bezahlen. Am Saisonende steht der erste Abstieg nach 15 Jahren Erstligazugehörigkeit. Mit dem Abstieg hat Köln nichts zu tun Oscar Fuchs, Regionalredakteur (Team Süd/Frankfurt) Der FC hat nach dem Aufstieg den größten Umbruch der jüngeren Vereinsgeschichte hinter sich. Nach der zwei Wechselperioden währenden Transfersperre hat der Klub im Sommer so viele Spieler unter Vertrag genommen, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Die "Geißböcke" verstärkten sich in der Spitze – etwa mit den Stürmern Ragnar Ache und Marius Bülter, im Mittelfeld mit Ísak Jóhannesson und in der Abwehr mit Cenk Özkacar und Rav van den Berg. Hinzu kommt der 18-jährige Flügelspieler Said El Mala, der bei vielen Kölnern als das größte Talent seit einem gewissen Lukas Podolski gilt. In der Vorbereitung hat der neue Coach Lukas Kwasniok dem Team ein neues Spielsystem eingeimpft: Köln will nicht mehr nur verteidigen und kontern, sondern offensiver auftreten und das Spiel auch mit dem Ball gestalten. Das war in einigen Testspielen schon sehr ansehnlich, etwa beim 4:0-Sieg gegen Atalanta Bergamo, der allerdings – angesichts der halbgaren Leistung des Champions-League-Teilnehmers – mit Vorsicht zu genießen ist. Im Pokal stolperte die Mannschaft fast über den Drittligisten Jahn Regensburg – zog das Spiel nach zunächst schwacher Leistung aber mit zwei Toren in der Nachspielzeit dramatisch auf ihre Seite. In Köln kommt viel Neues zusammen: ein komplett verändertes Team und ein neuer Trainer. Die Qualität im Kader ist dabei vorhanden. Findet die Mannschaft früh genug in Form und entwickelt einen Lauf, hat sie nichts mit dem Abstieg zu tun. Es wird Harry Kanes letztes Jahr im Trikot des FC Bayern Nils Kögler, Sportredakteur Ohne Frage: Die aufwendige und teure Verpflichtung von Harry Kane war für den FC Bayern ein Erfolg. Doch zu Saisonende wird der Stürmer schon fast 33 Jahre alt sein, ein gehobenes Sportleralter. Klar, Kane könnte noch ein bis zwei Jahre auf internationalem Topniveau haben, doch es kommen gleich mehrere Faktoren für einen Abschied zusammen. Erstens waren die Bayern schon in diesem Sommer darum bemüht, mit Nick Woltemade einen jüngeren Nachfolger zu verpflichten. Zweitens ginge Kane 2026 in sein letztes Vertragsjahr. Wollen die Bayern also noch Ablöse für ihn kassieren (um diese dann möglicherweise in Woltemade zu reinvestieren) müssen sie ihn im kommenden Sommer verkaufen. Drittens möchte Kane selbst seine letzten Jahre auf Topniveau wohl in England verbringen, um dort doch noch den Torrekord von Alan Shearer (260 Tore) zu brechen. Kane steht aktuell bei 213 Treffern. Ein Wechsel würde also für alle Seiten Sinn ergeben. Seine erste Trophäe, für die er wohl zum FC Bayern ging, hat er mit der Meisterschaft im vergangenen Jahr immerhin schon gewonnen. Die Bundesligasaison wird so langweilig wie nie zuvor Dorothea Meadows, Redakteurin Ratgeber Die Bundesliga wird in dieser Saison sportlich wie auch wirtschaftlich Federn lassen – zu groß ist mittlerweile der Abstand zur Premier League und anderen Topligen Europas. Bayerns Neuzugang Luis Díaz ist der einzige echte Kracher-Transfer der ganzen Liga. Damit sind die Münchner erneut haushoher Favorit auf den Meistertitel, auch wenn sie mit dem wohl kleinsten Kader seit Ewigkeiten extrem auf Kante genäht sind. Zudem haben zahlreiche große Namen die Bundesliga verlassen – etwa Florian Wirtz oder Hugo Ekitiké – ohne das wirkliche Top-Nachfolger gefunden wurden. Wer hat den Bundesligavereinen die meisten Stars abgeluchst? Die Premier-League-Klubs. Sie schmücken sich mit Stars, die Bundesliga hingegen wird immer mehr zur grauen Maus. Für viele Klubs dürfte es eine zähe, kräftezehrende Saison werden – für die Zuschauer die langweiligste seit langem. Hoffen wir, dass nun wenigstens einige Nachwuchstalente die Chance bekommen, sich in der ersten Elf zu zeigen und vielleicht selbst zu Stars zu werden.