Für den FC Bayern setzte es in der Champions League gegen den FC Barcelona eine deutliche Niederlage. Die Dominanz des spanischen Klubs ist groß, könnte aber bröckeln. Als Trainer José Barcala zu ihnen sprach, blickten die Spielerinnen des FC Bayern München nur bedröppelt zu Boden. Zum Auftakt in die neue Champions-League-Saison hatten die amtierenden deutschen Meisterinnen gerade eine heftige 1:7-Abreibung beim FC Barcelona kassiert. Die klare Niederlage machte einmal mehr deutlich, dass zwischen den besten deutschen Teams und dem internationalen Topniveau aktuell noch eine erhebliche Lücke klafft. Besonders der FC Barcelona ist dabei die dominierende Kraft der vergangenen Jahre – doch auch dieser Klub hat ein Problem. Sieben Gegentore: FC Bayern erlebt Desaster in Barcelona Debakel in Barcelona: Das stört den FC Bayern am meisten Bundestrainer Christian Wück zählt schon länger zu denen, die den deutschen Fußball im Vergleich insbesondere zur spanischen Konkurrenz im Nachteil sehen. "Wir müssen uns mit Ball verbessern, beim ersten Kontakt und im Passspiel. Die Ballverarbeitung muss besser werden", hatte er erst kürzlich in einer Medienrunde gesagt. "Die Spanierinnen denken über diese Basics nicht mehr nach, sie spielen es wie selbstverständlich. Wir müssen das intensiv trainieren." Die Fakten geben dem Bundestrainer durchaus recht: Spanien ist amtierender Weltmeister, musste sich auch bei der Europameisterschaft im vergangenen Sommer erst im Finale gegen England denkbar knapp im Elfmeterschießen geschlagen geben und hatte auf dem Weg dahin auch Deutschland im Halbfinale aus dem Weg geräumt. Barcelona ist das Maß aller Dinge Auf der Vereinsebene ist der FC Barcelona das Maß aller Dinge. In den vergangenen Jahren gewann der katalanische Klub nicht nur zehn Meisterschaften auf nationaler Ebene, davon zuletzt sechs in Folge, und zudem elfmal den spanischen Pokal. Barça stand auch in den vergangenen fünf Champions-League-Saisons jeweils im Finale. Dreimal holten sie den Titel. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn die Mannschaft ist individuell überragend besetzt. Allen voran wäre da Aitana Bonmatí zu nennen. Die 27-Jährige wurde jüngst mit dem Ballon d'Or ausgezeichnet. Es war bereits das dritte Mal in Folge, dass sie die prestigeträchtige Auszeichnung zur weltweit besten Fußballerin des Jahres verliehen bekam. Auch Nachwuchspreis ging nach Barcelona Doch damit nicht genug. In den zwei Jahren zuvor ging der goldene Ball jeweils an Bonmatís Vereinskollegin Alexia Putellas. Fünfmal in Folge trug die Preisträgerin zuletzt also das blau-rote Trikot. Dabei ist der Ballon d'Or feminin noch eine sehr junge Auszeichnung und wurde überhaupt erst siebenmal vergeben. Auch für die Zukunft ist der Klub weiter gut aufgestellt, denn mit Vicky López läuft die KOPA-Preisträgerin für die beste Spielerin unter 21 Jahren ebenfalls für den FC Barcelona auf und könnte in Zukunft die Fußballwelt aufmischen. Die Liste der Preisträgerinnen ist damit jedoch immer noch nicht beendet: Ebenfalls bei der Ballon-d'Or-Gala wurde Barcelona-Stürmerin Ewa Pajor ausgezeichnet. Die Polin erzielte in der abgelaufenen Saison 43 Tore in 45 Spielen und erhielt dafür die Gerd-Müller-Trophäe als beste Torjägerin. Ex-Bundesliga-Torjägerin trifft für Barcelona Die torreiche Spielzeit war übrigens Pajors erste bei den Katalaninnen. Zuvor hatte sie neun Jahre beim VfL Wolfsburg in der Bundesliga verbracht. Es war einer von zahlreichen Top-Abgängen, die der Klub aus der Autostadt in den vergangenen zwei Jahren verkraften musste. Dabei wechselten einige Leistungsträgerinnen, wie DFB-Spielerin Lena Oberdorf, zur nationalen Konkurrenz nach München, andere Spielerinnen zog es ins Ausland. Darunter eines der vielversprechendsten deutschen Talente: Jule Brand, die im Sommer nach Lyon ging. Der FC Bayern ist von einer derartigen Abgangswelle zwar verschont geblieben, er schaffte es im Gegenteil mit Spielerinnen wie Pernille Harder (vom FC Chelsea) sogar, Stars in die Bundesliga zu locken. Dennoch ist die Anziehungskraft von Klubs wie dem FC Barcelona auch in München zu spüren. Ein Wechsel von Klara Bühl , Leistungsträgerin bei den Bayern und im DFB-Team, nach Spanien scheiterte Berichten zufolge zuletzt lediglich an der finanziellen Situation der Katalanen. Genau hier liegt gewissermaßen die größte Hoffnung der Konkurrenz, dass die Dominanz des Klubs doch noch brechen könnte. Denn die jahrelange Misswirtschaft, die Barcelona bei den Männern betrieb, hat auch Auswirkungen auf die Frauenabteilung. Laut den Regeln der spanischen Liga zählen die Financial-Fair-Play-Regelungen nämlich für alle Bereiche der Klubs. Damit ist die Frauenmannschaft von der finanziellen Schieflage Barças mitbetroffen, obwohl sie selbst in den vergangenen Jahren für den Klub sogar profitabel war. Die Chance für die Konkurrenz Die Folge: Um Geld zu sparen, gab Barcelona allein im vergangenen Sommer sechs Spielerinnen ab. Der Kader war zwischenzeitlich auf lediglich 17 Spielerinnen geschrumpft. Der Dominanz tut das bislang zwar noch keinen Abbruch, aber für den Klub könnte es noch schlimmer kommen. Die bisherigen Einsparungen reichen wohl noch nicht. Zahlreiche Verträge des aktuellen Kaders laufen zudem am Ende der Saison aus, darunter sind Leistungsträgerinnen wie Salma Paralluelo, Caroline Graham Hansen, Mapi León und auch Alexia Putellas. Sollen Ablösesummen generiert werden, müsste Barcelona noch in diesem Winter weitere dieser Spielerinnen abgeben. Passiert das nicht, droht im kommenden Sommer ein Horrorszenario, bei dem der Klub zahlreiche Leistungsträgerinnen verliert, ohne dabei durch Ablösen Einnahmen zu erzielen. Denn ob die Spielerinnen weiter bereit sind, sich unter diesen Bedingungen an den Klub zu binden, ist zumindest fraglich. Für die Konkurrenz, insbesondere den FC Bayern, ist das die Chance, Boden gutzumachen. Das ist auch bitter nötig, denn Neu-Trainer José Barcala hatte bei seinem Amtsantritt im Sommer noch vollmundig verkündet, "dass Bayern München sehr bald die Champions League gewinnen wird." Ein Ziel, von dem der Klub aktuell noch weit entfernt scheint.