Er war bereits suspendiert, abgeschrieben und verhöhnt. Aber Ousmane Dembélé hat sich eindrucksvoll zurückgemeldet. Der Ex-Dortmunder wird im Champions-League-Finale der Schlüssel zum Sieg für Paris Saint-Germain sein. "Ich habe das Gefühl, endlich zu mir selbst gefunden zu haben", sagte Dembélé kürzlich der französischen Zeitung "Le Parisien". Der 28-Jährige freut sich sichtlich auf das Champions-League-Finale in der Münchener Allianz Arena. Und das wohl nicht nur, weil er seinen ersten Henkelpott gewinnen könnte, sondern weil seine persönliche Leidenszeit vorbei ist. Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Dembélé als Fehleinkauf, als Chancentod, als genau das, was viele in Paris schon vor seinem Wechsel vom FC Barcelona im Sommer 2023 befürchtet hatten. Doch Dembélé hat nicht nur mentale Stabilität erlangt, sondern auch spielerische. Jedoch nicht auf der rechten Außenbahn, wo er noch 2016/17 in Diensten von Borussia Dortmund für Furore sorgte und sich einen raschen Wechsel nach Barcelona erarbeitete. Mittlerweile spielt der französische Edeltechniker nämlich auf der Mittelstürmer-Position. "Die Idee des Jahrhunderts" nannte Ex-Montpellier-Coach Jean-Louis Gasset den Rollentausch. Es sei alles Trainerkollege Luis Enrique zu verdanken, der auf diese Idee gekommen war. Stürmerstars wanderten aus Paris ab Zunächst wirkte das Ganze wie aus der Not heraus geboren. PSG hat in der jüngeren Vergangenheit nach und nach seine Topstars verloren. Erst Neymar und Lionel Messi und im vergangenen Sommer auch noch Kylian Mbappé , der zuletzt vornehmlich als zentraler Stürmer auftrat. Natürlich kauften die Hauptstädter, die weiterhin von Qatar Sports Investments finanziell angekurbelt werden, einen neuen Mittelstürmer – konkret Gonçalo Ramos. Aber die absolute Top-Qualität und vor allem Treffsicherheit brachte dieser nicht immer aufs Spielfeld. Dembélé hingegen netzte seit Januar 26-mal in 30 Pflichtspielen. Kompletter Wahnsinn. Der Wechsel ins Sturmzentrum ermöglicht auch, dass Linksaußen Khvicha Kvaratskhelia, der für 70 Millionen Euro im Januar von Napoli nach Paris wechselte, perfekt zur Geltung kommt. Denn Dembélé steht nicht einfach als Mittelstürmer im Zentrum und wartet auf Bälle. Dafür würden ihm klassische Stürmer-Attribute fehlen. Stattdessen agiert er als "falsche Neun" wie aus dem Lehrbuch. Er geht tief, lässt Bälle prallen, zieht Verteidiger von der Abseitslinie weg und reißt Lücken für Nebenmänner wie Kvaratskhelia. Falsche Neun wieder in Mode Manch einer wird argwöhnisch auf den Einsatz einer "falschen Neun" anstelle eines physischen Zielspielers im Sturmzentrum blicken. Aber in Europa gibt es aktuell einige große Teams, die genau diese Rolle bewusst einsetzen. Beim FC Barcelona spielt beispielsweise Ferran Torres mal auf der Neun und selbst Robert Lewandowski geht viel häufiger als in seiner Zeit beim FC Bayern ins Mittelfeld hinein. Arsenal hat auch zuletzt immer wieder auf "falsche" Stürmer gesetzt. Der englische Meister Liverpool vertraut lieber Außenstürmern wie Diogo Jota oder Luis Díaz auf der Neun als dem klassischen Mittelstürmer Darwin Núñez. Dembélés Agilität in der laufenden Bewegung wie auch am Ball hilft ihm natürlich ungemein. Man kann nicht jeden x-beliebigen Flügelangreifer ins Zentrum ziehen und hoffen, dass das irgendwie gut geht. Zugleich hat die Vielzahl an Toren gewiss sein Selbstbewusstsein gesteigert. Noch im Champions-League-Vorrundenspiel gegen Arsenal Anfang Oktober fehlte Dembélé suspendiert. Luis Enrique bezeichnete es als "beste Entscheidung", die er 2024 getroffen habe, weil Dembélé dadurch augenscheinlich angestachelt wurde. Enriques Entscheidung im Winter, Dembélé auf die Neun zu stellen, war aber auch alles andere schlecht.