Dauerhaftes Piepsen im Ohr: Wie Tinnitus entsteht und wie Sie vorbeugen

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Das kurze Piepen im Ohr bei Stress, das Pfeifen nach der Disco oder das Rauschen bei Fieber: Meist halten Ohrgeräusche nur kurz an. Manchmal aber kann daraus ein chronischer Tinnitus werden. Ohrgeräusche kennt fast jeder. Meist halten sie nur kurz an und verschwinden dann wieder. Manchmal aber kann aus einem akuten Tinnitus ein chronischer Tinnitus werden. Dann nehmen die Betroffene dauerhaft Geräusche im Ohr wahr. Welche Ursachen dahinterstecken und wann Sie zum Arzt gehen sollten, lesen Sie hier. Tinnitus: Was steckt dahinter? Von chronischem Tinnitus sprechen Mediziner, wenn Ohrgeräusche länger als drei Monate andauern. Teilweise wird auch für den Zeitraum von drei bis zwölf Monaten von einem subakuten Tinnitus gesprochen. Sind die Ohrgeräusche dagegen temporär und treten nur gelegentlich auf, liegt ein akuter Tinnitus vor. In Deutschland sind Schätzungen zufolge zwischen 3,5 und 4 Millionen Menschen von chronischem Tinnitus betroffen – Männer etwas häufiger als Frauen. Zwischen 5 und 15 Prozent aller Erwachsenen erleben einmal eine länger andauernde Tinnitus-Episode. Bei etwa 40 bis 50 Prozent der Betroffenen mit Tinnitus sind die Ohrgeräusche so intensiv, dass die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist. Wie ein Tinnitus verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Ist die Ursache bekannt und behandelbar, kann der Tinnitus verschwinden. Oftmals bleibt die Ursache der chronischen Ohrgeräusche unbekannt, was die Behandlung erschwert. Dann handelt es sich um primären oder idiopathischen Tinnitus, der fortbestehen und chronisch werden kann. Wann mit Geräuschen im Ohr zum Arzt? In den meisten Fällen lässt das Pfeifen, Piepen, Rauschen, Klingeln, Klopfen oder Brummen im Ohr von selbst wieder nach – meist innerhalb weniger Minuten. Wer länger als 48 Stunden unter den Geräuschen im Ohr leidet, sollte zunächst einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, um eine Schwerhörigkeit ausschließen zu lassen. Treten die Ohrgeräusche gemeinsam mit einem Hörverlust auf, sollten Betroffene ohne Zögern einen Arzt aufsuchen. Möglicherweise werden weitere Termine bei anderen Ärzten notwendig, etwa bei einem Neurologen, einem Zahnarzt, Kieferorthopäden oder einem Internisten, um mögliche organische Ursachen abzuklären. Ist der Auslöser der Ohrgeräusche bekannt und kann entsprechend behandelt werden, lässt sich der Tinnitus in vielen Fällen reduzieren – oder er verschwindet ganz. Welchen Einfluss hat Lärm? Ist das Ohr beispielsweise verstärkt Lärm ausgesetzt, reagiert es häufig mit einem Piepen im Ohr. Noch größer ist das Risiko bei einem durch Lärm verursachten Hörschaden, etwa einem Knalltrauma. Warum die Ohrgeräusche bei einem Hörschaden durch Lärm entstehen und was genau dabei passiert, ist wissenschaftlich nicht abschließend geklärt. Allerdings sollten die Ohren bestmöglich vor Lärm geschützt werden. Ein entsprechender Gehörschutz wie Lärmschutzkopfhörer oder Gehörschutzstöpsel schützt die empfindlichen Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr. Lärmschutz ist im beruflichen Umfeld ebenso wichtig wie im privaten, etwa bei Gartenarbeiten mit der Säge oder beim Discobesuch. Ein guter Gehörschutz verringert sowohl das Risiko, einen Tinnitus zu bekommen, als auch eine Chronifizierung eines bestehenden Tinnitus. Welche Erkrankungen zugrunde liegen können Eher selten sind die Geräusche im Ohr ein Hinweis auf eine schwerwiegendere Erkrankung. Möglich ist, dass eine chronische Mittelohrentzündung Tinnitus verursacht. Eine Knochenerkrankung im Mittel- und Innenohr ( Otosklerose ), die Menière-Krankheit (Erkrankung des Innenohrs), ein geplatztes Trommelfell sowie Probleme im Bereich der Kiefergelenke oder Kiefermuskeln können ebenfalls Auslöser sein. Eine gute Behandlung der Tinnitus auslösenden Erkrankungen kann die Ohrgeräusche oftmals lindern oder ganz beseitigen. Ohrgeräusche infolge von Medikamenten Bei der Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Antibiotika, Krebs- oder Malariamittel, können ebenfalls Ohrgeräusche auftreten. Nach dem Absetzen der Medikamente lassen die Ohrgeräusche in der Regel wieder nach. Manchmal kann auch der Wechsel auf ein anderes Präparat helfen, den Tinnitus zu lindern. Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Ohrgeräusche mit der Einnahme von Medikamenten in Zusammenhang stehen, sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt darauf an. Schwerhörigkeit kann Tinnitus chronisch machen Schwerhörigkeit ist eine häufige, aber unterschätzte Ursache von chronischem Tinnitus. "Bei etwa 80 Prozent der Tinnitus-Betroffenen liegt eine bislang unerkannte Schwerhörigkeit als Ursache vor", sagt Dr. Frank Matthias Rudolph, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. "Wird die Schwerhörigkeit mit einem Hörgerät behandelt, lassen in der Regel auch die Ohrgeräusche nach." Akuter Tinnitus als Stresssymptom Auch Stress wird als Ursache für chronischen Tinnitus häufig unterschätzt. "Stress und Tinnitus hängen eng zusammen. Tinnitus ist eine häufige Folge einer andauernden Stressbelastung", sagt Rudolph. Werde das Warnzeichen im Ohr ignoriert, könne sich aus einem zunächst unauffälligen akuten Tinnitus ein belastender chronischer Tinnitus entwickeln. "Häufig tritt Tinnitus zudem mit psychischen Erkrankungen auf, etwa Burn-outs, Depressionen und Angsterkrankungen. Es sind tatsächlich oft Einflüsse, welche die Psyche stark belasten, welche Tinnitus verursachen." Auch in der wissenschaftlichen Leitlinie "Chronischer Tinnitus" betonen die Autoren, dass Depressionen und andere psychische Störungen einen Risikofaktor für die Tinnitus-Entstehung darstellen und einen Tinnitus verstärken können. Ebenso kann intensiver, anhaltender Tinnitus psychische Störungen verursachen. Steht Tinnitus mit psychischer Belastung oder psychischen Erkrankungen in Zusammenhang, kann eine ambulante Psychotherapie helfen. Viele Betroffene können durch die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe den tinnitusbedingten Stress reduzieren, weil sie erleben, dass sie mit dem Problem nicht allein sind. Wenn bereits längere Zeiten der Arbeitsunfähigkeit bestehen und so die Erwerbsfähigkeit gefährdet ist, kann eine psychosomatische Rehabilitation in einer spezialisierten Klinik hilfreich sein.
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