Ein einfacher Urintest könnte künftig dabei helfen, das Risiko für eine Demenzerkrankung frühzeitig zu erkennen. Das zeigt eine neue Studie.  Demenz    gehört zu den häufigsten Krankheiten im Alter und ist bislang nicht heilbar. Allerdings können   Medikamente den Verlauf der häufigen Alzheimer-Demenz verlangsamen, wenn sie frühzeitig verwendet werden   . Umso wichtiger ist es, Risikofaktoren rechtzeitig zu erkennen. Ein internationales Forschungsteam zeigt nun: Ein erhöhter Wert des Proteins Albumin im Urin kann auf ein erhöhtes Risiko für eine Demenzerkrankung hinweisen. Die Studie wurde kürzlich in dem Fachmagazin "Journal of Internal Medicine" veröffentlicht.  Was der Urin über das Gehirn verrät  Albumin ist ein Eiweiß, das normalerweise im Blut bleibt. Gesunde Nieren filtern es heraus, sodass kaum etwas in den Urin gelangt. Wenn jedoch Albumin im Urin nachweisbar ist – eine sogenannte Albuminurie –, deutet das auf eine Schädigung der Nieren hin.  Diese Schädigung betrifft laut den Studienautoren oft nicht nur die Nieren, sondern auch die Blutgefäße im Gehirn. Hong Xu, Mitautorin der Studie und Assistenzprofessorin am Karolinska Institut in   Stockholm   , erklärt: "Die Nieren und das Gehirn scheinen sehr unterschiedliche Organe zu sein, doch beide sind auf ein feines Netz aus kleinen Blutgefäßen angewiesen. Wenn die Gefäße in den Nieren geschädigt sind, passiert häufig dasselbe im Gehirn."  Eine wichtige Komponente könnte dabei die Blut-Hirn-Schranke spielen, so die Expertin. Sie verhindert, dass schädliche Substanzen aus dem Blut ins Gehirn gelangen. So wie ein beschädigter Nierenfilter Proteine in den Urin austreten lässt, kann eine beschädigte Blut-Hirn-Schranke Giftstoffe und Entzündungsmoleküle in das Hirngewebe eindringen lassen. Mit der Zeit erhöht dies das Risiko von Gefäßschäden, Entzündungen und der Ansammlung schädlicher Proteine, die mit Demenz in Verbindung gebracht werden.    Nebenwirkungen überwiegen   :   Häufig verschriebenes Schmerzmittel hilft nicht so wie gedacht    Große Langzeitstudie liefert deutliche Ergebnisse  Für die Studie untersuchten die Forscherinnen und Forscher Daten von rund 133.000 Menschen ab 65 Jahren. Keiner der Teilnehmenden hatte zu Beginn eine Demenzdiagnose. Über einen Zeitraum von fast vier Jahren entwickelten etwa sieben Prozent eine Form der Erkrankung. Anschließend verglichen sie die Zahl der Demenzerkrankungen mit den Albuminwerten im Urin der Probanden.  Das Ergebnis:  Menschen mit mittleren Albuminwerten (30 bis 299 mg/g) hatten ein um 25 Prozent höheres Risiko, an einer Demenz zu erkranken.   Bei Menschen mit hohen Werten (ab 300 mg/g) stieg das Risiko sogar um 37 Prozent.   Albuminwert besonders guter Risikofaktor für eine Demenz-Form  Der Zusammenhang blieb auch bestehen, wenn andere Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder die allgemeine Nierenfunktion berücksichtigt wurden. Besonders stark war der Effekt bei der sogenannten vaskulären Demenz, also jener Form, die durch Durchblutungsstörungen ausgelöst wird. Der Zusammenhang wurde aber auch bei Demenz allgemein beobachtet, die mehrere Demenzformen vereint.  "Diese Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung eines routinemäßigen Screenings auf Albuminurie als Teil einer frühzeitigen Demenzrisikobewertung, insbesondere bei Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Nierenerkrankungen. Eine frühzeitige Erkennung einer Albuminurie könnte möglicherweise den Ausbruch einer Demenz verzögern oder verhindern", sagt Hong Xu.