Ungewöhnliche Erlebnisse oder Verhaltensweisen im Schlaf weisen auf eine Parasomnie hin. Welche Formen es gibt und wann ein Arztbesuch wichtig ist. Sprechen im Schlaf, plötzliches Hochschrecken, Albträume, Schlafwandeln : Meist sind solche Phänomene während des Schlafs harmlos. Seltener sind sie ein Anzeichen für eine Erkrankung – etwa, wenn Träume plötzlich in der Realität ausgelebt werden, wie es bei der sogenannten REM-Schlafverhaltensstörung der Fall ist. Was ist eine Parasomnie? Unter einer Parasomnie verstehen Fachleute verschiedene Auffälligkeiten während des Schlafs oder im Übergang zwischen Schlafen und Aufwachen. Dazu zählen etwa ungewöhnliches Verhalten, Albträume oder sehr intensive Wahrnehmungen. Es gibt mehrere Formen von Parasomnien. Grob lässt sich unterscheiden zwischen Non-Rapid Eye Movement-Parasomnien (NREM-Parasomnien) und Rapid Eye Movement-Parasomnien (REM-Parasomnien). REM-Parasomnien treten in der Traumphase (REM-Schlaf) auf und bleiben oft in Erinnerung. NREM-Parasomnien kommen hingegen in der Tiefschlafphase vor; häufig können sich Betroffene nicht oder kaum daran erinnern. Darüber hinaus gibt es Parasomnien, die sich nicht einer bestimmten Schlafphase zuordnen lassen – etwa Bettnässen , Zuckungen beim Einschlafen oder Sprechen im Schlaf. NREM-Parasomnien: Schlafwandeln, Nachtschreck, verwirrtes Erwachen Zu den NREM-Parasomnien zählen: Schlafwandeln Nachtschreck verwirrtes Erwachen/Schlaftrunkenheit Ein typisches Beispiel für eine NREM-Parasomnie ist das Schlafwandeln : Betroffene stehen aus dem Schlaf heraus plötzlich auf, laufen umher und verlassen unter Umständen sogar das Haus, ohne wach zu sein. Dabei sind die Augen in der Regel geöffnet. Am nächsten Tag wird das Erlebte meist nicht erinnert. Bei einem Nachtschreck (Nachtangst, Pavor nocturnus) fahren Personen (überwiegend Kinder) plötzlich panisch und mit weit geöffneten Augen aus dem Schlaf hoch. Nicht selten stoßen sie dabei einen Schrei aus. Manchmal springen sie auf und/oder laufen umher. Sie zeigen deutliche Anzeichen von Angst. Vertraute Menschen erkennen sie nicht. Beim verwirrten Erwachen (auch: Schlaftrunkenheit) schrecken die Betroffenen mitten aus dem Tiefschlaf hoch, ohne vollständig wach zu sein und sich später daran erinnern zu können. Häufig setzen sie sich auf, mitunter fangen sie an zu reden. Anders als beim Schlafwandeln stehen sie jedoch nicht auf. Sie sind verwirrt und wissen zumeist nicht, wo sie gerade sind. NREM-Parasomnien sind überwiegend harmlos und vor allem bei Kindern ein häufiges Phänomen. Schätzungen zufolge hat jedes fünfte Kind irgendwann einmal damit zu tun. Im Laufe der Zeit bilden sich die Verhaltensweisen meist ohne Behandlung wieder zurück. Aber auch Erwachsene können betroffen sein: Etwa 3 von 100 Männern und Frauen haben eine NREM-Parasomnie. Häufige Auslöser einer NREM-Parasomnie sind Stress oder ein gestörter Schlaf. Mitunter steckt eine Erkrankung wie eine Schlafapnoe dahinter. Vermutlich haben manche Personen eine Veranlagung für solche Störungen. REM-Parasomnien nicht immer harmlos Unter den REM-Parasomnien unterscheiden Fachleute zwischen folgenden Formen: Albtraumstörung Schlaflähmung (Schlafparalyse) REM-Schlafverhaltensstörung Albträume erlebt jeder Mensch gelegentlich. Eine Störung stellen sie erst dar, wenn sie häufiger auftreten und den Schlaf deutlich beeinträchtigen. Für manche Menschen sind Albträume so belastend, dass sie Angst vor dem Schlafen haben. Direkt gefährlich sind sie jedoch in der Regel nicht. Eine Schlafparalyse kann sowohl beim Aufwachen als auch beim Einschlafen vorkommen . Im Schlaf entspannen sich bei gesunden Menschen die Muskeln: Der Muskeltonus sinkt. Die Skelettmuskulatur ist während des Schlafs fast völlig gelähmt. Dadurch wird verhindert, dass sich eine Person während des Träumens bewegt und die Trauminhalte auslebt. Bei einer Schlafparalyse ist die Skelettmuskulatur noch oder schon im Schlafmodus – der Geist ist jedoch weitgehend wach. Trotz halb-wachen Bewusstseins können sich betroffene Personen für Sekunden bis Minuten nicht bewegen, die Augen öffnen oder sprechen. Dies ist oft mit einem Gefühl von Angst verbunden. Mitunter wird das Erlebte von Halluzinationen begleitet: Zum Beispiel entsteht der Eindruck, eine Person stünde neben dem Bett. Manche Personen mit Schlaflähmung hören Töne oder Geräusche, oder sie sehen Bilder, die nicht real sind – ähnlich wie in einem Traum, nur deutlich intensiver. Schlaflähmungen können durch Ursachen wie Stress, Schichtarbeit oder Schlafstörungen ausgelöst werden. Sie können aber auch ein Hinweis auf eine Erkrankung wie Narkolepsie sein . REM-Schlafverhaltensstörung weist auf Erkrankung hin Bei der seltenen REM-Schlafverhaltensstörung ist der Muskeltonus im Schlaf zu stark. Die Skelettmuskulatur ist nicht ausreichend blockiert. Dies führt dazu, dass intensive Träume zumindest teilweise in die Tat umgesetzt werden. Das kann unter Umständen eine potenzielle Gefahr für die Bettpartnerin oder den Bettpartner bedeuten: Nicht selten sind die Trauminhalte bedrohlicher Natur, Verfolgung kann etwa eine Rolle spielen. Die Betroffenen sprechen, schreien, schlagen oder treten, können sich nach dem Aufwachen jedoch an nichts erinnern. Eine REM-Schlafverhaltensstörung betrifft meist Menschen im höheren Alter. Sie kann auf den Beginn einer neurodegenerativen Erkrankung hinweisen – etwa Parkinson. Personen mit entsprechenden Symptomen sollten sich daher zeitnah untersuchen lassen. Mit Medikamenten lassen sich die Beschwerden oft lindern. Untersuchung im Schlaflabor gibt Aufschluss Besteht der Verdacht auf eine Parasomnie, ist ein Besuch im Schlaflabor empfehlenswert. Eine mögliche Untersuchung ist die sogenannte Video-Polysomnografie. Dabei wird die Person vor dem Schlafen mit Elektroden verkabelt. Auf diese Weise lassen sich unterschiedliche Werte erfassen – etwa die Sauerstoffsättigung im Blut, der Luftstrom an Mund und Nase, die Gehirnströme oder die Augenbewegungen. Zusätzlich wird die schlafende Person gefilmt. So kann der Arzt Verhaltensauffälligkeiten besser einordnen. Zudem können andere Ursachen festgestellt oder ausgeschlossen werden – etwa eine Epilepsie oder eine Schlafapnoe. Behandlung von Art der Störung abhängig Ob und wie eine Parasomnie behandelt wird, richtet sich danach, um welche Störung es sich handelt und wie schwer sie ausgeprägt ist. In leichten Fällen kann es zum Beispiel ausreichen, die Partnerin oder den Partner über die Störung aufzuklären. Könnte die Person sich oder andere gefährden – etwa, weil sie Trauminhalte auslebt –, kann es nötig sein, das Schlafzimmer entsprechend zu sichern, etwa mit einer Polsterung. Je nach Art der Störung kommen Medikamente zum Einsatz. Bei einer REM-Schlafverhaltensstörung ist es zudem wichtig, den möglichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Bei einer (meist harmlosen) NREM-Parasomnie kann eine gute Schlafhygiene hilfreich sein. Das bedeutet zum Beispiel, regelmäßig ins Bett zu gehen, zu lernen, besser mit Stress umzugehen, etwa mithilfe einer Entspannungstechnik, Schlafmangel zu vermeiden. In manchen Fällen, etwa bei Albträumen, kann eine psychotherapeutische Behandlung infrage kommen.