DFB: Für Deutschland kommt gegen Nordirland die Gefahr von oben

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Gegen Nordirland geht Deutschland als klarer Favorit ins Rennen. Um die DFB-Elf zu schlagen, will der Außenseiter auf vermeintlich einfache Mittel zurückgreifen. Aus Belfast berichtet Benjamin Zurmühl Der Fußball in Nordirland lebt von Leidenschaft, Zusammenhalt und einer Prise Selbstironie. Wenn die Nationalmannschaft spielt, singen die Fans gerne: "We're not Brazil, we're Northern Ireland, but it's all the same to me." Das bedeutet so viel wie: "Wir sind nicht Brasilien, wir sind Nordirland, aber für mich ist das dasselbe." Für Julian Nagelsmann und die deutsche Nationalelf ist es nicht dasselbe. Die Vorbereitung auf das Spiel am Montagabend in der WM-Qualifikation (ab 20:45 Uhr im Liveticker bei t-online) könnte kaum unterschiedlicher sein. Nicht nur, weil die individuelle Qualität der Spieler von Brasilien und Nordirland Welten trennt, sondern auch, weil der Spielstil beider Mannschaften kaum entgegengesetzter sein könnte. Während die Brasilianer für technisch anspruchsvollen Fußball stehen und viel dribbeln, sind die Nordiren für ein physisches Spiel bekannt. Aggressiv, intensiv, unangenehm. Und sie arbeiten gerne über Standards und lange Bälle. Für Deutschland kommt am Montag im Windsor Park in Belfast die Gefahr von oben. Zweite, dritte und vierte Bälle Immer wieder eröffnen die Nordiren mit ihren Verteidigern das Spiel mit einem weiten Schlag in die gegnerische Hälfte. Ob das Luftduell dort gewonnen wird, ist zweitrangig. Es geht vor allem um den Moment danach, das Erobern des Balls nach dem Luftzweikampf, auch als "zweiter Ball" betitelt. "Sie besetzen die Räume gut, um die zweiten Bälle dann zu gewinnen", analysierte Julian Nagelsmann auf der Pressekonferenz am Sonntagabend. "Du musst für diese zweiten Bälle kämpfen, manchmal werden es auch dritte oder vierte Bälle." Der Bundestrainer betonte mehrfach, dass er mit einem starken Gegner rechne, den es richtig zu verteidigen gilt. "Du musst Flanken und Standardsituationen vermeiden." Standardsituationen, das sind neben Eckbällen und Freistößen neuerdings auch Einwürfe. Immer mehr Mannschaften setzen auf Spieler, die den Ball bei Einwürfen bis in Strafraumnähe bringen. Jürgen Klopp beschäftigte beim FC Liverpool mit dem Dänen Thomas Grønnemark sogar einen eigenen Einwurftrainer. "Das ist ihre Festung" Einen eigenen Einwurftrainer hat der DFB nicht, in Mads Buttgereit aber einen Experten für Standards im Trainerteam. Buttgereit war in der Vorbereitung auf das Spiel in Belfast besonders gefragt. "Wir haben heute noch einmal Standards gemacht", sagte Julian Nagelsmann am Sonntag mit Blick auf das Abschlusstraining. "Wir wissen, dass Nordirland auch über Standards gefährlich werden kann. Das haben wir im Hinspiel gesehen." Im September hatte Mittelfeldmann Isaac Price eine Ecke mit einem sehenswerten Volleyschuss unter die Latte ins deutsche Tor gejagt. Es war der 1:1-Ausgleich in Köln, der die deutsche Mannschaft doch etwas verunsicherte. Einen solchen Geniestrich der Nordiren will Nagelsmann am Montag vermeiden, denn sonst könnte es im Windsor Park besonders hitzig werden. Das kleine Stadion, in dem nur 18.500 Zuschauer Platz finden, kann binnen weniger Sekunden zu einem Hexenkessel werden. Es braucht nicht viel, um die Heimfans zu elektrisieren. Manchmal reicht auch nur eine Grätsche. Seit zwei Jahren ist Nordirland im Windsor Park ungeschlagen. "Jeder weiß, was auf uns zukommt", sagte Nagelsmann. "Das ist eine beeindruckende Quote, das ist ihre Festung." Angst hat die DFB-Elf vor dieser Festung aber nicht. Ganz im Gegenteil, betonte Nico Schlotterbeck am Sonntag. "Als Fußballer wartest du auf solche Spiele", erklärte der Innenverteidiger. "Ich kenne das aus Dortmund, dort spielen wir alle zwei Wochen vor 80.000. Hier sind es etwas weniger, es ist etwas kleiner, aber genauso laut. Da freue ich mich riesig drauf." Ob hohe Bälle oder laute Ränge, auf die DFB-Elf wartet ein Abend mit vielen Herausforderungen – besonders von oben.
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