Elon Musk: Wie sich der Tesla-CEO zur Billion verhelfen will

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Rekordumsatz, aber Gewinneinbruch im dritten Quartal bei Tesla. Und die Zukunft sieht wenig rosig aus. Von kühnen Forderungen hält das CEO Elon Musk nicht ab. Fast eine halbe Million ausgelieferte Fahrzeuge im dritten Quartal: ein Plus von gut sieben Prozent. Rekord für Tesla . Auch beim Umsatz. Doch Aktionäre und Analysen reagierten auf diese Ergebnisse überwiegend skeptisch . Einerseits haben einige sicher Gewinne mitgenommen. Denn die Aktie hat allein in den vergangenen drei Monaten fast 50 Prozent an Wert gewonnen, seit April fast 75 Prozent. Andererseits zeigt sich an der Börse immer wieder das Phänomen: "Sell on good news", also "Verkaufe bei guten Nachrichten". Denn Rekorde sind hier in den vergangenen Jahren fast zur Gewohnheit geworden, gerade im Technologiesektor, dem am besten laufenden seit Jahren. Der Sektor hält ganze Indizes am Laufen und ist entsprechend sportlich bewertet. Und viele Marktteilnehmer fragen sich: Was rechtfertigt eigentlich die hohen Bewertungen? Teurer als alle deutschen Autoaktien zusammen Die Frage ist auch im Fall Tesla berechtigt: Das Unternehmen wird an der Börse fast zehnmal teurer gehandelt als alle Dax-Autowerte zusammen. Und die Fragen sind mit Blick auf Teslas Quartalsbilanz nicht weniger geworden: Denn die Zahlen zum dritten Quartal beinhalten – neben einem unschönen Gewinneinbruch – sogenannte Vorzieheffekte. Im September läuft die Förderung von Elektroautos in den USA aus. Bis zu 7.500 US-Dollar pro Neuzulassung. Da haben einige Kunden wohl noch schnell gekauft. Und das, obwohl die Modellpalette vor sich hin altert und es längst Alternativen gibt. Nach dem Motto: Lieber ein altes Modell zum alten, günstigeren Preis als ein altes Modell, das teurer ist. Wird bald alles besser? Im Sommer hatte Musk vor schwierigen nächsten Quartalen gewarnt. Er hatte das damit begründet, dass er den Fokus von E-Autos weg mehr auf autonomes Fahren und Robotik legen wolle. KI und autonomes Fahren – das werde eine "Schockwelle" geben, sagte er gegenüber Analysten. Zuletzt erreichten die Schockwellen allerdings eher den Aktienkurs. Die Aktie reagierte empfindlich, wenn das Unternehmen Prognosen und Versprechen nicht einhielt, wenn die Zahlen die Erwartungen verfehlten. Musk verweist immer wieder auf die Möglichkeiten der Zukunft. Aber irgendwann muss er liefern. Nun gibt es zwar tatsächlich seit Ende Juni im texanischen Austin Versuche mit selbstfahrenden Robotaxis . Aber Musks Ziel, dass Autos allein durch den Verkehr steuern und für jedermann verfügbar sind, scheint in weiter Ferne. Außerdem ist er nicht allein mit seinem Traum. Auch andere Hersteller haben Visionen. Eigentlich genug zu tun Musk jedenfalls hat alle Hände voll zu tun, Tesla zurück auf die Spur zu bringen. Die Quartalszahlen dürften sich schwer wiederholen lassen, sagen Analysten: Die Modellpalette ist alt, die Konkurrenz bei E-Autos ist groß und kommt hauptsächlich aus China . Dort hat man viel von Tesla gelernt: Einige Modelle aus China sehen denen aus Kalifornien zum Verwechseln ähnlich – nur kosten sie weniger. Zuletzt hatte Tesla die Preise gesenkt, um den wegfallenden Steuersubventionen entgegenzuwirken. Analysten gehen aber davon aus, dass im nächsten Quartal Absatz und Umsatz trotzdem zurückgehen werden. Mehr Geld und Macht für Musk? Trotz der ausbleibenden Erfolge möchte sich Elon Musk auf der Hauptversammlung im November einen neuen Bonus absegnen lassen. Bisher war er damit nicht durchgekommen. Denn es ist wirklich ein Sümmchen: eine Billion Dollar, wenn er bei Tesla in den nächsten Jahren bestimmte Ziele erreicht. Nämlich eine Marktkapitalisierung von 8,5 Billionen Dollar bis 2035, also in nur zehn Jahren. Zum Vergleich: Das wertvollste Unternehmen derzeit, Nvidia, ist 4,4 Billionen US-Dollar wert, Microsoft folgt mit 3,8 Billionen auf Platz 2, Apple auf 3 knapp dahinter. Tesla ist derzeit rund 1,4 Billionen US-Dollar teuer. Außerdem bekäme Musk mehr Stimmrechte an Tesla. Und damit noch mehr Gewicht im Unternehmen. Derzeit besitzt er 12,75 Prozent. Er hätte aber gern das Doppelte der Stimmrechte. Elon Musk droht mit Rücktritt, wenn er die Zustimmung nicht bekommt. Was wäre daran aber eigentlich so schlecht? Experte sieht Tesla vor harten Zeiten: "Elon Musk hat drei riesige Probleme" Pioniere mit Patzern: Was Musks Robotaxis können - und was nicht Was, wenn Musk zurückträte? Zunächst: Musk ist ein Visionär und Macher. Er hat mit seiner Vision eine ganze Branche, ja die Welt verändert. Solche disruptiven Veränderungen, solche "Gamechanger", passieren nicht in einem 9-to-5-Job. Und dafür gehört es sich, ihm Boni auszuzahlen und das Ganze so wertzuschätzen. Zumal, solange die Zahlen stimmen. Aber wie viel ist genug? Und was wäre, wenn Musk wirklich zurückträte? Wenn er nicht mehr heute Autos bauen, morgen Satelliten ins All schießen und übermorgen die US-Regierung beraten würde? Was wäre, wenn er sich tatsächlich auf eine Sache, womöglich das Raketen- und Satelliten-Geschäft, konzentrieren würde? Den Weg freimachen würde für jemanden, der Tesla als Autohersteller solide im Geschäft hält? Der für solide Zahlen sorgt, für bezahlbare Automodelle, die wieder richtig gefragt wären? Der die Konkurrenz wieder auf Abstand bringt? Was wäre, wenn? Schauen wir auf sein Umfeld: Gerade bei Tech-Unternehmen hat ein Wechsel an der Spitze oft gutgetan. Microsoft-Gründer Bill Gates hatte im Jahr 2000 nach 25 Jahren den Staffel-Stab an Steve Ballmer übergeben. Der wiederum 2014 an Satya Nadella. Allein die Kursentwicklung unter Bill Gates spricht für sich. Die Aktie war 1986 (Erstnotiz) bei 21 US-Dollar gestartet und hatte sich dann fast verdreifacht – und das in Zeiten, in denen das Internet noch nicht massentauglich war. Fünf einfache Worte: Das Geheimnis von Warren Buffetts Reichtum (Börsenkolumne) Berkshire ohne Buffett: Was wird aus der teuersten Aktien der Welt? (Börsenkolumne) Viele Tech-Chefwechsel haben gutgetan Unter Ballmer passierte dann, zugegeben, wenig. Das Unternehmen geriet tief in die Krise. Ballmer hatte zu lange an alten Zöpfen wie der guten alten PC-Software festgehalten. Doch Nadella setzte auf neue Technologien wie Cloud und KI. Unter seiner Führung bringt es die Aktie von Microsoft bis jetzt auf über 1.500 Prozent Plus. Auch die Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin hatten 2019 ihre Nachfolge für Alphabet, so heißt die Holding inzwischen, geregelt: Seitdem ist Sundar Pitchai CEO. Seine Börsenbilanz: gut 400 Prozent. Es gibt natürlich auch eine Menge Unternehmen, bei denen der Gründer an Bord geblieben ist – wobei Musk bei Tesla, entgegen vielen anderslautenden Berichten, gar nicht der Gründer ist. So hat Warren Buffett, Gründer der Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, erst in diesem Jahr seinen Rücktritt als CEO des Unternehmens verkündet. Mit 95 Jahren. Larry Ellison hatte den Posten als Oracle-CEO nach gut 35 Jahren abgegeben, um als Technologievorstand weiterzumachen. Ist er bis heute. Aber er tanzt eben nicht auf vielen Hochzeiten, sondern auf einer. Der Lohn: In diesem Jahr war er zeitweise der vermögendste Mensch der Welt . Trüber Blick nach vorn Ob mit Elon Musk oder ohne – die meisten Analysten erwarten bei Tesla für das vierte Quartal wenig Gutes: Absatzrückgang, Margenrückgang. Preisreduzierungen inmitten des Konkurrenzkampfes in der Branche dürften ihren Tribut fordern. Solange Tesla wie die meisten anderen Hersteller Preise senken muss und solange politische Entscheidungen Märkte enorm verändern, sehen die meisten Experten wenig Besserung. Noch ist der Autohersteller kein KI-Unternehmen.
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