Endometriose: Wie ist sie erkennbar? Und was sagen Blutwerte aus?

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Endometriose entwickelt sich schleichend und ist nicht einfach zu erkennen – selbst für Fachleute nicht. Hier erfahren Sie, auf welche Anzeichen Frauen achten sollten. Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen. Schätzungen zufolge sind in Deutschland 2 bis 30 von 100 Frauen davon betroffen, die Dunkelziffer ist allerdings hoch. Bei den Erkrankten wächst Gewebe, das dem der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, in anderen Regionen des Körpers. Aus diesen sogenannten Endometrioseherden können sich Verwachsungen und Zysten bilden, etwa an den Eierstöcken. Endometriose erkennen: Das sind die Anzeichen Die Erkrankung verursacht häufig starke Symptome, vor allem Schmerzen im Unterleib. Meist beginnen diese etwa zwei Tage vor der Regelblutung und werden dann immer stärker. Fachleute sprechen daher von Crescendoschmerzen (ital. crescendo = lauter oder stärker werdend). Wenn die Blutung einsetzt, klingen sie häufig wieder ab. Bei einigen Frauen werden die Schmerzen chronisch. Vielen tut auch der Geschlechtsverkehr weh. Ein weiteres typisches Symptom der Endometriose sind Zyklusstörungen, etwa Blutungen zwischen den eigentlichen Monatsblutungen (Zwischenblutungen oder Schmierblutungen). Viele erkrankte Frauen haben zudem sehr starke oder lange andauernde Regelblutungen. Es gibt allerdings auch Frauen, die zunächst nichts von ihrer Endometriose merken – und zwar über Jahre oder sogar Jahrzehnte. Symptome können selbst dann ausbleiben, wenn sich die Endometriose bereits stark ausgebreitet hat. Die Stärke der Beschwerden hängt also nicht vom Ausmaß der Endometrioseherde ab. Einige Frauen erfahren erst dann von ihrer Erkrankung, wenn sie versuchen, schwanger zu werden. Denn wenn die Endometriose die Eierstöcke oder die Eileiter in ihrer Funktion behindert, wirkt sie sich auf die Fruchtbarkeit aus. Viele Betroffene müssen daher eine Fruchtbarkeitsbehandlung in Anspruch nehmen, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Endometriose in anderen Organen erkennen Endometriose kann sich auch in anderen Körperregionen als den Fortpflanzungsorganen entwickeln, beispielsweise im Darm oder in den Harnwegen. Mitunter erstreckt sie sich auf mehrere Organe. Welche Symptome dann auftreten, hängt davon ab, welches Organ betroffen ist und wie stark die Wucherungen und Verwachsungen es in seiner Funktion beeinträchtigen. Sind der Darm oder die Blase betroffen, sind die Beschwerden nicht gleich als Anzeichen einer Endometriose zu erkennen. Endometriose am Darm kann sich etwa durch Schmerzen und Probleme beim Stuhlgang sowie Blutungen aus dem After äußern. Die Betroffenen – und auch ihre Ärztinnen oder Ärzte – denken daher oftmals zunächst an eine Darmerkrankung oder ein Hämorrhoidalleiden. Eine Endometriose der Blase kann zu Problemen beim Wasserlassen und zu Harnwegsinfekten führen, weil durch die Verwachsungen der Harn nicht richtig abfließen kann. Manche Betroffenen haben sogar Blut im Urin . Die Beschwerden scheinen dann zunächst auf eine gewöhnliche Blasenentzündung hinzudeuten. Sie lassen sich aber durch eine Behandlung mit Antibiotika nicht langfristig in den Griff bekommen, sondern treten immer wieder auf – meist zyklusabhängig. Endometriose: Welcher Arzt hilft? Endometriose fällt in das Fachgebiet der Gynäkologinnen und Gynäkologen, also der Frauenärztinnen und Frauenärzte. Allerdings ist die Erkrankung auch für sie nicht immer leicht zu erkennen. Daher kann es sinnvoll sein, sich bei entsprechenden Beschwerden an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden, der auf Endometriose spezialisiert ist. Diese sind in zertifizierten Endometriosezentren anzutreffen. Welche Kliniken und Praxen in Deutschland dazu zählen, listet die Endometriose-Vereinigung auf ihrer Website auf. Ein Endometriosezentrum ist auch eine gute Anlaufstelle für eine ärztliche Zweitmeinung – etwa, wenn eine Frau das Gefühl hat, dass ihre Frauenärztin oder ihr Frauenarzt ihre Regelbeschwerden nicht ernst nimmt. Zu welchem Arzt bei untypischen Endometriose-Beschwerden? Manchmal führt eine Endometriose auch zu Symptomen, die augenscheinlich nichts mit den weiblichen Geschlechtsorganen zu tun haben, etwa zu Verdauungsbeschwerden oder Problemen beim Wasserlassen. Die erkrankte Frau geht dann vielleicht erst einmal zur Hausärztin oder zum Hausarzt – was auch nicht falsch ist: Sofern die Ärztin oder der Arzt für Endometriose sensibilisiert ist, kann sie oder er die Betroffene an eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt überweisen. Jedoch haben Hausärztinnen und Hausärzte die Endometriose nicht immer "auf dem Schirm". Wenn eine Frau bei sich Anzeichen für eine Endometriose feststellt, kann es daher sinnvoll sein, die Ärztin oder ihren Arzt explizit darauf anzusprechen. Die Ärztin oder der Arzt kann im Laufe des Gesprächs und durch bestimmte Untersuchungen klären, welche Ursachen denkbar sind. Steckt tatsächlich eine Endometriose dahinter, lässt sich diese durch eine Bauchspiegelung feststellen. Wie diese Untersuchung abläuft, erfahren Sie im folgenden Kapitel. Endometriose: Schritte zur Diagnose Die Ärztin oder der Arzt muss sich zunächst ein genaueres Bild von den Beschwerden machen und dann überlegen, welche Erkrankungen als Ursachen infrage kommen. Nach dem Gespräch folgt eine gynäkologische Untersuchung, bei der die Organe im Becken abgetastet werden. Dazu führt die Ärztin oder der Arzt einen oder zwei Finger in die Vagina ein und drückt mit der anderen Hand von außen vorsichtig auf den Unterbauch der Frau. So lassen sich zum Beispiel Knoten, schmerzhafte Stellen und Verhärtungen ertasten. Ergänzend folgt eine Untersuchung mit dem Spekulum. Das ist ein medizinisches Instrument, das dazu dient, die Scheidenwände aufzuspreizen. Es hilft dabei, die Scheide und den unteren Teil des Gebärmutterhalses genauer zu betrachten und eventuell dort wachsende Endometrioseherde ausfindig zu machen. Darüber hinaus kann auch eine rektale Tastuntersuchung sinnvoll sein. Dabei wird ein Finger vorsichtig in den After (das Rektum) eingeführt und der Bereich zwischen dem Enddarm und dem Gebärmutterhals beziehungsweise der hinteren Gebärmutterwand abgetastet. Verhärtungen, Knoten und/oder Schmerzen in diesem Bereich können darauf hindeuten, dass der Darm von der Endometriose betroffen ist. Endometrioseherde können sich allerdings auch in Bereichen befinden, die nur mithilfe bildgebender Verfahren zu sehen sind. Endometriosezysten an den Eierstöcken und größere Endometrioseherde an der Blase sowie in der Muskelwand der Gebärmutter lassen sich beispielsweise durch eine Ultraschalluntersuchung durch die Scheide (transvaginale Sonografie) feststellen. Erweist sich der Ultraschall als unauffällig, heißt das jedoch nicht, dass keine Endometriose vorliegt. Um die Erkrankung sicher feststellen beziehungsweise ausschließen zu können, ist eine Bauchspiegelung nötig. Dabei untersucht eine Chirurgin oder ein Chirurg die Bauchorgane mithilfe einer Kamera und Operationsinstrumenten, die durch drei kleine Löcher in den Bauchraum eingeführt werden. Die Patientin bekommt dafür eine Vollnarkose. (Mehr zum Ablauf dieses Eingriffes erfahren Sie hier .) Da es sich dabei um einen (wenn auch kleinen) operativen Eingriff handelt, leiten ihn Ärztinnen und Ärzte nicht leichtfertig in die Wege, sondern nur, wenn es unbedingt nötig ist. Das kann etwa der Fall sein, wenn die nicht-operativen Untersuchungsmethoden keinen Befund geliefert haben, die Beschwerden der Patientin aber für Endometriose sprechen (und nicht durch andere Ursachen erklärbar sind). Um den Verdacht zu erhärten, kann die Ärztin oder der Arzt vor der Bauchspiegelung auch erst einmal einen Therapieversuch unternehmen: Die Patientin bekommt für drei Monate hormonelle Verhütungsmittel verschrieben – quasi als Test. Die Hormone unterdrücken den natürlichen Menstruationszyklus und damit auch den monatlichen Aufbau und das Bluten der Endometrioseherde. Bessern sich die Beschwerden dadurch, ist das ein weiterer Hinweis auf eine Endometriose. Bei Verdacht auf eine Endometriose des Darms oder der Blase ist normalerweise auch eine Darm- beziehungsweise Blasenspiegelung nötig. Endometriose: Was sagen die Blutwerte aus? Eine Endometriose lässt sich nicht durch einen Bluttest feststellen. Die Blutwerte der Betroffenen sind oftmals normal. Eine Blutuntersuchung eignet sich somit nicht zur Diagnose dieser Erkrankung. Wenn die Ärztin oder der Arzt der Patientin Blut abnimmt, dann normalerweise nur, um andere Erkrankungen auszuschließen. Oder im Falle eines Kinderwunsches. Wenn die Endometriose die Eierstöcke in ihrer Funktion beeinträchtigt, steht sie einer Schwangerschaft im Wege. Um schwanger zu werden, muss die Betroffene dann unter Umständen eine künstliche Befruchtung vornehmen lassen. Vorab ist eine Blutuntersuchung nötig, bei der das Anti-Müller-Hormon (der AMH-Wert) gemessen wird. Dieser Wert gibt Auskunft darüber, wie viele Eizellen im Eierstock der Frau zur Befruchtung zur Verfügung stehen. Das ist wichtig für die sogenannte Stimulationstherapie: Die Frau bekommt Hormone verabreicht, die die Reifung befruchtungsfähiger Eizellen im Eierstock anregen. Die Eierstöcke dürfen dabei aber nicht zu stark stimuliert werden, weil sonst (unter Umständen schwere) Nebenwirkungen drohen. Der AMH-Wert hilft dabei, die richtige Dosierung festzulegen.
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